Ausbildungsberufe:Wie bewerbe ich mich für einen Ausbildungsplatz?

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Auszubildende bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder.

(Foto: Marcus Brandt/dpa)

Weit vor dem eigentlichen Ausbildungsbeginn fangen Unternehmen an, nach geeigneten Bewerbern für ihre Ausbildungsplätze zu suchen. Was wichtig ist beim Anschreiben, welche Unterlagen nicht fehlen dürfen und wie Sie sich im Vorstellungsgespräch von Ihrer besten Seite zeigen.

Von Sabrina Ebitsch

Das letzte Schuljahr ist stressig: Schulabgänger müssen sich nicht nur auf ihre Abschlussprüfung vorbereiten, sondern parallel dazu auch noch auf ihre berufliche Zukunft. Wer nach der Schule eine Ausbildung machen möchte, sollte sich in den Sommerferien vor dem letzten Schuljahr oder spätestens Anfang des jeweiligen Jahres für den August beziehungsweise September (je nachdem, wann das Ausbildungsjahr im Betrieb startet) bewerben.

Vorbereitung der Bewerbung

Größere Unternehmen wie Banken und Versicherungen beginnen noch früher mit der Suche nach ihren Azubis - oft schon anderthalb Jahre vor dem tatsächlichen Ausbildungsbeginn. Daher gilt: Vorher über etwaige Fristen informieren, weil zu spät eingehende Bewerbungen nicht mehr berücksichtigt werden.

Kleinere Betriebe, gerade im Handwerk, entscheiden teils auch recht kurzfristig, sodass angehende Azubis in diesem Bereich ihr Zwischenzeugnis Anfang des Jahres abwarten können. "Aber spätestens dann müssen sie sich bewerben, länger zu warten, wäre fatal", rät Alexander Dietz, Leiter der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer für München und Oberbayern.

Wer sich an den Schreibtisch setzt, um eine Bewerbung zu tippen, sollte sich Gedanken über seine Chancen machen. Formale Voraussetzungen wie Alter oder Schulabschluss, die für eine Bewerbung Pflicht sind, gibt es eher bei den Berufsfachschulen als bei der dualen Ausbildung. Aber trotzdem sind die Chancen, tatsächlich genommen zu werden, davon abhängig, was der Bewerber mitbringt.

Je nach Branche und Region können die Unternehmen oft unter einer Vielzahl von Bewerbungen auswählen. Hier sind Kandidaten mit höheren Schulabschlüssen und guten Noten, gerade in den ausbildungsrelevanten Fächern, im Vorteil. Bessere Chancen haben Bewerber mit weniger guten schulischen Leistungen daher oft in Ausbildungsberufen, die - vielfach zu Unrecht - weniger gefragt sind, obwohl sie inhaltlich vom Traumberuf gar nicht weit weg sind. Auch eine Bewerbung bei weniger bekannten, kleineren Firmen kann sich lohnen.

Auch wer vorher schon ein Praktikum in dem Bereich gemacht hat, zeigt nicht nur besonderes Interesse, sondern auch, dass er sich ernsthaft mit seinem Berufswunsch auseinandergesetzt hat. Den Ausbildungsbetrieben ist wichtig, dass ihre künftigen Azubis wissen, was auf sie zukommt - denn bei einem Ausbildungsabbruch sind beide Seiten Verlierer.

Besonders gute Chancen hat, wer ein erfolgreiches Praktikum in einem bestimmten Betrieb absolviert hat und dort Kontakte knüpfen konnte. Wenn ein Praktikant gute Arbeit geleistet hat, lassen die Ausbilder eher ihn zum Zug kommen als einen unbekannten Kandidaten.

Was alles zur Bewerbung gehört

Zu einer vollständigen Bewerbung gehören Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse, ordentlich verpackt in einer Bewerbungsmappe. Ein Foto muss nicht mehr mitgeschickt werden, es wird aber erwartet. In ordentlicher Kleidung und von einem guten Fotografen aufgenommen, macht es einen positiven Eindruck. Wer sich unsicher ist, kann seine Mappe kostenlos mit den Beratern der Arbeitsagentur erstellen oder fertige Unterlagen noch einmal prüfen lassen. Für die duale Ausbildung und die Berufsfachschulen gelten in Sachen Bewerbung dieselben Regeln. Von Bewerbern für Ausbildungsgänge im sozialen Bereich an Berufsfachschulen wird oft auch noch ein Motivationsschreiben erwartet, in dem sie ihr besonderes Interesse an diesem Beruf erläutern.

Anschreiben

Im Anschreiben erklärt der Bewerber kurz, wer er ist, was er mitbringt und warum er der Richtige für die Stelle ist. Und vor allem, warum er gerade diesen Beruf bei gerade diesem Unternehmen lernen will. Wichtig ist es zu zeigen, dass man sich über die jeweilige Ausbildung, ihre Anforderungen und Inhalte ebenso informiert hat wie über die Firma. Dazu bietet es sich an, konkret auf Besonderheiten wie etwa die Betreuung durch eigene Ausbildungsbeauftragte oder Fortbildungsangebote einzugehen. Informationen darüber bekommen Bewerber bei der Bundesagentur, auf der Website der Firmen oder über Freunde und Bekannte, die den Betrieb kennen.

