Ausbildung - Cottbus:Studie: Leag-Azubis sorgen sich um gute Jobs

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Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Cottbus (dpa/bb) - Eine deutliche Mehrheit der Auszubildenden beim Lausitzer Energieunternehmen Leag sieht einer Studie zufolge die Region heute oder in naher Zukunft vom Strukturwandel betroffen. 83 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich mit dem Ausstieg aus der Kohle die Verfügbarkeit guter Arbeitsplätze in der Region verschlechtern wird, wie eine Befragung des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) unter Leag-Auszubildenden ergab. Die Forscher aus Potsdam haben die Studie am Dienstag vorgestellt.

Die Auszubildenden hatten die Befragung nach Institutsangaben selbst angeregt. Befragt wurden in einer Umfrage im Mai und Juni 2021 399 Leag-Auszubildende. Beim Tagebaubetreiber werden derzeit nach Angaben von Vorstand Jörg Waniek rund 500 Azubis ausgebildet - die Leag gilt als größter Ausbildungsbetrieb der Region.

Für über 90 Prozent der Befragten ist der Arbeitsplatz demnach ein wichtiger Faktor, um in der Region zu bleiben. Ein anderer Bleibefaktor ist für die Azubis die Mitgestaltung des Wandels ihrer Heimat. 41 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Möglichkeiten für eine politische Beteiligung, um sich mit ihren Anliegen auch gesehen zu fühlen. Knapp jeder zweite Auszubildende (48 Prozent) gab in der Befragung an, dass für ihn Vereins- und Freizeitaktivitäten für einen Verbleib in der Lausitz zählen.

Gut die Hälfte der befragten Leag-Azubis (53 Prozent) kann sich der Untersuchung zufolge vorstellen wegzuziehen, ein gutes Drittel will in der Lausitz bleiben.

Das Unternehmen befindet sich mit dem beschlossenen Kohleausstieg im Wandel und erschließt derzeit neue Geschäftsfelder, unter anderem im Bereich der erneuerbaren Energien.

Die Studie zeige, dass die Azubis mit Blick auf ihr soziales Umfeld zufrieden seien, aber auch große Angst hätten, dass gute Arbeitsplätze verloren gingen und nicht abzusehen sei, wie das kompensiert werden soll, sagte Linda Rudolph von der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Leag. Besorgt zeigte sie sich über die hohe Bereitschaft, die Region zu verlassen. "Damit würde die Landflucht immer weiter vorangetrieben werden", gab sie zu Bedenken. "Wenn wir die Zeit bekommen, die uns damals zugesichert wurde mit dem Kohleausstieg 2038, dann sind das noch einige Jahre, die wir haben, um hier wirklich was aufzubauen."

Die neue Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP hat vereinbart, dass der Kohleausstieg bis 2038 idealerweise auf 2030 vorgezogen wird. Dies konnte aber in die Studienergebnisse noch nicht einfließen.

Es sei gut, dass sich die Auszubildenden in dieser Studie mit Blick auf die neue Debatte zu einem früheren Kohleausstieg Gehör verschaffen können, sagte Leag-Personalvorstand Waniek. Die Region müsse seit Jahrzehnten mit Veränderung umgehen und schaue nun mit Sorge auf die Stabilität der Rahmenbedingungen. Die Leag sei auf dem Weg, neue Geschäftsfelder voranzubringen, allerdings nicht in der Größenordnung wie im Bergbau. "Das muss man in aller Klarheit sehen." Basis sei eine gute Ausbildung. Die Leag bilde in Berufen aus, die unabhängig vom Bergbau für Industrietätigkeiten in anderen Branchen geeignet seien. Dafür müssten Perspektiven geschaffen werden.

© dpa-infocom, dpa:211214-99-379716/4

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