Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Rückholflug aus Wuhan in Frankfurt gelandet

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Ein Flugzeug der deutschen Bundeswehr hat 102 Deutsche und 26 weitere Personen aus der am schlimmsten vom Coronavirus betroffenen Stadt Wuhan in China nach Frankfurt gebracht. Der Luftwaffen-Airbus A-310 landete am Nachmittag. Die Teilnahme an dem Rückholflug war freiwillig. Beim Hinflug wurden an Bord der Maschine auf Bitten Chinas 10 000 Schutzanzüge mitgenommen worden, die vor Ort gebraucht werden.

Keiner der Deutschen an Bord der Bundeswehrmaschine zeigt nach den Worten von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Symptome. "Es kommen erst mal gesunde symptomfreie Mitbürger zu uns nach Deutschland zurück", sagte er am Samstagmittag in Bonn. Weil die Inkubationszeit zwei Wochen betrage und um eine Infektion ausschließen zu können, sei eine zentrale Unterbringung für diese Zeit notwendig.

Die Bundeswehrmaschine mit zahlreichen Deutschen aus China musste am Samstag über Helsinki fliegen und dort aufgetankt werden. Das bestätigte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Spahn. Eine ursprünglich geplante Zwischenlandung in Moskau sei von den dortigen Behörden kurzfristig verweigert worden. Daher verzögerte sich die Ankunft in Deutschland. Zunächst hatte die Bild am Sonntag darüber berichtet.

"Wir haben die Überfluggenehmigung gehabt und auch die Landegenehmigung war in Aussicht gestellt. Das hat sich jetzt anders entwickelt", sagte Kramp-Karrenbauer. "Was jetzt neben der offiziellen Erklärung von mangelnden Kapazitäten am Flughafen in Moskau die Gründe sind, das werden wir sicherlich in der nächsten Woche gemeinsam dann noch mit dem Auswärtigen Amt besprechen."

Zwei Wochen in Quarantäne

Nach der Ankunft werden die Menschen schon an Bord von Medizinern begutachtet und befragt, danach auch in einem sogenannten Medical Assessment Center - eine umgewidmete Sporthalle. Sollte dabei jemand Symptome zeigen, werde er in die Frankfurter Universitätsklinik in eine Isolierstation gebracht, heißt es vom Frankfurter Gesundheitsamt. Danach sollen die Rückkehrer zu einem Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Germersheim gebracht werden, wo sie für zwei Wochen in Quarantäne bleiben müssen.

Das gilt auch für die 26 Staatsbürger aus China, Rumänien und den USA, die mit den 102 Deutschen offenbar in familiärer Verbindung stehen. In der Kaserne stehen insgesamt 128 Zimmer in einem bisher unbewohnten Gebäude auf dem Areal bereit. Die Betreuung in der roten Zone übernehmen 27 Freiwillige des Roten Kreuzes.

Die bisher sieben infizierten Corona-Patienten in Bayern befinden sich in einem stabilen gesundheitlichen Zustand. Dies teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Samstag in München mit. Der Verdacht, dass sich ein im Klinikum Lünen untergebrachter Mann aus Kamen mit dem Coronavirus angesteckt haben könnte, hat sich laut Klinik nicht bestätigt.

Deutscher Coronavirus-Patient auf La Gomera

Die spanischen Gesundheitsbehörden haben erstmals eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt. Betroffen sei ein Deutscher auf der Kanareninsel La Gomera, der mit einem der in Deutschland infizierten Patienten in Kontakt gewesen sein soll, teilte die Regierung auf Twitter mit. Er liege isoliert in einem Krankenhaus der Insel. Einzelheiten zu Alter oder Herkunftsort des Patienten wurden nicht bekannt.

Auch Russland und Großbritannien bestätigten je zwei Fälle des neuen Coronavirus. Damit wurde das Virus außerhalb Chinas bei mehr als 150 Menschen in über 25 Ländern nachgewiesen. In China stieg die Zahl der Infizierten auf etwa 11 800. Damit stieg die Zahl der bestätigten Fälle binnen eines Tages um 2000. 259 Menschen starben bereits.

China kritisiert Einreisestopp der USA

Die US-Regierung hatte wegen der Ansteckungsgefahr einen Einreisestopp für ausländische Reisende aus China verfügt - mit Ausnahme der Angehörigen von US-Staatsbürgern. Der von US-Präsident Donald Trump erlassene Bann gilt von Sonntag an. Bislang gibt es sechs Coronavirus-Fälle in den USA.

China hat die USA deswegen scharf kritisiert. "Es ist mit Sicherheit keine Geste des guten Willens", sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Samstag. Während die WHO von Reisebeschränkungen wegen der Lungenkrankheit abrate, gingen die USA in die entgegengesetzte Richtung und setzten ein "schlechtes Beispiel".

Weitere Länder führen Vorsichtsmaßnahmen ein

Andere Länder wie Iran setzten vorübergehend alle Flüge von und nach China aus. In dem Land gibt es bisher noch keine infizierte Person. Der Flughafen Erbil in der halb-autonomen Kurden-Region im Nordirak verweigerte am Samstag drei chinesischen Bürgern die Einreise. Der Flughafen in Basra hat bereits am Freitag mitgeteilt, dass jeglichen Passagieren, die aus China in den Irak kommen wollten, die Einreise verwehrt werde - unabhängig von ihrer Nationalität.

Australien verweigert allen Menschen, die aus China auf den Kontinent reisen möchten, aber keine eigenen Staatsbürger sind, die Einreise. Die australische Fluggesellschaft Qantas kündigt an, ihre China-Direktverbindungen zwischen Sydney und Peking sowie zwischen Sydney und Shanghai vom 9. Februar bis 29. März einzustellen. Auch die neuseeländische Fluggesellschaft Air New Zealand will ihre Direktverbindung zwischen Auckland und Shanghai in dieser Zeit pausieren lassen.

Auch Usbekistan setzt die regulären Flüge der staatlichen Fluggesellschaft von und nach China aus. Großbritannien zieht wegen des Coronavirus einige Mitarbeiter seiner Botschaft und seiner Konsulate in China ab. Allerdings sei weiterhin Personal vor Ort, um den Dienst aufrecht zu erhalten, teilte die britische Regierung mit.

Auch ein Unternehmen reagierte: Apple schließt wegen des Coronavirus vorübergehend seine Geschäfte in China. Wie der Konzern am Samstag mitteilte, sollen die Filialen aus Präventionsgründen und zum Schutz der öffentlichen Gesundheit bis einschließlich 9. Februar geschlossen bleiben.

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