Berufswahl:Welche Ausbildung ist die richtige für mich?

http://www.ihre-vorsorge.de/rechner-co/gehaltsrechner/gehaltsrechner-fuer-azubis.html

Auf Job- und Lehrstellenbörsen wie hier in Halle/Saale können sich angehende Auszubildende über Ausbildungsplätze in ihrer Region informieren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wer erst mit dem Abschlusszeugnis in der Hand anfängt, über seinen späteren Beruf nachzudenken, ist mit Sicherheit zu spät dran. Wie Sie sich darüber rechtzeitig klar werden und wo Sie sich über Ausbildungsberufe informieren können.

Von Sabrina Ebitsch

Die Berufswahl ist zu wichtig für einen Schnellschuss. Deshalb raten Experten: erst umfangreich orientieren und Informationen sammeln, dann entscheiden und bewerben. Firmenchefs schätzen es, wenn jemand gut erklären kann, warum er genau diesen Beruf ergreifen möchte und dafür der oder die Richtige ist. Möglicher Verdienst und Jobchancen sollten in die Entscheidung einfließen, aber nicht ausschlaggebend sein. Die meisten Menschen bringen da die beste Leistung, wo sie mit Spaß und Freude dabei sind.

Was interessiert mich, worin bin ich gut?

In Deutschland sind mehr als 300 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe registriert, dazu kommen noch die Berufe, zu denen der Unterricht an Berufsfachschulen führt - insgesamt sind das mehr als 400.

Am besten schon im Jahr vor ihrem Abschlussjahr sollten sich Jugendliche Gedanken darüber machen, wo ihre Interessen liegen und womit sie gerne ihre Zeit verbringen. Besondere Vorlieben in der Schule können ein Hinweis auf den späteren Beruf sein: Wem Naturwissenschaften Spaß machen, der wird vielleicht ein guter Elektroinstallateur oder Mechatroniker. Wer sich auf den Kunstunterricht freut, für den könnte die Ausbildung zum Mediengestalter etwas sein. Genauso wichtige Anhaltspunkte liefern Hobbys und Freizeit: Wer schon seit seiner Kindheit gerne gewerkelt und repariert hat, kann ein guter Anlagenmechaniker werden, selbst wenn Mathe nicht zu seinen Lieblingsfächern gehört. Und das Organisationstalent, das den Freundeskreis zusammenhält, könnte sich über die Ausbildung zum Kaufmann für Tourismus und Freizeit schlau machen.

Welche Alternativen gibt es für mich?

Trotz der großen Auswahl entfällt über ein Drittel der mehr als 500.000 pro Jahr neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf nur zehn Berufe, wie etwa Verkäufer oder Industriekauffrau. In vielen davon ist das Verhältnis von Nachfrage und Ausbildungsplatzangebot eher ungünstig ist. In anderen Berufen wie Restaurantfachmann oder -frau, Spengler, Metzger oder Koch dagegen fehlen Bewerber. Informationen über das gesamte Angebot an Ausbildungsberufen gibt es zum Beispiel online beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Alexander Dietz, Leiter der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer für München und Oberbayern, rät daher, sich nicht nur auf einen Beruf festzulegen, sondern nach Alternativen Ausschau zu halten. Dabei können sich berufliche Möglichkeiten ergeben, die dem vermeintlichen Traumberuf nahekommen und genauso gut zu den eigenen Interessen und Begabungen passen. Der Autointeressierte kann statt Kfz-Mechatroniker beispielsweise auch Reifenmechaniker oder Lackierer werden und statt Einzelhandelskauffrau bietet sich vielleicht eine Ausbildung zur Automobilkauffrau an.

Schulabgänger sollten außerdem bedenken, dass viele Berufszweige sogar Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu finden. "Oft wissen die Jugendlichen gar nicht, was es für Berufs-Alternativen gibt. Für Berufe wie Sattler oder Hörgeräteakustiker interessieren sich nur wenige Bewerber, weil sie kaum bekannt sind", sagt Dietz.

