Benachteiligte Grundschüler:Bessere Noten für Mädchen bei gleicher Leistung

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Jungs mögen es schon geahnt haben, nun untermauert eine wissenschaftliche Untersuchung ihren Verdacht: Mädchen werden bevorzugt - zumindest in manchen Fächern.

Marco Finetti

An den deutschen Grundschulen bestehen bei den Lernleistungen, aber auch bei den Benotungen und den Vorlieben für einzelne Fächer teilweise deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Dies zeigt die neueste innerdeutsche Auswertung der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu), die am Montag in Dortmund vorgestellt wurde.

Mädchen erbringen demnach in allen Bundesländern beim Lesen bessere Leistungen und ein ausgeprägteres Textverständnis, zudem lesen sie weitaus mehr in ihrer Freizeit. Auch schreiben sie in der Regel mehr und lieber als Jungen.

Wie der neue Leiter des Dortmunder Instituts für Schulentwicklungsforschung und deutsche Iglu-Koordinator Wilfried Bos berichtete, erzielen die Grundschülerinnen im Fach Deutsch zumeist bessere Noten als die Grundschüler. Dies liegt nach Erkenntnissen der Bildungsforscher jedoch teilweise auch daran, dass Jungen bei oft gleichen Leistungen tendenziell schlechter benotet werden.

Empfehlungen nach Herkunft

"Jungen werden leicht benachteiligt", sagte Bos; dies zeige sich etwa in der vierten Grundschulklasse in den Fächern Deutsch und Sachkunde. Mögliche Ursachen für die bessere Benotung der Mädchen könnten "ein stärkeres Wohlverhalten oder eine größere Angepasstheit" sein, erläuterte Bos.

Die Grundschullehrer in Deutschland sind der Iglu-Studie zufolge mit ihrer Arbeit und deren Rahmenbedingungen zu zwei Dritteln zufrieden, sie arbeiten gerade im internationalen Vergleich jedoch wenig zusammen. "Kooperation in den Kollegien ist das A und O für guten Unterricht", sagte Bos: "Hier wird sich noch viel ändern müssen."

Die jetzigen Ergebnisse sind die inzwischen dritte Auswertung der Iglu-Studie von 2003. Im internationalen Vergleich hatten die deutschen Grundschüler damals unter 35 Nationen den elften Platz belegt und damit deutlich besser abgeschnitten als Deutschlands Schüler insgesamt in den Pisa-Studien.

Die zweite Auswertung hatte 2004 allerdings gezeigt, dass fast die Hälfte der Grundschüler eine falsche Empfehlung für die weiterführende Schule erhalten; hierbei zählt oft weniger die Leistung als die soziale Herkunft der Schüler. Im kommenden Frühjahr startet eine weitere Iglu-Studie in gut 45 Nationen; an ihr sollen in Deutschland etwa 400 Schulen mit 8000 bis 9000 Schülern teilnehmen. Erste Ergebnisse sollen Ende 2007 vorliegen.

© SZ vom 8. November 2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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