Standardschreiben, in denen mit Copy und Paste der immer gleiche Text verwendet wird und die nicht einmal in der Anrede den richtigen Ansprechpartner (vorher auf der Website nachschauen oder telefonisch erfragen!) nennen, haben wenig Chancen. Zum Anschreiben gehören auf jeden Fall auch die eigene Adresse und sonstige Kontaktdaten, damit das Unternehmen den Bewerber erreichen kann.

Lebenslauf

Bei Azubis ist der Lebenslauf weniger wichtig als bei Bewerbern, die schon länger im Beruf stehen. Aber auch für eine Lehrstellenbewerbung sollte er lückenlos sein. Aufgeführt werden darin die besuchten Schulen und Abschlüsse, außerdem Praktika, Preise, sonstiges Engagement und außerdem besondere Fähigkeiten.

Gerade bei jungen Leuten sind Hobbys wichtige Indizien, um den Bewerber besser einschätzen zu können. Außerdem können private Interessen oder ehrenamtliches Engagement auch Hinweise auf sonstige Talente und die wichtigen "Soft Skills" liefern. Wer eine Jugendgruppe leitet und dort Ausflüge und Zeltlager plant, beweist Organisationstalent und Sozialkompetenz. Wer seit Jahren in einer Sportmannschaft aktiv ist oder bei den Pfadfindern mitmacht, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein umgänglicher und teamfähiger Mensch. Wer es beim Fußball in die Auswahlmannschaft seines Bezirks oder wer im Karate den schwarzen Gürtel geschafft hat, beweist mehr als nur eine sportliche Begabung, sondern auch Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz. Hobbys wie Computerspielen oder Kneipenabende mit Freunden sind allerdings eher Privatvergnügen. Ein wichtiges Detail, um den Lebenslauf abzurunden: Die Unterschrift nicht vergessen.

Firmen erwarten in einer Bewerbung das letzte, teils auch die letzten zwei bis drei Zeugnisse, um eine Entwicklung bei den schulischen Leistungen erkennen zu können. Wer sich zeitig bewirbt, sollte darauf verweisen, dass er das Abschlusszeugnis nachreichen wird. Auch Ausbildungsverträge werden vielfach unter Vorbehalt unterschrieben, weil der künftige Azubi seinen Schulabschluss erst noch schaffen muss.

Viele Betriebe, gerade größere mit vielen Bewerbungen, sortieren nach Noten aus. Dabei schauen die Unternehmen in erster Linie auf die Kernfächer wie Deutsch und Mathe, aber nicht nur: Eine 5 oder 6 in Religion kann als Zeichen für Lernfaulheit gewertet werden. Sind die Zensuren auch in ausbildungsrelevanten Fächern schlecht, also etwa in den für technische Berufe wichtigen Naturwissenschaften, rät Alexander Dietz, Leiter der Ausbildungsberatung der Handwerksammer für München und Oberbayern, dazu, über Alternativen nachzudenken. "Wir empfehlen den Jugendlichen in solchen Fällen, sich zu überlegen, welche anderen Fähigkeiten sie noch haben. Sonst besteht die Gefahr, dass man viele Bewerbungen schreibt, abgelehnt wird und total frustriert ist."

Kopfnoten werden immer wichtiger

Aufgrund des Nachwuchsmangels können sich viele Firmen nicht mehr darauf beschränken, nur die Bewerber mit den besten Zeugnissen einzuladen. Einige größere Unternehmen bieten daher mittlerweile allen Interessierten die Möglichkeit eines Online-Einstellungstests. Wer diese Hürde nimmt, wird zu einem Gespräch eingeladen, ganz unabhängig von den Noten. Immer wichtiger werden auch die Kopfnoten beziehungsweise die Bemerkungen zu Arbeits- und Sozialverhalten - gerade bei Ausbildungen im Handwerk.

Aber nicht nur die Schulzeugnisse gehören zu den Bewerbungsunterlagen, sondern auch Zeugnisse, die man sich nach jedem Praktikum, am besten mit einer kurzen Beschreibung der Tätigkeiten und einer Bewertung, ausstellen lassen sollte. Außerdem kann man Zertifikate über zusätzliche Kurse oder Bewerbungstrainings an der Schule oder auch über ehrenamtliches Engagement beilegen. Damit heben sich Bewerber gegenüber der Konkurrenz ab.

Wie Unterlagen aussehen sollten

Nicht unterschätzen sollten Schulabgänger, wie wichtig es ist, saubere, ordentliche und korrekte Unterlagen einzureichen. Immer wieder klagen Personaler darüber, dass schlampige Bewerbungen mit Flecken, Eselsohren und Rechtschreibfehlern eingehen. Wer sich Mühe mit seiner Mappe macht, sie von Eltern, Freunden oder einem netten Lehrer Korrektur lesen lässt und noch einmal gründlich durchschaut, bevor er sie abschickt, ist schon im Vorteil. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese zusätzliche Zeit zu investieren, weil schludrige Unterlagen ohnehin direkt im Papierkorb landen - sie signalisieren potentiellen Arbeitgebern keinen besonders motivierten Kandidaten.

