Arbeitsmarkt:"Frauen sind teamfähig und dienen der Sache"

Man könnte auf falsche Gedanken kommen: René Mägli beschäftigt in seinem Büro ausschließlich Frauen, 85 an der Zahl. Der Unternehmenschef begründet sein Faible für Frauen pragmatisch: "Sie bringen im Job einfach bessere Qualität."

Birgit Obermeier

Man könnte auf falsche Gedanken kommen: René Mägli, Landeschef der Schweizer Mediterranean Shipping Company (MSC), beschäftigt in seinem Basler Büro ausschließlich Frauen, 85 an der Zahl. Doch der 56-jährige Kaufmann ist ein ebenso zurückhaltender wie nüchterner Geschäftsmann. Sein Faible für Frauen begründet er höchst pragmatisch: "Sie bringen im Job einfach bessere Qualität."

René Mägli

René Mägli: "Ich erkenne, wenn es einer Kollegin nicht gut geht."

(Foto: Foto: oH)

SZ: Herr Mägli, wann ging bei MSC der letzte Mann von Bord?

René Mägli: Vor etwa zehn Jahren. Ich hatte gemerkt, dass er seine Kolleginnen zu unterdrücken versuchte und Papiere, die er nicht verstand, in der Schublade verschwinden ließ. Also bat ich ihn zu gehen. Als die Firma in den folgenden Jahren stark expandierte, habe ich nur noch Frauen eingestellt.

SZ: Welche weiblichen Mitarbeitertugenden schätzen Sie besonders?

Mägli: Frauen zeigen nicht dieses ausgeprägte Streben nach Macht, das vielen Männern eigen ist. Sie dienen der Sache. Um als Dienstleistungsunternehmen zu wachsen, müssen wir teamfähig sein und den besten Service bieten - das gelingt uns in der gegenwärtigen Besetzung bestens. Wir steigern unsere Umsätze seit fünf Jahren um jährlich 25 Prozent.

SZ: In vielen Firmen sind Frauen dennoch nicht erste Wahl. Warum?

Mägli: Ich glaube, Frauen werden beruflich oft unterschätzt. Dabei bringen sie viele nützliche Eigenschaften mit: Sie sind es gewohnt, Prioritäten zu setzen. Sie nehmen in Konflikten häufig eine Position zwischen Härte und Vermittlung ein. Und: Sie sind kostenbewusster. Ich möchte nicht wissen, wie viele Frauen in der Familie das Budget verwalten.

SZ: Zudem sind Frauen die günstigeren Arbeitskräfte.

Mägli: Bei uns verdienen sie nicht weniger als andernorts Männer. Das hat die Schweizer Gewerkschaft Unia bestätigt.

SZ: Frauen werden schwanger.

Mägli: Wir haben dennoch eine niedrige Fluktuationsrate. Etwa 80 Prozent der Mütter kommen zurück. Sie können sich aussuchen, mit wie viel Stunden sie wieder einsteigen wollen. Ich möchte die Investitionen in meine Mitarbeiterinnen schließlich nutzen.

SZ: Gibt es in der Schweiz eigentlich kein Gleichstellungsgesetz, dem Ihre Einstellungspraxis zuwiderläuft?

Mägli: Ich sage ja nicht, dass ich grundsätzlich keine Männer einstelle. Entscheidend ist: Wer bringt die Leistung und passt ins Team? Allerdings sind bei uns inzwischen weniger als zehn Prozent der Bewerber männlich - unsere Personalsituation hat sich herumgesprochen.

SZ: Wie oft herrscht Zickenalarm?

Mägli: Selten, das würde ich mitkriegen. Ich habe ja kein eigenes Büro, sondern bin mittendrin.

SZ: Gelten in einem reinen Frauenbetrieb andere Führungsregeln?

Mägli: Es braucht meiner Ansicht nach einen besonderen Umgang, der den Mensch in den Mittelpunkt stellt. Außerdem bin ich sensibel für körpersprachliche Signale und glaube zu erkennen, wenn es einer Kollegin nicht gut geht.

SZ: Wie verwöhnen Sie Ihre Damen?

Mägli: Zu Weihnachten gab's einen Gutschein für eine Farb- und Stilberatung, davor auch schon mal Karten für's Robbie Williams-Konzert.

SZ: Mal ehrlich, genießen Sie Ihre Rolle als Hahn im Korb?

Mägli: Es ist angenehm. Außerdem wusste schon der Schriftsteller Oscar Wilde: "Wer die Frauen nicht hinter sich hat, wird im Leben nie Erfolg haben."

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