Arbeiten im Ausland:Zehn Tipps für eine Bewerbung auf Englisch

Andere Länder, andere Bewerbungssitten: Zehn Tipps für die Jobsuche in England, Australien und den USA.

Eike Schrimm

Wie in Deutschland gibt es auch in England, USA oder Australien bestimmte Vorgaben für Bewerbungsunterlagen: Während in Deutschland eine dicke Mappe auf dem Schreibtisch der Personaler landet, reichen im englischsprachigen Raum zwei Dokumente für eine vollständige Bewerbung aus. "In Deutschland sind die Regeln doch eher hausbacken. Im englischsprachigen Ausland ist mehr Kreativität erlaubt", sagt Klaus Schürmann, der dort selbst lange gearbeitet hat und auch in der internationalen Arbeitsvermittlung tätig war. Für Jobsucher hat Schürmann zehn Tipps, wie die Bewerbung im Ausland gut ankommt:

Arbeiten im Ausland: Wer in Großbritannien arbeiten will, sollte wissen, wie man sich dort bewirbt.

Wer in Großbritannien arbeiten will, sollte wissen, wie man sich dort bewirbt.

(Foto: AFP)

Zwei Dokumente

Eine Bewerbungsmappe für das englischsprachige Ausland besteht aus zwei Dokumenten: dem Covering Letter und dem Curriculum Vitae (auch Resume genannt). Das Covering Letter ist mit dem deutschen Anschreiben zu vergleichen, das Curricculm Vitae beziehungsweise das Resume mit dem Lebenslauf. Es werden keine Schulzeugnisse, keine Universitäts-Abschlüsse und auch keine Arbeitszeugnisse beigelegt. Eingeschickte Bewerbungen kommen nicht zurück.

Die richtige Länge

Das Anschreiben muss auf eine Seite passen, für den Lebenslauf gilt diese strenge Begrenzung nicht. Im Gegenteil: Der Lebenslauf darf sich über mehrere Seiten strecken. Idealerweise findet der Personaler schon nach drei, vier Sekunden die Schlüsselqualifikationen des Bewerbers und ist animiert weiterzulesen. Der Bewerber sollte beim Formulieren immer an denjenigen denken, der seine Unterlagen liest, und sich die Fragen stellen: Komme ich logisch auf den Punkt? Ist meine Gliederung auch für Fremde nachvollziehbar?

Selbstdarstellung im Anschreiben

Das Anschreiben muss informativ, kurz und übersichtlich sein. Es richtet sich an einen konkreten Ansprechpartner. Mit dem unpersönlichen "Dear Sir/ Madam" hat der Personaler den Eindruck, dass der Bewerber sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, die richtige Kontaktperson herauszufinden.

Nach dem einleitenden Satz, der auf die Anzeige Bezug nimmt, beschreibt der Bewerber, warum er sich für diese Stelle interessiert und wieso er geeignet ist. Das Kunststück besteht darin zu zeigen, dass man mit Hilfe seiner Erfahrungen die zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen souverän meistern wird.

Als Verabschiedung eignet sich nicht das saloppe "Kind regards" für Bewerbungen. Besser klingt "Yours sincerely". "Yours faithfully" passt nur, wenn das Anschreiben mit der unbestimmten Anrede "Dear Sirs" beginnt.

Die Abkürzungen "Enc." oder "Encs." für Enclosures weisen auf den beigefügten Lebenslauf in der Anlage hin, der aber nicht wie in Deutschland üblich einzeln aufgeführt wird.

Gliederung des Lebenslaufs

Im angelsächsischen Raum ist der Lebenslauf mit "Curriculum Vitae" überschrieben. Im nordamerikanischen Raum dient im Resume der eigene Name als Überschrift.

Der Lebenslauf kann entweder chronologisch oder funktionell gegliedert werden. Die chronologische Übersicht bietet sich bei Kandidaten an, deren Arbeitsleben sich als lückenloser, roter Karrierepfad abbilden lässt. Die aktuellsten Qualifikationen gehören an die erste Stelle, die älteste an den Schluss, Berufserfahrungen, die weiter als zehn Jahre zurückliegen, werden weglassen. Diese umgekehrte Chronologie führt den Personaler von der Gegenwart in die Vergangenheit.

Wer Sprünge im Arbeitsleben hat, also vollkommen verschiedene Tätigkeiten ausgeübt oder zeitweise nicht gearbeitet hat, entscheidet sich für die funktionale Gliederung des Lebenslaufs. Die wichtigste Qualifikation steht vorn, die anderen folgen nachgeordnet. Damit der Lebenslauf nicht thematisch auseinander fällt, sollte es dem Bewerber bei jeder Station gelingen, einen Bezug auf die ausgeschriebene Stelle herzustellen.

Jede Seite des Lebenslaufs sollte nummeriert sein und der Name des Bewerbers entweder in der Kopf- oder Fußzeile genannt sein.

