Auszeit vom Job:So klappt's mit dem Sabbatical

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Ein Sabbatical kann helfen, sich (beruflich) neu zu finden. (Foto: dpa)
  • Viele Arbeitnehmer träumen von einer befristeten Auszeit vom beruflichen Alltag.
  • Wir stellen fünf Varianten vor, die ein Sabbatical möglich machen können: vom unbezahlten Urlaub bis zur Teilzeitlösung.

Einmal dem alltäglichen Nine-to-five entfliehen, und sei es nur für eine Weile: Viele Arbeitnehmer träumen von einer befristeten Auszeit. Das Vorhaben setzen jedoch nur die wenigsten auch in die Tat um. Teils aus Angst, nicht mehr auf den angestammten Arbeitsplatz zurückkehren zu können, teils auch aus Unwissenheit, was in Sachen Sabbatical möglich wäre.

Berufstätige, die ihren Job tatsächlich für einige Wochen oder Monate hinter sich lassen wollen, um einen Lebenstraum zu verwirklichen - das sind die Kunden von Daniela Scholl. "Jeder ist unterschiedlich gestrickt, deswegen kommen für ein Sabbatical auch ganz unterschiedliche Modelle infrage", sagt die Begründerin der Auszeitagentur in Frankfurt am Main.

"Die wenigsten wollen ein ganzes Jahr raus"

Wie die Auszeit letztlich organisiert wird, hängt natürlich auch vom Betrieb ab. "Sabbaticals sind häufiger in großen Unternehmen üblich, dort ist die Personaldecke etwas dicker", sagt Alexander Böhne, verantwortlich für betriebliche Personalpolitik bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. "Wenn jemand für zwei, drei Monate ausfällt, macht sich das in einem kleinen Unternehmen sofort bemerkbar." Die Arbeit muss dann entsprechend anders verteilt werden. "Es ist immer hilfreich, sich in die Situation des Chefs hineinzuversetzen", rät Scholl deshalb. "Wer für seine Auszeit bereits eine Vertretung präsentieren kann, hat die erste Hürde genommen."

Eine kurze Pause vom Arbeitsleben lasse sich oft durch aufgesparten Resturlaub realisieren: "Die wenigsten wollen ein ganzes Jahr raus, meist geht es um drei bis sechs Monate." Erst wenn es mehr sein soll, müssen andere Lösungen her.

Möglichkeit eins: unbezahlter Urlaub. "Der einfachste Weg zum Sabbatical ist, unbezahlten Urlaub zu nehmen", sagt Jörg Wiedemuth, Bereichsleiter für tarifpolitische Grundsatzfragen bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Das sei bei weitem das häufigste Sabbatical-Modell, bestätigt Daniela Scholl. "Wer unbezahlt Urlaub macht, muss sich allerdings freiwillig krankenversichern", warnt sie. Von der Rentenversicherung und anderen Sozialabgaben können sich Arbeitnehmer befristet freistellen lassen.

Möglichkeit zwei: Zeitwertkonten. "Als Gewerkschaft bevorzugen wir das Modell eines Lebensarbeitszeitkontos, auf dem Überstunden oder Entgeltzahlungen angespart werden", sagt Wiedemuth. Darauf wird beispielsweise das Urlaubs- oder Weihnachtsgeld eingezahlt. Später kann das Guthaben für arbeitsfreie Zeiten ohne Einkommensverluste genutzt werden: "So ein insolvenzgeschütztes Zeitwertkonto ist steuerlich günstiger als ein Jahr voll und ein Jahr gar nicht bezahlt zu werden." "Ursprünglich war diese Regelung für den Vorruhestand gedacht", sagt Scholl. Aber auch auch für ein Sabbatical lasse sie sich nutzen.

Ob eine Firma ihren Mitarbeitern diese Möglichkeit bietet oder nicht, bleibt jedoch dem Unternehmen überlassen: "Es gibt keinen Rechtsanspruch auf ein Zeitwertkonto", erklärt Wiedemuth. Getroffen werden entsprechende Absprachen meist auf Betriebsebene. "In einigen Branchen, wie in der Chemieindustrie, gibt es dazu auch tarifvertragliche Regelungen."

Möglichkeit drei: Teilzeit. "Für ein Sabbatical lassen sich auch individuelle Lösungen finden", sagt Böhne. Teilzeitarbeit kann so eine Lösung sein: Wer einen Vertrag über eine 30-Stunden-Woche hat, kann theoretisch auch 40 Stunden in der Woche arbeiten - und die freie Zeit am Stück nehmen. "Ein Arbeitgeber darf den Antrag eines Mitarbeiters auf Teilzeit nicht unbegründet ablehnen", sagt Wiedemuth. Welches Modell dann gewählt werde, eine verkürzte Wochenarbeitszeit oder eine verkürzte Jahresarbeitszeit, müssten beide Seiten gemeinsam erörtern.

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Möglichkeit vier: Kündigung. "Man sollte sich auch fragen, ob hinter dem Sabbatical nicht der Wunsch nach einem Jobwechsel steht", betont Scholl. Den alten Job an den Nagel hängen - auch das kann ein Weg in die Auszeit sein: "Wenn ich selbst kündige, lässt mich das Arbeitsamt wegen der Sperrfrist in den ersten drei Monaten in Ruhe - danach wird es schwierig." Allerdings besteht in dieser Zeit kein Anspruch auf Arbeitslosengeld - ein solcher Schritt ist also nur möglich, wenn entsprechende finanzielle Rücklagen vorhanden sind.

Aber kündigen fürs Sabbatical? Experte Scholl rät von diesem Schritt eher ab: "Sich nicht gleich auf Jobsuche zu begeben, erfordert sehr viel Mut."

Möglichkeit fünf: Bildungsurlaub. Eine weitere Möglichkeit, aus dem Jobtrott herauszukommen, ist der Bildungsurlaub. "Ein Sabbatical lässt sich auch zur Weiterbildung nutzen, beispielsweise, um einen Abschluss nachzuholen oder zu promovieren", sagt Böhne. Dafür könne mit dem Betrieb eine unbezahlte Auszeit vereinbart werden. "Der Vorteil dabei ist, dass sich die Beschäftigten beruflich weiterentwickeln können und das Unternehmen bei der Rückkehr davon profitiert." Zum Teil wird die Fortbildung sogar finanziell gefördert.

Ob der Bildungsurlaub beim Chef ankommt, hängt auch vom Nutzen für den Arbeitgeber ab. Eine Firma sei schließlich nicht für die persönlichen Wünsche der Mitarbeiter zuständig, sagt Scholl. "Bei beruflicher Weiterbildung im Job ist der Arbeitgeber dagegen zur Mitwirkung verpflichtet", ergänzt Wiedemuth. Alles andere sei Verhandlungssache: "Ob der Sprachurlaub auf Malta noch als Fortbildung zählt, ist dann eine Frage der Kulanz."

© SZ.de/dpa/Peter Neitzsch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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