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Ausbildung - Bamberg:Pflegeschulen lassen Frühjahrs-Ausbildung ausfallen

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München (dpa/lby) - Die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG), aber auch die Landtags-SPD und die Gewerkschaft Verdi schlagen Alarm: Eine Reihe großer Pflegeschulen in Bayern wird zum April keinen Ausbildungsgang starten, obwohl das theoretisch möglich wäre. Erst im Herbst nehmen sie wieder künftige Pflegerinnen und Pfleger auf. "Fatal, fast skandalös", nennt BKG-Geschäftsführer Siegfried Hasenbein die Entwicklung, die sich abzeichnet. Hintergrund ist eine Umstellung der Ausbildung, die die Staatsregierung nach Ansicht von Kritikern nicht rechtzeitig umsetzt.

Die bisher dreigeteilte Ausbildung für Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger wird kommendes Jahr vereinheitlicht. Einen Rahmen für die entsprechenden neuen Lehrpläne hat die Bundesregierung im Sommer veröffentlicht. Die Landesregierungen sollen diese Vorgaben jeweils für ihr Bundesland umsetzen.

Doch in Bayern sei mit entsprechenden Vorgaben nicht vor Weihnachten zu rechnen, sagte die Sprecherin der Sozialstiftung Bamberg, Brigitte Dippold. "Bis April bleibt dann aber zu wenig Zeit, die Ausbildung anzupassen", stellte sie fest. Deswegen lässt die Sozialstiftung den Frühjahrs-Pflegekurs im April mit 25 Teilnehmern ausfallen und bietet im Oktober vier Kurse an, statt wie sonst üblich drei. "Wir hoffen, dass wir dann trotzdem die fürs Gesamtjahr geplanten 120 Pflegeschüler haben", sagte sie: "Wir brauchen die Leute ja."

Den gleichen Weg geht das Uni-Klinikum Augsburg. Aber selbst wenn es gelinge, im Herbst 2020 den Wegfall des Kurses im Frühjahr zu kompensieren, lasse sich eines nicht ändern, sagte Klinikumssprecher Thomas Warnken: "Es werden im Frühjahr 2023 keine Absolventen zur Übernahme in ein Beschäftigungsverhältnis zur Verfügung stehen." Sondern erst wieder im Herbst.

Für die Landtags-SPD ist klar, wer die Verantwortung für die Probleme trägt: "Die Staatsregierung versagt bei der Umsetzung der Pflegepläne vom Bund." Auch der zuständige Landes-Fachbereichsleiter der Gewerkschaft Verdi, Robert Hinke, sieht ein Versagen der Politik. Handwerkliche Fehler seien aber auch vom Bundesgesundheitsministerium gemacht worden. Und er ärgerte sich: "Angesichts des dramatischen Personalbedarfs in der Pflege kann sich unsere Gesellschaft einen auch nur vorläufigen Rückgang an Auszubildenden nicht leisten."

Das bayerische Kultusministerium wies die Vorwürfe zurück. Ein Entwurf des neuen Lehrplans werde voraussichtlich im November an die Schulen gegeben, erklärte Sprecher Günther Schuster. "Die Schulen entscheiden, ob sie zum 1. April 2020 starten können", ergänzte er.

Pflegeschulen-Träger halten dem allerdings entgegen, das Ministerium habe ihnen empfohlen, den April-Termin ausfallen zu lassen. "Das haben wir auf Anraten der Bezirksregierung und des Ministeriums gemacht", sagte Dippold von der Sozialstiftung Bamberg. Vom Uni-Klinikum Augsburg gab es die gleiche Auskunft: "Die Bayerische Staatsregierung und auch die Regierung von Schwaben haben angeraten, einen Ausbildungsbeginn im April ausfallen zu lassen."

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