Auftreten im Vorstellungsgespräch:Körpersprache, die alte Verräterin

Gender Pay Gap

Aufrechte Haltung, offenes Lächeln, direkter Blickkontakt: Wichtige Zutaten für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch

(Foto: imago/Westend61)

Was Sie denken und wie Sie sich fühlen, brauchen Sie oft gar nicht auszusprechen. Man sieht es Ihnen an. Tipps fürs nächste Vorstellungsgespräch.

Von Dorothea Grass

Selbst wenn Sie im Vorstellungsgespräch nicht mehr als "Guten Tag" gesagt haben, haben Sie schon viel mehr über sich verraten. Denn: Sie sprechen auch mit Ihrer Körperhaltung, mit Ihren Augen, Händen und Beinen. All das macht insgesamt 80 Prozent der Botschaft aus, schreibt die Psychologin und Körpersprache-Expertin Monika Matschnig in ihrem Buch "Körpersprache im Beruf". Warum das so ist? "Gedanken und Körpersprache sind eine untrennbare Einheit und beeinflussen sich gegenseitig."

Daher ist es wichtig, dass beides im Einklang miteinander ist: Worte sowie Gestik und Mimik. Jemandem einen Stuhl anzubieten und dabei die Arme zu verschränken, transportiert die Botschaft: Das, was gesagt wird, ist nicht so gemeint. Also in diesem Falle: Bitte nicht Platz nehmen. Hinzu kommt: Menschen, die mit ihrer Körpersprache das Gegenteil dessen ausdrücken, was sie sagen, wirken nicht aufrichtig - und damit schnell unsympathisch.

"Authentizität ist absolut wichtig"

Unternehmen und Recruiter achten im Vorstellungsgespräch genau auf die Körpersprache des jeweiligen Bewerbers. Zum Beispiel Jörg Breiski. Er arbeitet für das Beratungsunternehmen Kienbaum und führt als Headhunter regelmäßig Gespräche mit Kandidaten, um in größeren und mittelständischen Unternehmen Schlüsselfunktionen zu besetzen. Auch für ihn sollte die Körpersprache der Gesprächspartner in Einklang mit der Persönlichkeit stehen. "Authentizität ist absolut wichtig", sagt er.

Weitere Eigenschaften, die er im Vorstellungsgespräch schätzt, sind Offenheit, ein waches Interesse am Gegenüber sowie ein gesundes, nicht übersteigertes Selbstbewusstsein. Für ihn zeigen sich diese Eigenschaften auch äußerlich: zum Beispiel daran, dass der Gesprächspartner nicht an ihm vorbeischaue, sondern ihm direkt in die Augen blicke. Oder auch durch einen festen Händedruck bei der Begrüßung und eine aufrechte aber nicht verkrampfte Haltung sowohl im Stehen als auch im Sitzen.

Olaf Szangolies, Berater bei Odgers Berndtson, rät bei einer sitzenden Gesprächssituation: "Halten Sie Ihre Hände auf dem Tisch." Das vermittle Vertrauen. Negativ fällt dem Experten auch auf, wenn der Bewerber auf seinem Stuhl nervös hin- und herrutscht, wippt oder den Drehstuhl hin und her bewegt.