Werbung in eigener Sache

Nie vergessen: Die Bewerbung ist eine Verkaufsunterlage. Wie in der Werbung löst eine erfolgreiche Bewerbung Aufmerksamkeit, Interesse, Gefallen und Handlung aus. Deshalb gilt es, nicht zu bescheiden aufzutreten, sondern vielmehr selbstbewusst die Fähigkeiten und Qualifikationen zu beschreiben. Allerdings sollte man nicht zu stark übertreiben. Während die erweiterte Wahrheit - auch "extended truth" genannt - in den USA zum Erfolg führen kann, ist sie in Großbritannien oder in Australien ganz fehl am Platz. Hier sollte der Bewerber zurückhaltend, aber souverän auftreten.

Bloßkeine Verwechslungen bei Berufsbezeichnungen

Referenzen statt Zeugnisse

Bei englischsprachigen Unternehmen sind Zeugnisse in den Bewerbungsunterlagen nicht erwünscht. Damit sich der potentielle Arbeitgeber aber ein Bild vom Bewerber machen kann, listet der Lebenslauf Referenzen auf. Drei Ansprechpartner - zum Beispiel bei einem Studienabgänger zwei aus der Arbeitswelt, einer aus der Ausbildungszeit - sind üblich. Es reicht, wenn Name, Firma, Position, Anschrift und Telefon angegeben sind. Jede Kontaktaufnahme wird üblicherweise mit dem Bewerber abgesprochen.

Formular als Antwort

Nach einer Bewerbung mit Anschreiben und Curriculum Vitae erhalten Bewerber manchmal ein Bewerbungsformular als Antwort. Das ist ein gutes Zeichen! Das Formular dient den Personalern dem einfacheren Vergleich von unterschiedlichen Bewerbern. Das Unternehmen bekundet somit Interesse, sonst würde man gar nichts mehr hören.

Unterschiede kennen

Wie schon oben beschrieben, gibt es einen großen formellen Unterschied zwischen einer Bewerbung in Deutschland und einer Bewerbung im englischsprachigen Raum: die Bedeutung der Zeugnisse. Während in Deutschland die Unterlagen nur mit Zeugnissen vollständig sind, verzichtet man im englischsprachigen Ausland auf diese Dokumente.

Es gibt jedoch auch andere Besonderheiten, die der Bewerber kennen sollte: Auf das Foto wird verzichtet, der Lebenslauf wird nicht unterschrieben, und in den USA sollten keine Angaben zu Religion, Familienstand, Geburtsort oder Geburtsdatum gemacht werden.

Ehrliche Englischkenntnisse

Der Bewerber sollte Anschreiben und Curriculum Vitae selbst verfassen und nicht von einem Muttersprachler aufpolieren lassen. Sonst entsteht bei dem Unternehmen eine hohe Erwartungshaltung, die beim ersten Treffen enttäuscht wird. Die Chancen auf den Job sinken. Also lieber einfache, klare Sätze formulieren und nicht kompliziert verschachtelt schreiben.

Ganz wichtig: Unbedingt Korrektur lesen lassen, denn fremde Augen sehen besser. Das Textverarbeitungsprogramm MS Word bietet zusätzlich eine verlässliche englische Rechtschreibprüfung.

Passende Berufsbezeichnungen

Schwierig ist es, für deutsche Berufsbezeichnungen oder Studien- und Ausbildungsabschlüsse die entsprechende Übersetzung zu finden, denn die Ausbildungssysteme sind sehr unterschiedlich. Im amerikanischen Raum gibt es kaum Ausbildungen, die mit Prüfungen und Noten abgeschlossen werden. Statt dessen wird fachliches Können in der Praxis vermittelt.

Ein Beispiel: Die Übersetzung "Office-Clerk" trifft nicht den deutschen Beruf Industriekaufmann. So werden Angestellte bezeichnet, die hauptsächlich Dokumente ablegen. Ein "Office-Manager" hat zwar größere Kompetenzen, deckt sich aber auch nicht mit einem Industriekaufmann. Besser passt "Merchandising-" oder "Purchasing-Executive".

Auch für Studienabschlüsse wie Diplom oder Magister gibt es keine eindeutigen Entsprechungen im Englischen. Allerdings hilft zum Beispiel das British Council weiter und sagt, welcher englische Ausdruck etwa zum Vordiplom im Fach BWL passt. Außerdem findet man im Internet verlässliche Deutsch-Englische Wörterbücher (siehe Linkliste), auf die jeder kostenlos zugreifen kann.

Buch-Tipp:

Suzanne Mullins, Klaus Schürmann: Weltweit bewerben auf Englisch. Musterbeispiele: Anschreiben und Lebenslauf, Vorbereitungen auf das Vorstellungsgespräch, Formulierungshilfen und länderspezifische Tipps. Eichborn Verlag, 16,90 Euro.

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