SZ.de: Frau Knobel-Ulrich, warum wollten Sie eine Doku über Väter in Elternzeit drehen?
Rita Knobel-Ulrich: Wir haben im vergangenen Jahr einen Film über Frauen gemacht, die es oft schwer haben, Kind und Karriere zu verbinden. Dafür hatte ich ein Paar getroffen, das ganz selbstverständlich gesagt hat: Wir teilen uns die Kindererziehung und treten dafür beide im Job kürzer. Einige Zeit später meldete sich das Ehepaar wieder bei mir und erzählte, dass der Mann seinen Job verloren habe. Begründung: Er kümmere sich zu sehr um seine Familie und speziell die Kinder.
Ein fragwürdiger Kündigungsgrund.
Nachdem der Mann einmal früher das Büro verlassen hatte, um sein krankes Kind aus der Kita abzuholen, hat sein Chef wohl auch gesagt: "Dafür haben Sie doch eine Frau!" Wenig später folgte die Kündigung. Auch wegen dieses Falles habe ich begonnen, zur Rolle der Väter bei der Kinderbetreuung zu recherchieren. Eben weil wir in unserer Gesellschaft das Thema Erziehung noch immer sehr stark auf die Rolle der Mutter reduzieren.
Sie haben Väter aus verschiedenen Berufen, vom Banker bis zum Bauarbeiter, während ihrer Elternzeit begleitet. Wie haben Sie die Männer erlebt?
Viele sind etwas unsicher in diese vermeintliche Frauenwelt getappt, wussten nicht, was eigentlich auf sie zukommt. Obwohl viele Männer den Schritt in die Elternzeit als Aufbruch empfanden und von Familie und Freunden Lob bekamen, gab es auch immer wieder kritische Stimmen. Da fragt die Mutter ihren Sohn: "Kannst du dir das überhaupt leisten, mein Junge?" Für mich war es überraschend, dass Väter in Elternzeit auch heute noch in vielerlei Hinsicht als Exoten wahrgenommen werden.
Was waren die größten Sorgen der Männer vor und während der Elternzeit?
Das waren schon berufliche Existenzängste. Einen Mann haben wir zu einer Beratungsstelle begleitet, wo er sich erkundigte, ob er direkt nach der Probezeit im neuen Job denn gleich Elternzeit beantragen könne. Ist mein Job sicher? Müssen die Kollegen dann meine Arbeit mache? Solche Sorgen wurden auch von anderen Vätern geäußert.