Barkeeper:Psychologe und Entertainer in einem

Barkeeper haben einen anstrengenden Job, lernen dafür aber viele Leute kennen. Die Gehälter sind so unterschiedlich wie die Bars.

Emir Corbo wirbelt eine Flasche und einen Metallbecher in die Luft. Gekonnt fängt er beides hinter dem Rücken wieder auf. "Barkeeper zu sein, ist eine Leidenschaft", sagt der 23-Jährige. Seit sechs Jahren arbeitet Corbo in dem Beruf und nimmt auch dessen Schattenseiten in Kauf.

Barkeeper: Barkeeper müssen die verschiedensten Getränkemischungen beherrschen.

Barkeeper müssen die verschiedensten Getränkemischungen beherrschen.

Denn neben dem Kontakt zu unterschiedlichen Menschen, der den Job für viele zum Traumberuf macht, ist das Barkeeper-Dasein auch mit nächtlichen Arbeitszeiten und körperlicher Anstrengung verbunden.

Eine gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung gibt es für Barkeeper nicht. Die Deutsche Barkeeper-Union (DBU) in Hamburg empfiehlt ein einjähriges Volontariat nach einer dreijährigen Lehre als Restaurantfachmann. Danach bietet die DBU zusammen mit mehreren Schulen in Deutschland zweiwöchige Kurse zur Spezialisierung an, die mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer abschließen.

Prüfung zum Barmeister

Nach fünf Jahren Berufserfahrung gibt es laut DBU-Geschäftsführerin Uschi Falcke außerdem Lehrgänge, die mit einer Prüfung zum Barmeister enden.

Auch Emir Corbo hatte zunächst eine Lehre als Restaurantfachmann absolviert. Danach arbeitete er in der Schweiz, auf Sylt, in Bonn und Hamburg. Seit drei Monaten steht er in der Bar Ciu' in Hamburg hinterm Tresen. "Man sollte am Anfang nicht länger als ein oder eineinhalb Jahre bei dem selben Betrieb bleiben", rät er. Dadurch lerne man mehr. Auch sein derzeitiger Chef, Marc Ciunis, war viel gereist, bevor er sich schließlich selbstständig machte.

Anstrengendes Nachtleben

"Die meisten Barkeeper werden im Alter von ungefähr 35 Jahren sesshaft", sagt DBU-Geschäftsführerin Falcke. Das Nachtleben zehre an den Kräften. Viele wechselten daher auch mit etwa 40 Jahren ihren Beruf, andere wiederum arbeiteten auch noch mit 68 Jahren.

Letztlich hänge es von der persönlichen Belastbarkeit ab, bis zu welchem Alter man in dem Beruf arbeiten könne, sagt Elke Eibisch, Geschäftsführerin des Fortbildungszentrums Gastgewerbe (FZG) in Leipzig.

Die wichtigste Eigenschaft von Barkeepern ist ihre Kontaktfreude: Sie müssten auf unterschiedliche Menschen eingehen, Flirten, Komplimente machen, jederzeit ein Gesprächsthema finden, sich in den Gast hineinversetzen können, zählt Barkeeper Corbo auf. Vor allem müssten sie offen, einfühlsam und unterhaltend sein: "Man ist Psychologe und Entertainer in einem." Für Elke Eibisch ist die Arbeit daher auch ein bisschen wie Schauspielerei.

Für Barbesitzer Marc Ciunis hat die persönliche Ausstrahlung beim Einstellungsgespräch deshalb auch Vorrang vor den fachlichen Fähigkeiten. So ähnlich sieht das auch Klaus Stephan Rainer, Barchef in der Bar Lechthaler in München: "Entscheidend ist der erste Eindruck, denn gute Zeugnisse sind keine Gewähr, dass derjenige in das Konzept passt." Es sei daher üblich, eine Probearbeit zu vereinbaren.

Der Barkeeper als Beichtvater

Wichtig sind auch Verschwiegenheit und psychologische Kenntnisse. "Der Barkeeper ist der Beichtvater des Hauses", sagt Frank Mehnert, Jugendreferent der DBU und Geschäftsführer der Sektion Thüringen in Zella-Mehlis. In dem Beruf brauche man eine gute Allgemeinbildung. "Man sollte aber nicht über Politik und Religion reden."

Auch Englischkenntnisse seien von Vorteil. Ein Barkeeper müsse zudem kalkulieren können und viel über Spirituosen wissen. "Man muss die Karte auswendig kennen", bringt es Barkeeper Corbo auf den Punkt.

Die Chancen, einen Job als Barkeeper zu bekommen, variierten von Region zu Region, sagt FZG-Geschäftsführerin Elke Eibisch. In Leipzig gebe es zum Beispiel einen großen Bedarf, während in ländlichen Regionen kaum Stellen zu finden seien. Der Lohn für die nächtliche Arbeit sei ebenfalls nicht einheitlich: "Die Gehälter sind genauso unterschiedlich wie die Bars", sagt Eibisch. Mit rund 700 bis 800 Euro netto könne aber gerechnet werden.

Wer Barkeeper werden möchte, sollte auch die Schattenseiten bedenken: "Man muss aufpassen, dass man nicht dem Alkohol verfällt, wenn man an der Quelle sitzt", sagt Emir Corbo. "Am besten überlistet man sich selbst, indem man immer mit dem Auto zur Arbeit fährt - und auch wieder nach Hause." Auch die Arbeitszeit sage nicht jedem zu, immerhin komme man oft erst um 6 oder 7 Uhr nach Hause. "Wenn man in den Beruf einsteigt, wechselt deshalb bei vielen der gesamte Freundeskreis", weiß Barbesitzer Ciunis. Für die Freunde, die man verliere, gewinne man aber ständig wieder neue.

(sueddeutsche.de/dpa)

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