Arbeitsmarkt:Jung und ausgebeutet

Sie sind Zeitarbeiter, Minijobber, nur befristet eingestellt und erhalten Niedriglöhne: Die Arbeitsmarkt-Situation für unter 30-Jährige hat sich dramatisch verschlechtert.

Sibylle Haas

Junge Beschäftigte sind die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt. Sie arbeiten oft unter Bedingungen mit mangelnden Entwicklungs-, Einfluss- und Lernmöglichkeiten und hohem Arbeitsdruck. Dies zumindest ist das Ergebnis einer Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) von Arbeitnehmern im Alter von bis zu 30 Jahren.

Azubi, dpa

Azubi: 62 Prozent der unter 30 Jährigen verdienen trotz Vollzeit weniger als 2000 Euro brutto im Monat.

(Foto: Foto: dpa)

Der Studie zufolge verdienen 62 Prozent der unter 30-Jährigen weniger als 2000 Euro brutto im Monat auf einer Vollzeitstelle. Im Vorjahr habe dieser Wert nur bei 51 Prozent gelegen. Zugleich sei der Anteil derjenigen mit einem Monatseinkommen von mehr als 2000 Euro von 49 Prozent im Jahr 2007 auf 38 Prozent in diesem Jahr gesunken, heißt es in der DGB-Studie.

Die Ergebnisse beruhen auf den Daten des "DGB-Index Gute Arbeit", der in diesem Jahr zum zweiten Mal ermittelt worden ist und der künftig jährlich erstellt werden soll. Der Index stellt nach einer repräsentativen Befragung im ersten Quartal 2008 die Arbeitsqualität aus Sicht der Beschäftigten dar. Einen besonderen Schwerpunkt legt der DGB in Sonderauswertungen auf die Situation der jungen Arbeitnehmer.

Niedriglohn und Zeitarbeit

Zwei Drittel der jungen Menschen haben laut DGB-Studie Angst um ihre berufliche Zukunft. Nur 39 Prozent von ihnen geben an, dass sie von ihrem Arbeitseinkommen ausreichend oder gut leben können. "Während die Ansprüche in allen Branchen steigen und junge Beschäftigte heute höhere Qualifikationen mitbringen, entwickelt sich das Einkommensgefüge auseinander", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock bei der Vorstellung der Jugend-Studie in Berlin.

Ein Großteil der unter 30-Jährigen arbeite nicht nur zu Niedriglöhnen, sondern sei befristet eingestellt, sei Zeitarbeitnehmer oder habe einen Minijob, kritisierte sie. Es sei alarmierend, dass sich die Arbeitsbedingungen junger Menschen verschlechtert haben. Gerade in einer Phase, in der die Lebens- und Familienplanung anstehe, seien junge Menschen verunsichert und materiell eingeschränkt. Eine Gesellschaft solle dafür sorgen, dass die junge Generation optimistischer in die Zukunft schauen, so der DGB.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Sehrbrock fordert die Einführung eines Mindestlohns und die Einschränkung der Auswüchse in der Zeitarbeit. Mit fünf Prozent sei der Anteil der jungen Leiharbeitnehmer doppelt so hoch wie der Leiharbeiteranteil aller Erwerbstätigen.

Daher müsse befürchtet werden, dass junge Menschen besonders stark von den momentanen Entlassungen in der Zeitarbeitsbranche betroffen seien. "Das macht sie zur arbeitsmarktpolitischen Manövriermasse. Das ist politisch ein Skandal", sagte Sehrbrock. Dies sei außerdem auch wirtschaftlich kurzsichtig, da die Firmen auf Fachkräfte angewiesen seien.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: