Auslandserfahrung:Studieren in Russland

Der Wechsel an eine russische Uni gelingt am besten über ein offizielles Austauschprogramm.

Sebastian Feuß

Das Hochschulsystem

kreml

Die russische Flagge auf dem Kreml.

Die meisten Studienfächer an russischen Universitäten weisen eine Studiendauer von fünf Jahren auf - nur Medizinstudenten bleiben sechs Jahre an der Uni. Die ersten beiden Jahre der meisten Studienfächer sind als allgemeines Grundstudium angelegt, wobei besonders gesellschaftspolitische Fächer berücksichtigt werden. Hier sollen die Grundlagen des jeweiligen Studienfaches vermittelt werden. Wahlmöglichkeiten hat ein Student kaum. Erst ab dem dritten Studienjahr ist eine fachliche Spezialisierung möglich.

Besonders für deutsche Studenten, die nach Russland kommen, ist es nicht einfach, sich umzugewöhnen, sind sie doch an das Studieren in weitgehend akademischer Freiheit gewöhnt. Zwar lässt der die russischen Studienpläne bestimmende Zentralismus langsam nach, ist aber immer noch kennzeichnend.

Allerdings wird für die ausländischen Studenten oft eine Ausnahme gemacht: sie dürfen dann nach einem individuelleren Stundenplan zu studieren.

Charakteristisch ist weiterhin, dass in einer Art Klassenverband studiert wird: Die Studenten eines Jahrgangs bleiben fast die gesamte Studienzeit zusammen. Dementsprechend hoch ist der soziale Zusammenhalt unter den Studenten.

Studienbeginn ist in jedem Jahr der 1. September. Zum Abschluss des Wintersemesters und zum Abschluss des Studienjahres finden in sechs bis zehn Fächern Prüfungen statt. Hier unterscheidet man zwischen Testat und Examen. Das Testat stellt ein kurzes Prüfungsgespräch mit dem Dozenten über die Inhalte der jeweiligen Lehrveranstaltung dar. Das Examen hat zwar wie das Testat auch den Charakter einer Abschlussprüfung einer Lehrveranstaltung, ist jedoch umfangreicher.

Bewerbungen

Aufgrund diverser bürokratischer Hürden ist jedem Interesssenten zu empfehlen, seinen Russland-Aufenthalt nur über offizielle Austauschprogramme zu organsieren.

Wer sich selbst eine Hochschule aussuchten möchte, wird sich mitunter schwer tun. Denn an Informationen über einzelne Hochschulen kommt man nur schwer heran: Russische Unis besitzen oftmals keine Presse- oder Informationsstellen.

Welche wissenschaftlichen und praktischen Leistungen eine Hochschule anbietet, erfährt man am besten vom Prorektor für internationale Beziehungen der jeweiligen Hochschule.

In der Regel betragen die Gebühren für Geisteswissenschaften pro Jahr 1.000 bis 2.000 US-Dollar. Naturwissenschaftsstudenten, insbesondere Mediziner müssen tiefer in den Geldbeutel greifen: Sie zahlen bis zu 3.500 US-Dollar. Neben der Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Prüfungen, umfassen die Studiengebühren auch Verpflegung, Sprachkurse, Zugang zu Bibliotheken, Laboratorien, medizinische Versorgung und Teilnahmen an kulturellen Veranstaltungen.

Der Alltag

Vor allem eher zartbesaitete Gaststudenten werden größere Probleme mit dem russischen Alltag haben: Die Lebensbedingungen in Russland sind um einiges härter als in Westeuropa. Hinzu kommt, dass auch der Lebensstandard erheblich niedriger liegt. Gefragt sind daher Anpassungsfähigkeit und Improvisationstalent.

Die meisten Gaststudenten wohnen im Studentenwohnheim. Anfänger müssen sich einen so genannten Block mit drei bis vier Personen teilen. Die Ausstattung der Zimmer kann mit deutschen Wohnheimen wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation der russischen Hochschulen nicht mithalten.

Viele ausländische Studenten halten daher auf dem freien Wohnungsmarkt Ausschau nach einem Zimmer. Allerdings entgehen ihnen so die Abende mit Wodka, Liedern und Unterhaltung, die ihre russischen Kommilitonen in den Wohnheimen veranstalten.

Freizeitangebote bieten auch die Hochschulen selbst an. Sport wird groß geschrieben, aber es gibt beispielsweise auch Universitätsorchester und -chöre.

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