Plagiatsaffäre:Was Althusmann richtig gemacht hat

Bernd Althusmann ist davongekommen: Er darf seinen Doktortitel behalten. Als Wissenschaftler hat sich der Kultusminister dennoch nicht bewährt, auch wenn der Freispruch der Universität nachvollziehbar ist. Die Art aber, wie der CDU-Politiker mit den Vorwürfen umgegangen ist, hebt ihn wohltuend ab von den Guttenbergs und Koch-Mehrins.

Roland Preuß

Es wäre fettes Futter für Kabarettisten gewesen: Ausgerechnet der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, der über die Qualität in der Bildung wachen soll, hat bei seiner Doktorarbeit geschummelt. Doch Bernd Althusmann ist am Donnerstag davongekommen, die Universität Potsdam sprach den niedersächsischen Kultusminister vom Plagiatsvorwurf frei, er darf seinen Doktortitel behalten. Althusmann hat eine Dissertation voller Mängel abgegeben, aber er ist kein Täuscher und Plagiator wie Karl-Theodor zu Guttenberg. Als Schlamper steht Althusmann dennoch beschädigt da, es ist ein Freispruch mit Fußnote.

Uni stellt Untersuchungsergebnis zu Althusmanns Doktorarbeit vor

Davongekommen: Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) darf seinen Doktortitel behalten.

(Foto: dapd)

Als Wissenschaftler hat sich der Kultusminister nicht bewährt, durchaus aber als Krisenmanager. Er hat die Vorwürfe von Anfang an ernst genommen, sich sofort entschuldigt und Fehler selbst offengelegt. Er hat auf Gegenangriffe verzichtet, obwohl die von anonymen Autoren zu Tage geförderten Vorwürfe dies zugelassen hätten. Mit dieser offensiven Zerknirschtheit wird er dem gerecht, was Plagiate und Fälschungen in der Wissenschaft anrichten: enormen Schaden. Das hebt Althusmann wohltuend ab von den Guttenbergs und Koch-Mehrins, also von den Abwieglern, Kleinrednern und Narzissten.

Der Freispruch der Universität ist nachvollziehbar. Der Titel darf Althusmann nur entzogen werden, wenn er absichtlich abgeschrieben hat, doch das ist nicht erkennbar. Dabei hat es sich die Universität nicht einfach gemacht. Das zeigt sich schon an dem Rüffel für Althusmanns Doktorvater, er habe die Arbeit nicht richtig geprüft - was immerhin den Vizepräsidenten der Hochschule trifft. Die Selbstreinigung der Wissenschaft, sie scheint voranzukommen.

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