Aktionstag "Kollege Hund":Schnuppern und schnuppern lassen

Bürohund

Allseits beliebt: erzogener Bürohund.

(Foto: Illustration: Yinfinity)
  • Bereits seit einigen Jahren ruft der Deutsche Tierschutzbund im Rahmen des Aktionstages "Kollege Hund" Unternehmen dazu auf, sich tierfreundlich zu zeigen.
  • Mitarbeiter sollen so die Möglichkeit bekommen, ihren Hund mit ins Büro zu nehmen - an den meisten Arbeitsplätzen Deutschlands ist das verboten.
  • Lesen sie hier, warum ein Hund im Büro eine Bereicherung sein kann.

Von Matthias Kohlmaier

Zweierlei vorweg: Ich liebe Hunde und möchte nie mehr ohne mindestens einen Vierbeiner leben müssen. Zusätzlich bin ich ein großer Freund des "Leben-und leben-lassen"-Prinzips. Beides führt allerdings zu Problemen. Erstens gibt es viele Menschen, die Hunde nicht sonderlich lieben. Und zweitens gibt es ein Klischee vom gemeinen Deutschen, das so unwahr nicht ist: Der Deutsche nämlich fühlt sich sehr gern und schnell gestört. Das kann der grillende Nachbar sein, das spielende Kind oder - darum soll es hier gehen - ein Hund im Büro. (Für alle, die sich nun an das passende Zitat aus der TV-Serie Stromberg erinnert fühlen: Hier geht's zum Clip.)

Ein Plädoyer für den Bürohund ist trotz aller subjektiver Hundeliebe gar nicht so leicht. Denn werfen wir mal einen Blick auf ein Potpourri dessen, was weniger hundefreundliche Kollegen befürchten, wenn ein Hund im Arbeitsalltag dabei ist: Hunde stinken, kläffen und knurren; Hunde zerstören Büropflanzen, knabbern Kabel an und erleichtern sich auf dem Teppich; Hunde springen jeden Besucher an und machen die Kleidung dreckig; Hunde im Büro verhindern produktive Arbeit, weil sie ständig von den Wichtigkeiten des Tages ablenken und Aufmerksamkeit verlangen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Doch, und das übersehen selbige Kollegen leider zumeist: Kein gut erzogener, gepflegter und sozialisierter Hund verhält sich so. In diesem Sinne ist es die Aufgabe von uns, den Hundehaltern, ein höfliches und verträgliches Tier zu erziehen. So ein Hund wird die meisten Sorgen der Kollegen blitzschnell ausräumen und das Arbeitsklima im Idealfall tatsächlich bereichern.

Beitrag zum Betriebsklima

Wenn ich meine Chihuahua-Hündin Neni (ein Bild sehen Sie im verlinkten Artikel unten) ausnahmsweise im Büro dabei habe, verbringt sie den allergrößten Teil des Tages schlafend auf ihrer Decke unter dem Schreibtisch. Klopft es an der Tür, hebt sie kurz ihren Kopf und wirft einen Blick auf den Besuch. Ist der freundlich, beschnuppert sie den Gast kurz, lässt sich kraulen und trollt sich wieder. Ist der Gast distanziert, ist sie es auch. Begleitet sie mich auf dem Weg in die Kaffeeküche, komme ich grundsätzlich mit diversen Menschen ins Gespräch, denen ich ansonsten maximal ein kollegiales Kopfnicken zugeworfen hätte. Wenn das kein Beitrag zum Betriebsklima ist!

Gestört hat sich an Neni jedenfalls noch niemand. Das liegt natürlich auch an ihrer besonders kleinwüchsigen Rasse. Wäre Neni eine Deutsche Dogge, sähe die Sache wohl anders aus. Auch hier sind die Hundehalter in der Pflicht: Wer den Hund mit ins Büro nehmen will, muss dafür auch ideale Vorraussetzungen schaffen. Er braucht einen festen und ausreichend geräumigen Platz, regelmäßige Gassigänge und zwischendurch etwas zu Fressen. Es gilt: Wenn wir Halter unseren Job gut machen, ist das Tier glücklich und kaum ein Kollege wird sich gestört fühlen.

Rechtliche Situation

Es gibt kein Gesetz, dass die Anwesenheit eines Hundes in deutschen Büros verbietet. Die Entscheidung, ob der Vierbeiner mitgebracht werden darf, liegt allein beim Arbeitgeber (Direktionsrecht). Ausnahmsweise kann so etwas auch bei größeren Unternehmen mit Betriebsrat in einer Betriebsvereinbarung geregelt sein. Im Hochhaus der SZ sind Hunde grundsätzlich nicht erlaubt.

2014 hat das Landesarbeitsgericht Düsseldorf entschieden, dass der Arbeitgeber die Einwilligung, dass der Hund mit ins Büro darf, jederzeit zurücknehmen darf, wenn betriebliche Abläufe durch das Tier gestört werden.

Und eins noch für alle, die vermutlich selbst nie einen Hund hatten und nun wieder denken: "So ein Hund im Büro, das ist doch gar keine artgerechte Haltung!" Jeder Vierbeiner, den ich bisher kennengelernt habe, fühlt sich da am wohlsten, wo auch sein Frauchen/Herrchen ist. Auch wenn im Büro meist statt einem Wald nur ein paar komisch dreinblickende Kollegen zu finden sind.

Ballspiel schlägt Currywurst

Natürlich gibt es dennoch zwei Gründe, die eine Anwesenheit des Hundes im Büro unmöglich oder zumindest kompliziert machen können. Wer einen Hundehaarallergiker zum Kollegen hat, muss entweder in ein anderes Büro umziehen oder er kann sein Tier nicht zur Arbeit mitnehmen. Rücksichtnahme heißt das Zauberwort - das ebenso gilt, wenn Mitarbeiter Angst vor Hunden haben. Wir Hundehalter, und da möchte ich mich kurz im Namen aller entschuldigen, können diese Angst oft nicht nachvollziehen. Aber wir tun unser Bestes. Und dazu gehört auch, die Furcht anderer zu akzeptieren und ihnen den Kontakt mit dem eigenen geliebten Hund zu ersparen.

Im Endeffekt kommt es beim Bürohund schlicht auf Kommunikation an: Wer seinen Vierbeinder mitbringen will, darf nicht die Zustimmung aller voraussetzen. Im Büro kommen viele Menschen mit vielen Befindlichkeiten zusammen. Wer seinen Hund also zum Bürohund machen will, der muss reden, erklären, beschwichtigen, auch auf unausgeprochene Antipathien reagieren. Und sich im Klaren sein, dass die Pausen dem Hund gehören. Aber aus Erfahrung kann ich sagen: Ein zehnminütiges Ballspiel mit Neni macht mich sehr viel glücklicher als jede Kantinen-Currywurst dieser Welt. Davon profitieren wiederum die Kollegen.

Lesen Sie hier das Contra zum Bürohund:

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