Studieren neben dem Job:Büffeln nach Feierabend

Wenn mit Mitte 30 die Karriere ins Stocken gerät, denken viele Arbeitnehmer über ein berufsbegleitendes Studium nach. Das erfordert Disziplin - kann sich aber mit einem Karrieresprung bezahlt machen.

Seminare, Vorlesungen, Tutorien: Studenten müssen ziemlich viel büffeln, bis sie Diplom, Bachelor oder Master in der Tasche haben. Berufstätige, die ein Fernstudium aufnehmen, sind doppelt gefordert. Familie, Arbeitsalltag und abends noch Bücher und Skripte durcharbeiten - ein berufsbegleitendes Studium erfordert Disziplin. Doch die kann sich auszahlen: Schließlich ermöglicht ein Hochschulabschluss nicht selten den Aufstieg auf der Karriereleiter.

Weiterbildung, ap

Nach Dienstschluss in den Hörsaal: 70.000 Menschen studieren derzeit berufsbegleitend.

(Foto: Foto: ap)

Für wen ein Studium neben dem Job sinnvoll ist Ob ein berufsbegleitendes Studium vernünftig ist, hängt in der Regel vom jeweiligen Job und den persönlichen Motiven ab. "Es bietet sich an für Menschen, die in ihrem erlernten Beruf noch eine akademische Ausbildung für den nächsten Karriereschritt benötigen", sagt Jörg Schweigard von den AKAD Privat-Hochschulen in Stuttgart.

Geeignet für Quereinsteiger

Auch für fachfremde Quereinsteiger sei es geeignet. Darüber hinaus machten insbesondere Studienfächer für Berufsfelder mit starker Nachfrage wie Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik oder Maschinenbau Sinn.

An der Universität Greifswald beispielsweise können Zahnärzte ihr Wissen beim Masterstudiengang "Zahnärztliche Funktionsanalyse und -therapie mit Computerunterstützung" erweitern. Bernd Kordaß von der Klinik für Zahnmedizin zufolge wird das nebenberufliche Studieren für Zahnärzte immer wichtiger. Denn es gebe einen steigenden Bedarf an Zahnmedizinern mit spezialisierten Kenntnissen und Fertigkeiten.

Ehrgeiz, Disziplin und gutes Zeitmanagement

Auch die Fähigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit sei wichtig, erläutert Kordaß. "Der Abschluss Master of Science ist international anerkannt und bietet somit bessere Chancen auf dem internationalen Arbeitsmarkt." Egal für welches Studium sich Weiterbildungsfreudige entscheiden - ohne Ehrgeiz, Disziplin und gutes Zeitmanagement geht das nicht. "Die Leute sind in ihrem Beruf immer mehr belastet", sagt Sabine Damme von der Fakultät Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dresden.

Die meisten Menschen seien zwischen 30 und 45 Jahre alt, wenn sie feststellen, dass eine Weiterqualifizierung nötig wäre. Wer sich für ein Fernstudium entscheidet, muss sich über den Arbeitsaufwand im Klaren sein. "20 Arbeitsstunden in der Woche sollte man schon investieren", meint Damme. Da müssten der Feierabend, ein Tag vom Wochenende oder der Urlaub für das Studium, das in Dresden im Schnitt etwa fünf Jahre dauert, geopfert werden.

Jobsicherheit und Steuervorteile

"Rund 70.000 Menschen studieren derzeit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes berufsbegleitend, das sind 34 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren", sagt Jörg Schweigard von den AKAD Privat-Hochschulen in Stuttgart. Doch die Mühe könne sich später lohnen. Es sei auf jeden Fall der Karriere förderlich, weil das Wissen aus dem Studium sofort in die Praxis übernommen werden kann.

Zudem habe ein berufsbegleitendes Studium eine Reihe von Vorteilen wie Jobsicherheit, aber auch in steuerlicher Hinsicht: Berufstätige können die Studiengebühren absetzen.

Auf der nächsten Seite: Wie teuer berufsbegleitende Studiengänge sein können.

Büffeln nach Feierabend

Spezielle Konzepte für Berufstätige

Schweigard zufolge sind besonders Studiengänge gefragt, die Berufsfelder mit Fachkräftemangel abdecken oder saisonunabhängig eine hohe Zahl von Absolventen benötigen - etwa Maschinenbau. Aber auch Studiengänge wie "International Business Communication" sind aufgrund ihrer Verbindung von Wirtschaftswissen und Sprachkenntnissen begehrt.

Ob Uni oder Privathochschule - bei beiden gibt es nach Angaben von Harald Beschorner, Kanzler der Fachhochschule für Oekonomie & Management (FOM) in Essen, spezielle Konzepte für Berufstätige. Wer sich für den anstrengenden Weg bis zum Hochschulabschluss entscheidet, muss das allerdings auch finanzieren können.

Der Arbeitgeber müsse das nicht bezahlen, sagt Beschorner. "Viele beteiligen sich aber an den Kosten des Studiums." Dabei kann es je nach Hochschule große Unterschiede geben: Während ein Fernstudent an der FOM mit monatlichen Studiengebühren von 295 Euro dabei ist, muss er an der TU Dresden nur 120 Euro pro Semester aufbringen, zuzüglich etwa 200 Euro für alle Materialen des Grundstudiums.

Keine Altersbeschränkgungen

An der Bauhaus-Uni Weimar, wo im Wintersemester 2008/2009 der berufsbegleitende Masterstudiengang "Bauphysik und energetische Gebäudeoptimierung" beginnt, kostet die Weiterbildung etwa 9500 Euro. Hinzu kommen Reisekosten für Fahrten zu Prüfungen.

Doch es gibt nicht nur finanzielle Hürden: "Abitur oder Fachhochschulreife sind erforderlich. Für beruflich Qualifizierte ohne Abitur gibt es Einstufungsprüfungen", erläutert Beschorner die FOM-Regeln. Altersbeschränkungen gebe es nicht. "An unseren Hochschulen ist unter Erfüllung bestimmter Voraussetzungen auch ein Studium ohne Abitur oder Fachhochschulreife möglich", sagt Schweigard von AKAD.

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