Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat ihre Landsleute eindringlich zum gemeinsamen Kampf gegen das Zika-Virus aufgerufen. "Ich bitte alle, ihre Angestellten, Gewerkschafter, Gläubigen, Arbeits- und Schulkollegen, ihre Familien und Nachbarn zu mobilisieren", sagte sie nach Medienberichten vom Donnerstag (Ortszeit). "Ein Moskito kann schließlich nicht stärker als ein ganzes Land sein und ist es auch nicht."
Das Zika-Virus wird von Mücken übertragen. Es steht im Verdacht, bei einer Infektion von Schwangeren die sogenannte Mikrozephalie beim Kind auslösen. Die Babys kommen mit einem zu kleinen Schädel auf die Welt, was zu geistiger Behinderungen führen kann. In Brasilien gibt es fast 4200 Verdachtsfälle.
Die Brasilianer sind aufgefordert, Wasserstellen auszutrocknen, um den Mücken die Brutstätten zu entziehen. An Restaurant- und Hotelbetreiber werden Informationsblätter verteilt, wie sie ihre Gäste vor Mückenstichen schützen können. Von nächster Woche an werden Hunderttausende Menschen zu den Karnevalsfeiern erwartet, im August stehen die Olympischen Spiele an.
IOC versucht, Sportler zu beruhigen
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kündigte Verhaltensrichtlinien zum Schutz der Sportler bei den Spielen in Rio de Janeiro an. IOC-Präsident Thomas Bach versprach: "Wir werden alles tun, um die Gesundheit der Sportler und Besucher zu sichern." Er ergänzte: "Wir sind im engen Kontakt mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, ebenso wie mit dem Organisationskomitee in Rio und den brasilianischen Behörden". Der Zeitpunkt der Olympischen Spiele komme den Sportlern womöglich zugute, denn die Stechmücken sollten im August - auf der Südhalbkugel ist dann Winter - weniger aktiv sein.
Ähnlich äußerte sich auch Rios Bürgermeister Eduardo Paes. "Im Monat August gibt es keine Verbreitung dieses Moskitos. Was das Dengue- und das Zika-Virus angeht, sind die Olympischen Spiele die geringste Sorge."
Meldepflicht in Deutschland
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) plant derweil eine Meldepflicht für die Arboviren, zu denen das Zika-Virus gehört. Infektionen mit den Erregern sollten künftig in den Bundesländern gemeldet werden, um das Infektionsgeschehen zu überwachen, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums. Vereinzelt wurden auch nach Deutschland schon Zika-Fälle eingeschleppt. Wegen der fehlenden Meldepflicht gibt es aber keine genaue Zahl.
Mit einer sehr großen Verbreitung ist in Deutschland allerdings nicht zu rechnen. Jan Felix Drexler vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung erläutert: "Die Überträger-Moskitos in Südamerika ( Aedes aegypti) gibt es bei uns nicht. Ob die Asiatische Tigermücke ( Aedes albopictus), die auch in Deutschland vorkommt, das Zika-Virus überträgt, ist noch nicht geklärt. In jedem Fall reicht ihre Häufigkeit nicht aus, um das Zika-Virus in Deutschland anzusiedeln ".