Beliebte Berufe:Warum Beamte ein gutes Ansehen haben

Feuerwehrmänner, Krankenpfleger und Ärzte: Das sind Berufe, die bei den Deutschen ein hohes Ansehen haben. Vom Beamten als solchen halten sie relativ wenig - doch bei genauerem Hinsehen ändert sich das Bild.

Detlef Esslinger

Wer seinen Beruf nach dem Ansehen wählt, soll der Beamter werden? Und wer sein Ansehen nicht gefährden will, soll der streiken? So haben der Beamtenbund und die Demoskopen von Forsa ihre Fragen zwar nicht formuliert, als sie die Meinung von 3000 Deutschen zum öffentlichen Dienst erkundeten. Aber auch darauf gibt die Erhebung Auskunft, die der Vorsitzende des Beamtenbunds, Peter Heesen, und Forsa-Chef Manfred Güllner vorstellten.

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Ein wenig ist es wie in jedem Jahr seit 2007, seit es diese jährliche Bürgerbefragung gibt. Vom Beamten als solchen halten die Deutschen relativ wenig, nur 36 Prozent gestehen ihm ein hohes Ansehen zu; unter 31 Berufen, bei denen das Image abgefragt wurde, liegt er auf Platz 24. Aber: Erstens lag diese Quote vor fünf Jahren noch bei 27 Prozent, zweitens fällt das Ansehen der Beamten immer dann höher aus, wenn konkreter gefragt wird: Feuerwehrmänner, Polizisten, Richter und Professoren - das sind Berufe, die bei den Menschen viel gelten.

Und den Ärzten wird es kaum schaden, wenn sie mal aus Protest ihre Praxis schließen. In hohem Ansehen stehen sie derzeit bei 89 Prozent. An den Lokführern kann man sehen, dass es langfristig sogar helfen kann, wenn man den Leuten erklärt, warum man sie kurzfristig immer wieder mal nervt, mit Streiks. Vor fünf Jahren, bevor sie das Mittel des Arbeitskampfes entdeckten, attestierten ihnen 58 Prozent ein hohes Ansehen. Nun liegt der Wert um acht Prozentpunkte höher.

Umfragen sollen in der Regel den Interessen desjenigen dienen, der sie in Auftrag gegeben hat. In diesem Fall ist das der Beamtenbund, der 1,3 Millionen Beschäftigte überwiegend im öffentlichen Dienst vertritt. Das ist legitim, und so verfuhr nun auch der Vorsitzende Peter Heesen, der an diesem Donnerstag 65 Jahre alt wird und im November in den Ruhestand tritt. Er bezog sich vor allem auf den Teil der Umfrage, der die Stimmung unter den Beschäftigten wiedergab.

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Heesen sagte, zwar seien noch 71 Prozent mit den allgemeinen Arbeitsbedingungen zufrieden, nur 19 Prozent könnten sich einen Wechsel in die Privatwirtschaft vorstellen. Aber bei den Einkommen fühlten sich die Beschäftigten ungerecht behandelt. 82 Prozent glaubten, dass ihre Einkommen auch in den kommenden Jahren weniger steigen werden als in der Privatwirtschaft. "Die Stimmung bei den Beschäftigten kippt", sagte Heesen, "sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen."

Das ist die Bewertung, mit der die Gewerkschaften jährlich in die Tarifverhandlungen mit den öffentlichen Arbeitgebern ziehen: dass diese aufpassen müssten, nicht an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Die Umfrage unterstützt diese These, einerseits: Nur noch 57 Prozent der Beschäftigten halten den öffentlichen Dienst für attraktiv, vor zwei Jahren waren es noch 63 Prozent. Andererseits: 71 Prozent in dieser Gruppe geben an, mit den Arbeitsbedingungen dort zufrieden zu sein; vor einem Jahr waren es zwar noch 75 Prozent, vor fünf Jahren aber bloß 65 Prozent.

Und ist es nicht ein geradezu beruhigender Wert, wenn nicht einmal jeder Fünfte sich einen Wechsel in die Privatwirtschaft vorstellen kann? Die "Sicherheit" ist das Argument, das nach Meinung der meisten Beschäftigten (79 Prozent) für einen Job beim Staat spricht, die Entlohnung wiederum der Punkt, der dem Staat Wettbewerbsnachteile verschafft. Nur knapp die Hälfte der Beschäftigten findet, das Gehalt sei angemessen. Zwei Prozent finden, ihr Gehalt sei zu hoch. Auch interessant. Die würde man gern mal kennenlernen.

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