Ausbildung:Karriere zwischen Kasse und Regal

Discounter werben mit guten Aufstiegschancen und hohen Einstiegsgehältern für ihre Ausbildung. Die Bedingungen für Azubis sehen Beobachter jedoch kritisch.

"Optimale Betreuung", und "lukrative Bezahlung": So werben Lebensmittel-Discounter für ihre Ausbildung. Schulabgängern wie Hochschulabsolventen versprechen die Unternehmen gute Aufstiegschancen. Gewerkschaften sehen die Ausbildungsbedingungen bei Discountern allerdings deutlich kritischer.

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(Foto: Foto: ddp)

"Lidl bietet Ausbildungsmöglichkeiten für zukunftsorientierte Berufe mit guten Aussichten auf Übernahme. Während der Ausbildung greifen Theorie und Praxis stark ineinander", sagt die Unternehmenssprecherin Gertud Bott in Neckarsulm. Das Unternehmen zahle eine attraktive Ausbildungsvergütung einschließlich Weihnachts- und Urlaubsgeld. Der Discounter Netto mit Sitz in Maxhütte-Haidhof in Bayern weist auf seine Übernahmequote von 80 Prozent hin.

Doch Ulrich Dalibor, zuständig für den Einzelhandel bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, hat Bedenken gegen die Ausbildung beim Discounter. Der Ausbildungsbetrieb habe dem Azubi alle notwendigen Fertigkeiten für ihre berufliche Tätigkeit zu vermitteln: "Ich bezweifle, dass diese Verantwortung in einem Betrieb wahrgenommen werden kann, in dem die Beschäftigten zwischen Kasse und Regal hin- und herrennen und alle Hände voll zu tun haben."

Discounter werben damit, dass man es vom einfachen Verkäufer bis etwa zum Filial- oder Verkaufsleiter bringen kann. "Der Netto Marken Discount ist ein Unternehmen mit flachen Hierarchien. In diesem durchlässigen System gibt es zahlreiche Karrieremöglichkeiten", sagt Christina Stylianou. Tatsächlich seien die Aufstiegschancen im Handel ganz gut, räumt Gewerkschafter Dalibor ein. Er geht aber davon aus, dass es bei Discountern nicht unbegrenzt Führungspositionen zu verteilen gebe. "Die Manager kommen meist von außen", sagt Dalibor.

Führungskräfte stehen nicht an der Kasse

Zumindest einen Teil dieser Manager bilden die Discounter aber selbst aus. Unter anderem bieten Penny, Netto und Lidl ein duales Studium an. Bei Netto etwa werden die jungen Leute in drei Jahren zur Führungskraft in einem Bereich wie Logistik, Einkauf oder Marketing qualifiziert. Wie bei anderen Betrieben auch lernen die Studenten die Theorie an Berufsakademien oder anderen Hochschulen. Während der Praxisphasen stehen die Nachwuchs-Führungskräfte nicht im Markt an der Kasse, sondern arbeiten in verschiedenen Abteilungen der Verwaltung des Betriebs.

Bei Lidl ist zudem ein bezahltes Auslandssemester im Berufskademie-Studium enthalten. Die Studienkosten zahlen bei den dualen Studiengängen in der Regel die Firmen. Die Studenten bekommen eine Vergütung, die bei Lidl im ersten Studienjahr 850 Euro beträgt.

Hohe Einstiegsgehälter und Dienstwagen

Wer auf eigene Faust ein betriebswirtschaftliches Studium abgeschlossen hat, ist bei vielen Billiganbietern gern gesehen. Jungen Akademikern würden hohe Einstiegsgehälter oder ein Dienstwagen versprochen, sagt Dalibor.

Doch die Mitarbeiter stehen seiner Erfahrung nach unter einem enormen Druck: "Die Führungskräfte im Discounter-Handel müssen einfach Umsatz machen und Kosten senken. Wir haben festgestellt, dass die Fluktuation auf dieser Ebene sehr hoch ist", sagt der Verdi-Bereichsleiter. Den Vorwurf weist Lidl-Sprecherin Bott zurück: "Die Lidl-Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter beträgt im Durchschnitt 5,3 Jahre und liegt damit um circa zwei Jahre über dem Durchschnitt im deutschen Einzelhandel."

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