Arbeitsmarkt - Halle (Saale):Experten rechnen mit mehr Anträgen auf Kurzarbeit im Herbst

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Erfurt/Halle (dpa/th) - Arbeitsmarktexperten rechnen in Thüringen mit einer Zunahme von Anträgen seitens der Arbeitgeber auf die Zahlung von Kurzarbeit. Dieser Trend habe sich bereits im August und September abgezeichnet, sagte ein Sprecher der in Halle ansässigen Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit. Zuletzt registrierten die Arbeitsagenturen im Freistaat rund 80 Kurzarbeitsanzeigen für rund 3900 Beschäftigte. Grund sei vor allem die angespannte Lage im verarbeitenden Gewerbe.

Lieferengpässe wie bei elektronischen Bauteilen für Maschinen, Anlagen und für die Automobilbranche wirkten sich trotz teils voller Auftragsbücher auf die Beschäftigung aus. Erschwerend hinzu kämen fehlende Rohstoffe, erklärte der Sprecher. Nach dem Einbruch der Weltwirtschaft wegen der Corona-Pandemie 2020 kam die Konjunktur im Sommer dieses Jahres wieder in Schwung. Dies hatte eine kräftige Nachfrage etwa nach Halbleitern, steigende Rohstoffpreise und Lieferengpässe zur Folge. Dies wirke sich auf die Beschäftigung aus.

Zwei Drittel der Anträge von Arbeitgebern auf die Zahlung von Kurzarbeitergeld gingen bei den Arbeitsagenturen in Thüringen im August und im September vor allem aus den Bereichen Maschinenbau, Gummi- und Kunststoffwaren, Metall sowie der Kraftfahrzeug- und zulieferbranche ein, wie der Sprecher sagte.

Betrachte man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, galt diese laut Hochrechnungen im Juni 2021 für rund 37.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 7100 Betrieben in Thüringen, wie der Sprecher erklärte. Damit waren 4,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Land von Kurzarbeit betroffen (Kurzarbeiterquote).

Zum Vergleich: 2020 waren im Juni rund 108.200 Beschäftigte in 12.000 Unternehmen und damit etwa 13,7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit. Im Mai (2020) waren es 17,8 Prozent (knapp 141.300 Menschen), im April (2020) 18,1 Prozent (144.100 Menschen). Zu Beginn der Pandemie waren im Freistaat im März (2020) 8,5 Prozent oder 68.000 der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit.

Arbeitgeber beantragen bei den Arbeitsagenturen die Zahlung von Kurzarbeitergeld, um Entlassungen aufgrund von konjunkturbedingten erheblichen Arbeitsausfällen zu vermeiden. Der Arbeitsausfall müsse vorübergehend und unvermeidbar sein, wie der Sprecher erklärte.

Laut Bundesagentur erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 60 Prozent während der Kurzarbeit ausgefallenen Nettoentgelts, bei mindestens einem Kind 67 Prozent. Das Kurzarbeitergeld erhöht sich den Angaben zufolge ab dem vierten Bezugsmonat auf 70 Prozent (Beschäftigte mit mindestens einem Kind: 77 Prozent), ab dem siebten Bezugsmonat auf 80 Prozent (Beschäftigte mit mindestens einem Kind: 87 Prozent).

© dpa-infocom, dpa:211025-99-723321/3

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