ADHS:Hoffnung für den Zappelphilipp

Lesezeit: 3 min

Eine zweite Studie, durchgeführt am National Institute of Mental Health in Bethesda, Maryland, untersuchte mit Hilfe von Scans Unterschiede in den Gehirnen von ADHS-Kindern und solchen, die nicht unter der Störung litten.

Bei allen Kindern verlief die Reifung des Gehirns zwar gleich, bei ADHS-Kindern dauerte der Prozess jedoch bis zu fünf Jahre länger als bei nicht betroffenen Kindern. Besonders ausgeprägt war die Verzögerung in Bereichen, die für wichtige Funktionen wie etwa das abstrakte Denken, die Fähigkeit, unpassende Reaktionen unterdrücken zu können oder die Kontrolle der Aufmerksamkeit zuständig sind. Genau die Fähigkeiten also, die bei Kindern mit ADHS häufig beeinträchtigt sind.

Das Bewegungszentrum entwickelte sich zwar sehr schnell, die für die Kontrolle von Bewegungen zuständige Region zeigte aber eine deutlich verzögerte Reifung, berichten die Forscher.

Vielfältiges Krankheitsbild

Was zunächst beängstigend klingt, ist für ADHS-Kinder und ihre Eltern eine gute Nachricht: Die Entwicklung des Gehirns läuft einfach nur verzögert ab, ist aber grundsätzlich normal. Deshalb kann ADHS mit dem Älterwerden der Kinder nach und nach abnehmen.

Auswachsen könne sich ADHS jedoch nicht, sagt die ADHS-Expertin Cordula Neuhaus. Sie warnt davor, betroffenen Eltern und Kindern zu viel Hoffnung zu machen. "Mit solchen Studien sollte man überaus vorsichtig sein. Das Krankheitsbild ist zu vielfältig, als dass man aus einer einzigen Untersuchung solche Schlüsse ziehen kann."

Etwa drei bis zehn Prozent aller Kinder sind wissenschaftlichen Schätzungen zufolge von der Aufmerksamkeitsstörung betroffen, in nahezu jeder Klasse sitzen ein oder mehrere ADHS-Kinder. Neben 25 anderen Schülern bleibt den Lehrern oft zu wenig Zeit, auf ihre speziellen Bedürfnisse einzugehen. Deshalb empfehlen sie häufig viel zu schnell, betroffene Kinder auf Förderschulen für Lernbehinderte zu schicken.

Doch oft ist unklar, ob die unruhigen, unkonzentrierten Kinder in der Schule über- oder unterfordert sind. Zudem sind Lehrer häufig nicht ausreichend über ADHS informiert: Eine falsche Erziehung, heißt es dann, sei schuld am Verhalten der Kinder.

Zur SZ-Startseite