Gelegentlich führt die Recherche die Berufsuchenden sogar in eine völlig neue Richtung. Statt sich in beliebten Lehrberufen wie Bürokauffrau oder medizinische Fachangestellte gegenseitig Konkurrenz zu machen, könnten sich weibliche Schulabgänger über die speziellen Fördermöglichkeiten für Mädchen und Frauen in technischen Berufen informieren. Und auch der bei den Jungs so oft angestrebte Industriemechaniker ist überlaufen: Wer sich hierauf bewirbt, geht bei der Lehrstellenvergabe wegen der Fülle an Bewerbern womöglich leer aus. Eine Ausbildung zum Holzbildbauer, Silberschmied oder Glasmacher beginnen dagegen jährlich nicht einmal zehn junge Leute bundesweit.

Warum Praktika so wichtig sind

Interessen und Fähigkeiten schön und gut - aber für die Entscheidung, womit Berufseinsteiger einen großen Teil ihres Lebens verbringen werden, ist natürlich auch wichtig, wie viel sie verdienen und wie die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind. Außerdem muss geklärt werden, ob sie die jeweiligen Voraussetzungen für den Beruf, also etwa ein bestimmtes Alter, Schulabschlüsse oder Vorerfahrungen mitbringen.

Wie realistisch sind meine Vorstellungen?

Schüler sollten auf jeden Fall überprüfen, ob die Vorstellungen, die sie von sich und ihrem Traumjob haben, mit dem Berufsalltag und den tatsächlichen Ausbildungsinhalten zusammenpassen. Das Interesse für Mode und Frisuren reicht nicht aus, um ein guter Friseur zu werden. Handwerkliches Können und Geschick im Umgang mit Menschen sind mindestens ebenso wichtig. Auch ganz praktische Dinge sollten Interessierte bedenken - wie zum Beispiel, dass bereits bestehende Rückenprobleme Gift sind in einem Beruf, in dem man fast den ganzen Tag steht. In den Ausbildungsordnungen, die sich beim Bundesinstitut für Berufsbildung einsehen lassen, oder bei der Berufsberatung kann man sich genau darüber informieren, was auf einen zukommt.

Wie bekomme ich Einblick in die Praxis?

In Haupt-, Mittel- und Realschulen gehört Berufsorientierung ein bis drei Jahre vor dem Abschluss zum Stundenplan. Es gibt Praxistage, Bewerbungstraining und Schülerpraktika in den Betrieben, außerdem geben die Lehrer Hilfestellung oder Berater der Arbeitsagenturen kommen in die Schulen.

Praktika sind unerlässlich während der Entscheidungsfindung. Ein bis zwei sind ohnehin meist verpflichtend, noch besser sind drei bis vier - nach Möglichkeit nicht nur in den Wunschberufen, um mögliche Alternativen auszutesten. Mindestens ein Praktikum sollte man daher in einer Sparte suchen, die man gar nicht kennt, und eines in einem Berufsfeld, das einem auf den ersten Blick gar nicht zusagt, aber vielleicht auf den zweiten doch vieles bietet.

Darüber hinaus gibt es Azubi-Messen, bei denen sich zahlreiche Firmen und Einrichtungen vorstellen, wo aber auch private Bildungsträger wie Fachschulen oder auch die Bundeswehr für sich werben. Auch Kontakt zu Arbeitgebern können Besucher hier knüpfen. Eine Übersicht über Termine von Ausbildungsmessen findet sich auf den Ausbildungsseiten der Bundesagentur für Arbeit oder in der Datenbank der Arbeitsagentur.

Wie hilft mir das Internet bei der Ausbildungsplatzsuche?

Neben den Ausbildungsprofilen, die online einsehbar sind, gibt es auch Eignungs- und Selbsterkundungstests im Internet, beispielsweise auf der Infoseite www.azubiyo.de oder im Berufe-Universum der Arbeitsagentur.

Weitere Informationsangebote für Schulabgänger:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: