Ausbildung - Wiesbaden:Azubis: Land will Unterricht in Berufsschulen bündeln

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Alexander Lorz (CDU), Kultusminister von Hessen. Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Angesichts sinkender Azubizahlen will Hessen die Organisation der Berufsschulen neu aufstellen. Werden Klassen so klein, dass ein qualitativ hochwertiger Unterricht nicht an allen Schulen gleichzeitig aufrechterhalten werden kann, sollen die Auszubildenden gebündelt unterrichtet werden. Das kündigten Kultusminister Alexander Lorz (CDU) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) am Freitag in Wiesbaden an. Dies könne in regionalen Fachklassen, in Landes- oder Bundesfachklassen geschehen.

"Dabei sollen die Schulen in den Regionen jeweils thematische Schwerpunkte entwickeln, um sowohl die Berufsschulstandorte zu sichern als auch den ländlichen Raum zu stärken", erläuterte Lorz. In einem ersten Schritt soll die Mindestklassengröße abgesenkt werden - von bisher 15 Schülerinnen und Schülern auf 12 im ersten, 9 im zweiten, 8 im dritten und 5 im vierten Ausbildungsjahr.

Inzwischen gebe es 326 Ausbildungsberufe, die in knapp 600 Fachrichtungen und Schwerpunkte untergliedert sind, führte Lorz aus. Die Zahl der Schüler an 105 Berufsschulen in Hessen sei inzwischen auf unter 100 000 gesunken. Ziel der Landesregierung sei es, alle Standorte zu erhalten und langfristig zu sichern.

"Erst und nur wenn die Mindestklassengrößen vor Ort nicht mehr erreicht werden können, erfolgt an den regional und landesweit zuständigen Berufsschulen eine Konzentration", erläuterte der Minister. Dazu werde künftig für jeden Ausbildungsberuf ein Standort ausgewählt, der die Beschulung konzentriert übernimmt.

Nach den Worten des Präsidenten des Hessischen Handwerkstags, Stefan Füll, ist es bereits jetzt schwierig, Berufsschulklassen beispielsweise für angehende Fleischer oder Bäcker zu füllen. Glaser oder Steinmetze würden teils schon gebündelt unterrichtet.

Al-Wazir betonte, dass es für die Azubis keinen Schulwechsel in der laufenden Ausbildung geben soll. Zunächst soll bis 2024 ein Standortkonzept aufgestellt werden. Nach der neuen Struktur sollen die Berufsschulen nach den Plänen des Landes von 2026 an arbeiten.

"Das hessische Handwerk begrüßt sehr, dass in der Frage der Berufsschulstandorte eine Lösung im Interesse der Ausbildungsbetriebe und der Auszubildenden gefunden werden soll", erklärte Füll. Zustimmung kam unter anderem auch vom Präsidenten des Hessischen Landkreistages, Bernd Woide. Gerade ländliche Räume lebten von der Bildungsinfrastruktur. Daher begrüße er die Standortgarantie. Der Präsident des Hessischen Industrie- und Handelskammertages, Eberhard Flammer, ergänzte: "Gut, dass die Landesregierung mit dem Standortkonzept die berufliche Bildung in Hessen aktiv stärken möchte."

Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände nahm das Konzept zurückhaltend auf. "Im Sinne der Unternehmen und Auszubildenden ist eine standortnahe Beschulung elementar, und das hängt sehr stark an den branchenspezifischen Ausbildungsberufen", sagte Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert.

© dpa-infocom, dpa:210422-99-314024/3

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