Arbeitsmarkt:Biden: Erholung der US-Wirtschaft ist kein Sprint

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US-Präsident Joe Biden: "Immer noch dabei, uns aus einem wirtschaftlichen Kollaps herauszuwinden.". Foto: Patrick Semansky/AP/dpa (Foto: dpa)

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Washington (dpa) - In den USA sind die Arbeitsmarktzahlen für April weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. US-Präsident Joe Biden sieht die Wirtschaft des Landes dennoch auf dem richtigen Weg.

"Wir wussten, dass dies kein Sprint, sondern ein Marathon sein würde", sagte Biden am Freitag im Weißen Haus. "Wir sind immer noch dabei, uns aus einem wirtschaftlichen Kollaps herauszuwinden." Die Lage werde sich weiter verbessern. Der Arbeitsmarktbericht vom Freitag zeige aber auch, dass die USA noch einen weiten Weg vor sich hätten, um die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise zu überwinden.

Die Beschäftigung stieg im April deutlich weniger stark als erwartet: Außerhalb der Landwirtschaft kamen nach Angaben des US-Arbeitsministeriums lediglich 266.000 neue Stellen hinzu. Analysten hatten im Schnitt mit einem Zuwachs von einer Million Jobs gerechnet. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,1 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkte höher als im Vormonat. Analysten waren von einem Rückgang auf 5,8 Prozent ausgegangen.

Die Arbeitsmarktzahlen sind ein Dämpfer bei den Bemühungen, die US-Wirtschaft wieder auf den Pfad der Erholung zu setzen. Sie wurde durch die Corona-Pandemie empfindlich getroffen: Die Beschäftigung brach im Frühjahr 2020 im Rekordtempo ein. Seitdem erholt sich der Arbeitsmarkt zwar, allerdings sind immer noch viele Amerikaner ohne Job. Die "New York Times" sprach am Freitag von einer "dramatischen Verlangsamung" mit Blick auf die Beschäftigung.

Biden sagte: "Ehrlich gesagt, wir kommen schneller voran, als ich dachte." Noch immer gebe es auf dem Arbeitsmarkt aber etwa acht Millionen Stellen weniger als vor dem Ausbruch der Pandemie. Er nahm die Arbeitsmarktzahlen zum Anlass, für billionenschwere Pläne zur Verbesserung der Infrastruktur zu werben, die viele gut bezahlte Jobs schaffen sollen. Bidens Vorschläge bedürfen der Zustimmung des Kongresses - und das Land ist innenpolitisch nach wie vor tief gespalten.

Nach Angaben der Vorsitzenden des Rats der Wirtschaftsberater der Regierungszentrale, Cecilia Rouse, gingen die meisten Arbeitsplätze wegen der Pandemie in der Freizeit- und Gastgewerbebranche verloren. In dem Sektor gebe es noch immer 17 Prozent weniger Stellen als im Februar 2020. Rouse wies in einer Mitteilung darauf hin, dass es jederzeit zu Schwankungen beim Stellenzuwachs kommen könne.

Die guten Arbeitsmarktzahlen von März hatten jedoch Hoffnungen geschürt, dass sich die Erfolge bei der Impfkampagne und die damit verbundene Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten nachhaltig positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Für März war ein überraschend starker Anstieg bei der Beschäftigung vermeldet worden. Das Arbeitsministerium korrigierte die Zahl nun von 916.000 auf 770.000 hinzugekommene Stellen außerhalb der Landwirtschaft.

Ökonomen sehen dennoch Grund zur Hoffnung. Der starke Rückgang bei den Neuanträgen auf Arbeitslosenhilfe, das derzeitige Infektionsgeschehen und die Erwartung, dass bald noch mehr Menschen geimpft sein dürften, deuteten darauf hin, dass die Beschäftigung im Mai und Juni "viel stärker" sein werde, schrieb die Chefökonomin der Unternehmensberatung Grant Thornton, Diane Swonk, auf Twitter.

Seit Beginn der Corona-Impfkampagne Mitte Dezember wurden in den Vereinigten Staaten bereits mehr als 250 Millionen Impfungen verabreicht. 32,8 Prozent der Bevölkerung sind mittlerweile vollständig geimpft. Die Zahl der täglich nachgewiesenen Neuinfektionen lag in den vergangenen sieben Tagen im Schnitt bei etwas über 47.500. Zum Vergleich: Vor einem Monat lag der Sieben-Tages-Schnitt noch bei rund 63.500.

© dpa-infocom, dpa:210507-99-511773/2

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