Arbeitsmarkt:Im Januar haben Bewerber besonders schlechte Chancen

Jobless Claims In U.S. Hold Below 300,000 For Sixth Week

Schlangestehen für einen neuen Job bringt im Januar nur wenig.

(Foto: Matthew Busch/Bloomberg)
  • Viele Arbeitnehmer glauben, dass der Januar besonders geeignet ist, um sich auf eine neue Stelle zu bewerben.
  • Dabei ist das Gegenteil der Fall, wie die Auswertung einer großen Jobbörse zeigt.

Von Alexander Hagelüken

Aus Behörden ist das Phänomen des Dezember-Fiebers bekannt. Wenn noch Geld übrig ist, wird lieber eine Tonne Büroklammern bestellt oder ein paar bunte Sitzecken. Bevor am Ende der Etat für das nächste Jahr gekürzt wird und der Abteilungsleiter unwichtiger dasteht, als es sein Ego verträgt. Wie sich nun zeigt, grassiert auch ein Januar-Fieber - nicht bei Behörden, sondern bei Arbeitnehmern.

Im Januar nehmen die Stellensuchen gegenüber Dezember um satte 44 Prozent zu, meldet die internationale Jobbörse Indeed. Warum sie gerade zum neuen Jahr den Arbeitsplatz wechseln wollen, können die Willigen auf Nachfrage glasklar erklären. Mehr als jeder Zweite zeigt sich davon überzeugt, zu Jahresbeginn gebe es mehr neue Stellen auf dem Markt als zum Ende des alten Jahres. Jeder Vierte hält den Januar sogar für den Monat, in dem es am einfachsten fällt, sich mit einem neuen Arbeitgeber zu verbinden. Und was halten ebenso viele für den ungünstigsten Augenblick? Den Dezember.

Der Januar ist der Moment der Vorsätze, des Aufbruchs

"Das ist das große Neujahrsmissverständnis", sagt Frank Hensgens, der Chef von Indeed Deutschland. Denn im Januar gibt es nicht mehr offene Stellen als im Dezember - aber viel mehr Kandidaten, die sich auf die Jagd machen. "Der strategische Vorteil liegt bei denen, die sich im Dezember bewerben", rät Hensgens. "Dann gibt es gleich viele Jobs, aber wesentlich weniger Suchende."

Die Jobwechselwut zu Jahresbeginn folgt womöglich weniger rationalen Erwägungen als einem Gefühl. Der Dezember gilt Betriebsfeiern, Familienfesten und anderen schwer kalkulierbaren Ereignissen. Der Januar dagegen ist der Moment der Vorsätze, des Aufbruchs. Was in den Weihnachtsferien an Gedanken mäanderte, wie das abgelaufene Jahr gelaufen ist und was einer ändern will, das muss jetzt raus. In Action verwandelt werden. Drei von vier Deutschen haben sich schon einmal am 31.12. eine neue Stelle vorgenommen, wissen die Indeed-Statistiker.

Die Unternehmen finden jetzt gute Leute

Allein: Vergleicht man das Dezember-Fieber mit dem Januar-Fieber, fällt das klar zum Nachteil der Arbeitnehmer aus. Wenn die Behörde noch eine Tonne Büroklammern bestellt, hat sie die Büroklammern und der Chef seine Bedeutung. Wenn Beschäftigte von Vorsätzen erhitzt nach Jobs jagen, haben sie im Zweifel nichts. Nur schlechtere Chancen als im Dezember.

Der Vorteil fällt jemand anderem zu: den Unternehmen, die geeignete Leute suchen. Jetzt im Januar ist die Aussicht so groß wie nie, trotz Rekordbeschäftigung und Fachkräftemangel den Bewerber der Wahl zu finden. Denn die Beschäftigten sind wechselwillig; die Firmen haben die Auswahl.

Die Motive für den Wechsel sind vielfältig. Jeder Dritte, der einen neuen Arbeitsplatz anstrebt, hadert mit seinem Gehalt. Und jeder Siebte langweilt sich schlicht. Findige Arbeitgeber sollten es einfach finden, solch leichte Beute zu erlegen respektive ihrem Personalbestand einzuverleiben.

Gleichzeitig sendet das Januar-Fieber eine harsche Mahnung an alle Unternehmen, die ihre Mitarbeiter schlecht bezahlen und/oder mit langweiligen Jobs anöden. Vorsicht, der Anfang des Jahres ist gefährlich - eure Leute können morgen weg sein.

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