Beleidigungen im Beruf:"Mobber sind schwach"

Es ist schwer, mit Angriffen von Kollegen und Geschäftspartnern umzugehen. Kommunikationsexpertin Gabriele Schlegel erklärt, wie man auf Beleidungen reagiert.

Isa Hoffinger

Es ist nicht leicht, auf Unverschämtheiten von Kollegen und Geschäftspartnern richtig zu reagieren. Gabriele Schlegel erklärt, wann man anzügliche Kommentare tunlichst überhören und wann man sich wehren sollte. Die Autorin des Buchs "Wie kommen Sie mir denn?" (Linde-Verlag) ist Dozentin für geschäftliche Umgangsformen an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Streiten, iStock

Streit unter Kollegen: Wer sich nicht beherrschen kann, sollte dumme Bemerkungen lieber ignorieren.

(Foto: Foto: iStock)

SZ: Kommen Beleidigungen im Berufsleben oft vor?

Gabriele Schlegel: Verbale Entgleisungen sind eher die Ausnahme. Häufiger sind vermeintlich harmlose Scherze oder verdeckte Angriffe. Oder man wartet vor dem Büro des Chefs und ein Kollege drängelt sich vor. Besonders unangenehm können Komplimente sein, die wie Lob aussehen, aber in Wirklichkeit beleidigen. Etwa wenn Ihr Chef sagt: "Die Präsentation ist Ihnen gut gelungen. Das hätte ich gar nicht erwartet."

SZ: Muss man in solchen Situationen möglichst schlagfertig kontern?

Schlegel: Auf keinen Fall sollte man seinem Gegenüber bissige Kommentare entgegenschleudern. Wenn Sie sich nicht beherrschen können, sollten Sie dumme Bemerkungen lieber ignorieren. Auch das direkte Ansprechen des Fehlverhaltens - "Das finde ich dreist" oder "Das macht man aber nicht" - ist keine gute Lösung. Das könnte dazu führen, dass die Situation eskaliert. Außerdem kann der Rüpel Ihnen dann den schwarzen Peter zuspielen und einfach sagen: "Sie sind aber empfindlich". Vermeiden sollte man alles, was nach erhobenem Zeigefinger aussieht oder eine Wertung enthält.

SZ: Wie setzt man höflich Grenzen?

Schlegel: Wenn Sie unterbrochen werden, können Sie beispielsweise sagen: "Ich bin schon gespannt auf Ihre Ausführungen, aber ich möchte bitte zuerst meinen Vortrag beenden." Bei ironischen Bemerkungen hilft es, nach den Fakten zu fragen, etwa "Wie meinen Sie das genau?" Auch bei diffuser Kritik, etwa "Sie haben einen schlechten Kommunikationsstil" ist es ratsam, präzise nachzufragen, also: "Können Sie mir konkrete Beispiele nennen?" Das nimmt dem Angreifer den Wind aus den Segeln.

SZ: Wann muss man die Notbremse ziehen und harte Worte finden?

Schlegel: Bei Intrigen und Gerüchten. Da hilft nur die Flucht nach vorn. Sagen Sie der betreffenden Person: "Wenn mir noch ein Mal so etwas zu Ohren kommt, werde ich mich an höchster Stelle über Sie beschweren." Und lassen Sie sich auf keine Diskussion ein. Mobber sind schwache Menschen. Nur, wer ihnen stark gegenübertritt, kann sie stoppen.

SZ: Was sind die schlimmsten Sünden im geschäftlichen Umgang?

Schlegel: Das hängt vom Kulturkreis ab. Wenn sich ein chinesischer Chef nicht ans Krankenbett eines Mitarbeiters bemüht, gilt er als unhöflich. In Deutschland gibt es andere Tabus. Erstens: in einer Runde einen Kollegen bloßstellen. Das bringt alle Anwesenden in Verlegenheit. Zweitens: kurzfristige Absagen bei Terminen oder offiziellen Feiern. Das bedeutet: Ihr seid mir nicht viel wert, deshalb erscheine ich nicht. Und drittens: Untergebene unfreundlich behandeln, etwa den Pförtner. Ein gutes Vorbild ist Robert Kimmitt, Vize-Finanzminister der USA. Bei einem Essen kippte ihm ein Kellner Rotwein über den Anzug. Er legte dem Kellner die Hand auf den Arm und sagte, ihm sei so etwas auch schon passiert, als er sich während seines Studiums beim Kellnern Geld verdiente. Damit waren ihm die Sympathien der Gäste sicher.

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