Arbeitsmarkt - Frankfurt am Main:Wendepunkt: Risiko zur Arbeitslosigkeit steigt

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - In Hessen steigt wieder das Risiko, arbeitslos zu werden. Diesen Schluss hat der Leiter der Regionaldirektion Hessen, Frank Martin, am Mittwoch bei der Vorlage der Arbeitsmarktzahlen für Oktober gezogen. Der Trend der vergangenen Monate deute auf eine schwächere konjunkturelle Entwicklung hin. In der Industrie sinke bereits die Nachfrage nach Arbeitskräften.

Im Oktober ist die Zahl der Arbeitslosen in Hessen kaum noch gesunken. Mit 146 519 Männern und Frauen lag die Arbeitslosenzahl nur noch um 602 Köpfe unter dem Wert des gleichen Vorjahresmonats. Auch im Vergleich zum September ist die Gesamtzahl nur noch um knapp 1000 gesunken - für die Jahreszeit eigentlich zu schwach. Die Arbeitslosenquote sank in der Jahresfrist um 0,1 Punkte auf 4,3 Prozent. Unter dem Strich ist es aber immer noch der beste Oktober mit den wenigsten Arbeitslosen seit 1992.

"Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist gestiegen und die Chance, schnell wieder in Arbeit zukommen, sinkt", erklärte Direktionschef Martin. Die Arbeitslosigkeit habe sich mittlerweile auf dem Vorjahresniveau eingependelt und die bisher gewohnte positive Entwicklung trete auf der Stelle.

Hessens Arbeitsmarkt steht somit laut Regionaldirektion an einem Wendepunkt, nachdem seit Anfang 2015 die Arbeitslosigkeit sehr stetig zurückgegangen ist. In 20 Kreisen sowie in den Großstädten Frankfurt und Darmstadt beträgt die Arbeitslosenquote nur noch 5 Prozent oder weniger. Anteilig mehr Arbeitslose werden noch in den Großstädten Kassel, Wiesbaden, Gießen und Offenbach (8,5 Prozent) gezählt.

Gleichzeitig sind den Jobcentern knapp 55 000 offene Stellen bekannt. Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) beziffert die Zahl der vakanten Jobs sogar auf mehr als 100 000, die nur mit Hilfe ausländischer Fachkräfte besetzt werden könnten. Zur schnelleren bürokratischen Abwicklung sollten zentrale Ausländerbehörden bei den drei Regierungsbezirken die Aufgaben von derzeit 31 relativ kleinen Ausländerbehörden übernehmen, verlangte VhU-Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert.

Der DGB Hessen-Thüringen verlangte ein Ende der Leiharbeit, zu erheblichen Nachteilen für die betroffenen Arbeitnehmer führe. "Nicht zuletzt spaltet Leiharbeit Belegschaften aufgrund unterschiedlicher Einkommen", erklärte DGB-Chef Michael Rudolph. "Unter dem Vorwand, Produktionsspitzen abfangen zu wollen, wird auch nach der letzten Novellierung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes weiter Leiharbeit genutzt, um dauerhaft kräftig die Löhne zu drücken." Hier müssten Gesetzeslücken endlich geschlossen werden.

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