So wirken Sie im Vorstellungsgespräch sympathisch und überzeugend

  • Körperhaltung: Halten Sie sich aufrecht! Rücken gerade, Schultern nach unten, Bauch anspannen.
  • Bei der Begrüßung: Geben Sie Ihrem Gesprächspartner kurz und herzlich die Hand. Der Händedruck sollte nicht so fest sein, dass er der anderen Person Schmerzen bereitet. Er sollte sich aber auch nicht wie der berühmte "Waschlappen" anfühlen. Schauen Sie der Person in die Augen.
  • Setzen Sie sich erst, wenn Sie einen Platz angeboten bekommen. Alles andere wäre unhöflich.
  • Können Sie zwischen einem Sitzplatz gegenüber und einem Sitzplatz wählen, bei dem Sie im 90-Grad-Winkel neben Ihrem Gesprächspartner sitzen können, wählen sie die zweite Variante.
  • Während des Gesprächs im Sitzen: Rutschen Sie mit dem Gesäß auf der Sitzfläche bis nach hinten, bis Sie im Rücken die Lehne spüren können. Nehmen Sie eine aufrechte, aber entspannte Körperhaltung ein, bei der Sie die Schultern gerade halten.
  • Lassen Sie sich auf Ihren Gesprächspartner ein. Hören Sie ihm zu, schauen Sie ihm in die Augen, zeigen Sie Interesse.
  • Lassen Sie die Hände entspannt auf dem Tisch, so dass sie sichtbar sind.
  • Ein Lächeln mit den Augen bezeugt Sympathie und Interesse. Ebenso ein zustimmendes Nicken.
  • Seien Sie insgesamt lieber etwas zurückhaltender als zu forsch.

Vermeiden Sie:

  • breitbeinige Macho-Posen
  • eng vor der Brust verschränkte Arme
  • schiefe Kopfhaltung
  • hochgezogene Schultern
  • Zusammensinken während des Sitzens
  • An die Wand schauen, während Sie reden. An Ihrem Gesprächspartner vorbei / in die Luft schauen.
  • Spielen an Fingerringen, Armreifen, Kugelschreibern, etc.
  • sich mit den Händen ins Gesicht zu fassen

Praktische Tipps zur Vorbereitung auf Ihr Vorstellungsgespräch

  • Vermeiden Sie Stress bei der Anfahrt. Seien Sie pünktlich und planen Sie bei einer längeren Anfahrt einen Zeitpuffer ein.
  • Achten Sie auf Ihre innere Haltung. Gehen Sie mit Freude und Zuversicht in das Gespräch.
  • Seien Sie auf das vorbereitet, was der Personaler Sie fragen könnte. (Selbstpräsentation, Stärken und Schwächen, Ziele, Lücken im Lebenslauf, etc.) Überlegen Sie sich vorher, was Sie sagen, formulieren Sie einzelne Bausteine und erzählen Sie sie in den Tagen zuvor einer vertrauten Person.
  • Achten Sie darauf, in ausgeruhtem Zustand und in einer der Situation angemessenen Kleidung zu erscheinen, in der Sie sich wirklich wohlfühlen. Nur so können Sie das gegenüber Ihrem Gesprächspartner auch ausstrahlen.
  • Ihre Kleidung sollte nicht nur angemessen und in perfektem Zustand sein, sie sollte auch richtig passen. Schlecht: Hemdsärmel, die während des Gesprächs aus dem Sakkoärmel gezupft werden, oder Blusen, die immer wieder in Form gezogen werden, damit sie nicht über der Brust spannen.
  • Vermeiden Sie schweres Gepäck, Rucksäcke oder Ähnliches. Sie sehen nicht nur unschön aus, sondern schränken Sie auch in Ihrer Körperhaltung ein.
  • Klappernde Armreifen und ähnliche Accessoires stören nicht nur die Geräuschkulisse während des Gesprächs, sondern verändern auch die Gestik. Am besten zu Hause lassen.
  • Sollten Sie zu Schweißhänden neigen, nehmen Sie Erfrischungstücher mit und reiben Sie sich kurz vor dem Gespräch damit die Hände ab. So können Sie mit trockenen, sauberen Händen Ihrem Gegenüber die Hand schütteln - und sich dabei gut fühlen.

Buchtipps: "Körpersprache im Beruf" von Monika Matschnig, G+U-Verlag; "Training Vorstellungsgespräch" von Hesse / Schrader, Stark-Verlag; "Körpersprache des Erfolgs" von Samy Molcho, Ariston-Verlag; "Natürlich sympathisch" von Kay-Sölve Richter und Christoph Münzner, G+U-Verlag; "111 Arbeitgeberfragen im Vorstellungsgespräch" von Elke Eßmann, Goldmann-Verlag; "Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch", Duden-Ratgeber.

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