Viele Firmen, gerade die größeren, haben vollständig auf Internet-Bewerbungen umgestellt. Damit fällt zwar die Gefahr von Eselsohren und Fettflecken teilweise weg, aber gerade beim schnellen Tippen in ein Online-Formular ist es doppelt wichtig, auf Rechtschreib- und Grammatikfehler zu achten. Und für Scans müssen natürlich auch Zeugnisse und Bescheinigungen fleckenfrei und gut lesbar sein. In einem Menü werden meist bestimmte Kriterien wie Noten und Schulabschlüsse per Mausklick abgefragt, Zeugnisse und Lebenslauf müssen dann aber gesondert hochgeladen werden. Bei der E-Mail-Bewerbung werden Zeugnisse und Lebenslauf als Attachement angehängt. Jpeg-Dateien oder PDFs eignen sich dafür besser als Word-Dateien.

Wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hat schon viel erreicht und sich gegenüber anderen Bewerbern durchgesetzt. Jetzt geht es nicht mehr um Noten, sondern für den Personaler darum, den Bewerber kennenzulernen - passt er oder sie zum Unternehmen und den künftigen Kollegen?

Schon vor, aber auch während des Gesprächs können gut vorbereitete Bewerber mit Kleinigkeiten Punkte sammeln.

  • Pünktlichkeit: Am besten einen ausreichenden Zeit-Puffer einplanen und lieber vor der Firma oder im Eingangsbereich noch etwas warten.
  • Kleidung: Sie sollte nicht nur sauber und ordentlich, sondern auch dem Unternehmen angemessen sein. Das heißt: Anzug und Krawatte in der Bank, für die Werkstatt reichen auch saubere Jeans und ein Hemd. Keine Flecken, keine Mützen oder Kappen und für Mädchen auch keine tiefen Ausschnitte oder kurzen Röcke.
  • Begrüßung: Geben Sie dem Gegenüber die Hand und setzen Sie sich erst, wenn Sie dazu aufgefordert werden.
  • Gesprächsverhalten: Suchen Sie immer wieder Blickkontakt, schauen Sie nicht am anderen vorbei oder auf den Boden. Lächeln Sie ab und an, sprechen Sie klar und deutlich und in ganzen Sätzen.
  • Antworten: Ein knappes Ja oder Nein wirkt nicht nur unhöflich, sondern nimmt auch die Chance, von sich zu erzählen und sich zu präsentieren - und zum Beispiel zu erklären, warum die Noten in Englisch schlechter geworden sind.
  • Natürlichkeit: Fangen Sie nicht an zu schwindeln oder sich zu verstellen. Geben Sie lieber offen und ehrlich zu, dass Sie gerade nicht weiter wissen oder mit der Frage nichts anfangen können.
  • Keine Einbahnstraße: Stellen Sie ruhig selbst Fragen - gerade dann, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Zum Beispiel nach der Betreuung der Azubis, den Berufsschulzeiten oder auch nach den Einsatzmöglichkeiten nach der Ausbildung oder dem Verdienst. Und schließlich: Keine Panik - die Personalverantwortlichen wissen, dass sie Jugendlichen oder jungen Erwachsenen gegenübersitzen und nicht erfahrenen Arbeitnehmern. Hilfreich kann es sein, das Vorstellungsgespräch mit Freunden oder Eltern zu üben. Auf Fragen wie "Warum haben Sie sich bei uns beworben?", "Was reizt Sie an der Ausbildung zum xxx?" kann man sich schon vorher eine gute Antwort überlegen - zum Beispiel, dass die Firma für ihr gutes Betriebsklima bekannt ist oder dass man wegen eines großen Interesses an Technik Industriemechaniker werden möchte und schon im Praktikum gemerkt hat, dass es der richtige Weg ist.

Viele Betriebe bieten vielversprechenden Bewerbern vor Vertragsunterzeichnung die Möglichkeit zum Probearbeiten, etwa in den Oster- oder Pfingstferien des letzten Schuljahres. Das ist keine Ausbeutung, sondern eine Chance, die angehende Azubis nutzen sollten, weil sich so falsche Vorstellungen vom späteren Beruf ausräumen lassen. Aber selbst wer sich sicher ist, dass er mit seiner Berufswahl richtig liegt, kann so direkt in seinem möglichen Ausbildungsbetrieb herausfinden, ob ihm die Arbeit dort Spaß macht, er mit den Kollegen zurechtkommt und sich wohl fühlt.

Weitere Tipps gibt es auf der Azubi-Seite der Bundesagentur für Arbeit. Weitere Infos zum Thema Bewerbung allgemein finden Sie auch im Süddeutsche.de-Ratgeber Bewerbung.

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