Neuer Job:Auf Kuschelkurs mit Kollegen

Der erste Eindruck zählt: Wer mit den Kollegen im neuen Job gut auskommen will, sollte sich an einige Regeln halten. Freundlichkeit alleine reicht nicht aus, um Pluspunkte zu sammen. Ganz wichtig: Small Talk.

Der erste Tag im neuen Job. Die Kollegen gucken schon ganz neugierig. Jetzt bloß nichts falsch machen - schließlich bekommt man keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Und mit den neuen Kollegen verbringt man in Zukunft immerhin mehr Zeit als mit der eigenen Familie. Da will man sich mit allen gut verstehen.

Freundlich sein und viel fragen: So klappt es mit den Kollegen

Für Neulinge ist der wichtigste Raum im Büro die Teeküche - hier kommen sie leicht mit Kollegen ins Gespräch.

(Foto: dpa)

Wer freundlich ist und offen auf alle zugeht, macht erst einmal alles richtig. Übertreiben dürfen Neulinge es damit aber auch nicht. Sonst wirken sie schnell aufdringlich. "Ganz wichtig ist, dass man auf andere zugeht und sich vorstellt", sagt der Etikettetrainer Jan Schaumann aus Berlin. "Wer mit gesenktem Blick durch die Abteilung latscht und jedem aus dem Weg geht, wird es schwerhaben."

Oft ergeben sich beim Vorstellen schon die ersten Gespräche mit Kollegen. Ansonsten sei die Küche im Büro der perfekte Ort, um Kontakte zu knüpfen. "Man muss da ja nicht stundenlang stehen und quatschen. Aber um Gesichter kennenzulernen und ein paar nette Sätze zu wechseln, ist die Teeküche optimal." Auch Elisabeth Bonneau rät dazu, sich aktiv um einen Kontakt zu bemühen: "Zeigen Sie auf jeden Fall, dass Sie Interesse daran haben, mit jedem gut auszukommen", empfiehlt die Kommunikationstrainerin aus Freiburg.

Allzu forsch sollte man dabei nicht auftreten. In den ersten Wochen gehe es darum, sich einzufädeln. "Sie kommen ja in ein verhältnismäßig festes System mit einer klaren Hackordnung, also mit einem Alphatier und Außenseitern. Das Kunststück ist, sich erstmal zurückzuhalten und die Spielregeln zu lernen." Wenn es im Büro zum Beispiel üblich ist, dass jeder seine Kaffeetasse vor Feierabend selbst spült, kommt es schlecht an, wenn der Neuling seine Tasse einfach stehen lässt.

Bonneau rät, in den ersten Wochen viel zu fragen. "Fragen Sie nach der Kleiderordnung, wie es mit den Pausen geregelt ist, oder ob es eine Kaffeekasse gibt." Auch so entstehen Kontakte. Und vor allem verstößt man so nicht so leicht gegen ungeschriebene Gesetze am Arbeitsplatz, wie der Coach Otto Buchegger aus Tübingen erläutert. "Am Anfang darf man die blödesten Fragen stellen."

Ganz wichtig: die Mittagspause

Ganz wichtig zum Kontakteknüpfen ist die Mittagspause. Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, um die Kollegen näher kennenzulernen. "Fragen Sie gleich am ersten Tag, wie das gehandhabt wird", rät Bonneau. "Vielleicht bekommen Sie dann die Antwort, dass immer alle zusammengehen. Dann kann man auf jeden Fall nachfragen, ob man das als Einladung verstehen darf." Was die Kollegen eigentlich immer stillschweigend erwarten, ist ein kleiner Einstand. "Aber tauchen Sie nicht gleich am ersten Tag mit einem Kuchen auf", sagt Bonneau. Am Ende der ersten oder in der zweiten Wochen sei es dafür früh genug.

Allerdings sollte man bei allen Bemühungen um ein nettes Klima mit den Kollegen nicht vergessen, dass es eben Kollegen und keine privaten Freunde sind, mahnt Schaumann. "Versuchen Sie nicht, mit jedem schnell ein guter Kumpel zu sein. Die geschäftlichen Belange müssen immer im Vordergrund stehen." Und Buchegger betont: "Letzten Endes wird nur der akzeptiert, der den Wert des Teams steigert, indem er schnell dazulernt und am Anfang eventuell auch unbeliebte Arbeiten erledigt."

Übertriebener Ehrgeiz ist aber kontraproduktiv. Wer allen zeigen will, dass er den Job besser und schneller als andere erledigen kann, hat im Team bald verspielt. "Gruppen werden einen Neuen ablehnen, den sie als Gefahr ansehen", warnt Buchegger. Zunächst sollte man deshalb beobachten, wie das Team arbeitet, rät Bonneau. "Man kann es auch erstmal hinnehmen, wenn man besonders viele unangenehme Aufgaben übertragen bekommt. Aber nach einiger Zeit sollte man dann auch die Bitte äußern, die Aufgaben doch ein bisschen gleichmäßiger zu verteilen." Allerdings verlange es viel Fingerspitzengefühl, als Neuling Kritik an Arbeitsabläufen zu üben. "Das Dümmste, was Sie machen können, wäre zu sagen: In unserer Firma war das aber alles anders", sagt Bonneau.

Erst wenn man einen guten Überblick über die Arbeitsabläufe in der neuen Firma hat, könne man konstruktive Vorschläge machen. Aber selbst wenn es nach ein paar Wochen überhaupt nicht läuft mit den neuen Kollegen, muss man nicht aufgeben. "Schauen Sie, wer Ihnen wohlgesonnen ist", empfiehlt Bonneau. "Diejenigen, die Distanz zu Ihnen halten, beobachten Sie zwar oft besonders kritisch - lassen sich aber trotzdem von Ihnen überzeugen." Wer nach 100 Tagen im Team seine Rolle immer noch nicht gefunden hat, sollte genauer darüber nachdenken, findet Buchegger. Dann sei es vielleicht an der Zeit für einen erneuten Jobwechsel.

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