Rauchen macht glücklich - und zwar unmittelbar. Sieben bis acht Sekunden nach dem Zug an der Zigarette kommt das inhalierte Nikotin im Gehirn an und entfaltet eine ganze Reihe angenehmer Wirkungen. Es erhöht zum Beispiel die Aufmerksamkeit und schärft die Konzentration. Raucher haben gelernt: Eine Zigarette kann den Gemütszustand unmittelbar verändern. Sie kann beruhigen, wenn man angespannt ist, aber auch aufputschen, wenn gerade Energie fehlt. Und weil das Nikotin über die Lungen schnell in den Blutkreislauf gelangt, greift der Belohnungseffekt sofort.
Warum macht Nikotin abhängig?
Raucht man regelmäßig, gewöhnt sich der Körper an den Belohnungseffekt. Im zentralen Nervensystem entstehen zusätzliche Andockstellen für Nikotin. Bei starken Rauchern verklingt die Wirkung einer Zigarette in weniger als einer halben Stunde. Was folgt ist der Drang, sich die nächste anzuzünden. Bleibt die Nikotinzufuhr aus, drohen Entzugssymptome. Die Frustrationstoleranz sinkt, Ärger, Aggressivität, Angst und schlechte Stimmung machen sich breit, man wird unkonzentriert und unruhig, schläft schlecht und isst mehr.
Rauchen macht einerseits abhängig, weil das Nikotin so unmittelbar wirkt. Andererseits weil die Zigarette in der Hand durch klassische Konditionierungseffekte an bestimmte Situationen, Tätigkeiten oder Schlüsselreize gekoppelt wird. Belastungen im Beruf werden reflexartig weggeraucht. Das Glücksgefühl eines beschwipsten Ausgeh-Abends will sich nur noch mit Zigarette einstellen.
Das Suchtpotenzial von Nikotin ist vergleichbar mit Amphetaminen, Kokain oder Morphin. Um abhängig zu werden muss man nicht viel rauchen. Schon weniger als sechs Zigaretten pro Tag können zu viel sein.
Nicht alle Menschen sind gleichermaßen suchtgefährdet. Einmal spielt eine Rolle, wie schnell der Körper das Nikotin abbaut. Je rascher der Effekt der Zigarette abklingt, desto eher kommt der Wunsch, nachzulegen. Entscheidend ist auch, wie stark eine Person auf den Nikotineffekt anspricht. Ein depressiver Mensch, dessen Stimmung beim Rauchen spürbar steigt, hat ein höheres Risiko nikotinsüchtig zu werden, als jemand, der ohnehin glücklich und ausgeglichen ist.
Raucher unterschätzen sowohl ihre körperliche als auch die psychische Abhängigkeit von der Zigarette. Schätzungsweise ist etwa ein Drittel der Raucher sehr stark körperlich abhängig. Diese Menschen brauchen morgens schon in der ersten halben Stunde nach dem Aufstehen eine Zigarette und qualmen mindestens eine Schachtel pro Tag.
Doch auch wessen Nervensystem noch nicht auf Nikotinmangel reagiert, der kann bereits abhängig sein. Dessen Körper hält zwar problemlos Stunden oder Tage ohne Nikotinzufuhr durch. Doch in bestimmten Situationen - klassisch ist die Pause während der Arbeit oder das gesellige Bier mit Freunden - geht es dann aber nicht ohne Zigarette. Dieses erlernte Verhalten zu überwinden ist besonders schwer.
Die Fachwelt benennt sechs Kriterien, an denen man die Sucht nach einer Substanz erkennt. Sie gelten für Zigaretten ebenso wie für Alkohol und andere Drogen. Auf das Rauchen bezogen lauten Sie:
1. Zeichen: Starker Wunsch oder Zwang zu rauchen und es immer wieder zu tun
Die Gier nach der nächsten Zigarette ist manchmal unbezwingbar. Das Verlangen kann bereits übermächtig sein, bevor sich eine körperliche Abhängigkeit entwickelt hat.
2. Zeichen: Kontrollverlust
Es ist nicht der freie Wille eines selbstbestimmten Erwachsenen, der ihn zur Zigarette greifen lässt. Die Sucht hat das Kommando übernommen. Sie diktiert, wann, wo, wie oft und wie viel geraucht wird.
3. Zeichen: Abstinenzunfähigkeit
Der unbezähmbare Gier nach der nächsten Zigarette und der Kontrollverlust über das Rauchen führen dazu, dass man nicht mehr ohne kann. Man raucht, obwohl man die Gefahren kennt. Man raucht, obwohl man weiß, dass man süchtig ist. Man raucht, obwohl man bereits unter Folgeschäden leidet. Es gibt Raucher, die trotz schwerer Atemnot nicht von der Zigarette lassen können.
4. Zeichen: Toleranzentwicklung
Um den "Kick" zu erleben, sind immer größere Mengen Nikotin nötig. Der Körper hat sich an die Droge gewöhnt und verlangt nach mehr. Der Süchtige raucht öfter, zieht häufiger und inhaliert tiefer.
5. Zeichen: Entzugserscheinungen
Versucht man, nicht zu rauchen, treten Entzugserscheinungen auf. Manche werden nervös und ängstlich, andere reizbar und aggressiv, viele leiden unter Schlafstörungen und einige beginnen unkontrolliert zu essen.
6. Zeichen: Rückzug aus dem Sozialen
Die Droge wird so wichtig, dass andere Interessen und Aktivitäten in den Hintergrund treten. Da Rauchen gesellschaftlich weithin akzeptiert ist, spielt dieser Aspekt eine geringere Rolle als bei der Abhängigkeit von Alkohol oder harten Drogen. Wenn ein Raucher aber beispielsweise eine Einladung zu Freunden allein deshalb ausschlägt, weil er dort einen Abend lang nicht rauchen kann, ist das ein deutliches Zeichen der Sucht.
Wie stark diese Zeichen bei einem Menschen ausgeprägt sind, lässt sich mit standardisierten Tests messen. Ein international anerkanntes Verfahren, um den Grad der Tabakabhängigkeit festzustellen, ist der sogenannte Fagerström-Test, den Sie hier anwenden können.