Gleichberechtigung:Das Gender-Pay-Gap-Experiment

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Wie groß ist der Gender Pay Gap, wenn Diskriminierung ausgeschlossen wird? Das haben zwei Wissenschaftlerinnen mit einem Experiment herausgefunden.

(Foto: Illu: Bitzl)

Wie groß ist die Lücke, wenn man wissenschaftlich Diskriminierung ausschließt? Erschreckend hoch, haben zwei Forscherinnen festgestellt.

Von Sarah Schmidt

Wie hoch ist der Gender Pay Gap, also die Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen, wenn Diskriminierung ausgeschlossen wird? Das frappierende Ergebnis: Auch unter wissenschaftlich kontrollierten Rahmenbedingungen verdienen Frauen 23 Prozent weniger als Männer. Das haben die Ökonomin Miriam Beblo von der Uni Hamburg und ihre Doktorandin Melanie Schröder mit weiteren Kooperationspartnern in einem Experiment herausgefunden.

Fast 900 Teilnehmer haben sie über ein Marktforschungsinstitut rekrutiert, alle saßen bei sich daheim am Rechner, alle bekamen denselben Job: das Lösen von Labyrinth-Aufgaben. Für jedes richtige Ergebnis wird ein kleiner Betrag ausgezahlt. Wie viel Geld die Probanden am Ende verdienten, konnten diese nicht nur über ihre Leistung, sondern auch über Vertragsverhandlungen mitbestimmen. "Wir haben sozusagen Arbeitgeber gespielt - allerdings hatten alle die gleichen Wahlmöglichkeiten."

Zum Beispiel sollten sich die Teilnehmer für eine Schwierigkeits-Stufe entscheiden und zwischen einem simplen Stücklohn, einem Bonus oder einem Risikoaufschlag entscheiden. Wer auf Nummer sicher setzte, bekam 50 Cent pro Labyrinth, wer sich für das Bonus-Modell entschied, einen Euro. Allerdings nur, wenn eine bestimmte Anzahl erreicht wurde oder der Teilnehmer es unter die besten 30 Prozent schaffte. Andernfalls sank die Bezahlung auf 20 Cent pro Aufgabe. "Das lässt sich mit den Leistungsboni oder Prämien für die besten Mitarbeiter vergleichen, die in einer Reihe Unternehmen gängig sind", sagt die VWL-Professorin.

"Schuld ist der Risikoaufschlag"

Das deutliche Ergebnis hat auch die Forscherinnen überrascht: Mit 23 Prozent liegt der Bezahlungsunterschied sogar noch über der Lohnlücke, die sich im realen Leben zwischen den Geschlechtern auftut.

"Schuld ist der Risikoaufschlag", sagt Beblo. Die Frauen hätten viel seltener auf den Leistungsbonus gesetzt, was sich finanziell negativ auswirkte. "Zudem haben die Männer auch tatsächlich mehr geleistet - nämlich immer, wenn es wirklich um etwas ging."

Verdienen Frauen also zu Recht weniger? Sind Männer einfach härter am Verhandlungstisch, bessere Arbeiter? "Das kann man so nicht sagen", sagt die Ökonomin. Zwar gebe es in der Studie keine Diskriminierung von außen: "Männer und Frauen bringen aber ihr Leben mit ins Experiment, Verhaltensweisen, ihre Erfahrungen - und die sind natürlich nicht diskriminierungsfrei."

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