Ausbildungsmarkt:Die fehlenden Fachkräfte von morgen

In Deutschland wurden dieses Jahr 50.300 Ausbildungsverträge weniger unterzeichnet als im Vorjahr. Das könnte in ein paar Jahren zum Problem werden.

Die Wirtschaftskrise schlägt sich auch auf den Ausbildungsmarkt nieder. Die deutschen Unternehmen haben in diesem Jahr 50.300 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als im Vorjahr. Damit ging die Zahl der Neuverträge um 8,2 Prozent auf 566.000 zurück. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa waren die Rückgänge in Industrie und Handel (minus 9,7 Prozent) sowie im Handwerk (minus 7,5 Prozent) am größten. In den freien Berufe wurden 2,9 Prozent weniger Lehrverträge unterzeichnet - während der öffentliche Dienst ein Plus von 3,7 Prozent erzielte.

Rund 46.000 Ausbildungsplätze werden auch in diesem Jahr von der Bundesagentur für Arbeit oder vom Staat voll finanziert. Dem Angebot von rund 583.000 Ausbildungsplätzen standen 649.000 Nachfrager gegenüber. 17.100 Stellen blieben 2009 unbesetzt. Insgesamt 83.000 junge Menschen galten zum statistischen Stichtag 30. September als unversorgt. 73.400 hatten zwar ein Alternativangebot, wie etwa eine weitere Schulmaßnahme, hielten aber ihren Vermittlungswunsch für eine Lehrstelle aufrecht.

Der Parlamentarische Bildungsstaatssekretär Helge Braun (CDU) bezeichnete den Ausbildungsmarkt dennoch als "weitgehend stabil". Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage sei es "ein beachtliches Ergebnis, dass die Ausbildungschancen der Jugendlichen nach zwei hervorragenden Ausbildungsjahren auch 2009 weiterhin gut sind".

Allerdings sollte der Rückgang der Verträge "auch nicht schön geredet werden". Die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen gehe demografiebedingt stark zurück. Was jetzt zu einer Entlastung am Ausbildungsmarkt führe, werde in den kommenden Jahren ein ernsthaftes Problem darstellen.

"Nur wer jetzt ausbildet, wird morgen über den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs verfügen," sagte Braun. IG-Metall Vorstandsmitglied Regina Görner zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis. "Das Flaggschiff der Bildung in Deutschland, die berufliche Bildung, ist 2009 heftig ins Schlingern geraten." Industrie und Handwerk hätten eine wichtige Chance verpasst, sich auf die "mageren Jahre" vorzubereiten. Görner: "Die Bewerberzahlen gehen rapide zurück, die Wirtschaft muss komplett umdenken. Das hat sie 2009 leider versäumt."

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