Nun ist offiziell, womit sich Lothar Wieler nach der Corona-Pandemie beschäftigen wird: Der scheidende Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) geht an das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam. Dort wird er Sprecher des neuen Clusters Digital Health, einer interdisziplinären Forschungsgruppe, die sich damit beschäftigt, wie Medizin und Gesundheitswesen digitaler werden können.
"Nach acht Jahren als Wissenschaftler an der Spitze des RKI freue ich mich auf die Möglichkeit, meine Erfahrungen aus dem Public-Health-Sektor und der Bekämpfung von Pandemien nun im HPI, einem der führenden Forschungsinstitute in der digitalen Welt, einzubringen", erklärte Wieler laut Mitteilung des HPI. Diese Pandemie werde nicht die letzte gewesen sein, heißt es weiter. "Aber wir können uns besser auf die nächste vorbereiten, indem wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und in die Forschung investieren."

Pandemiepolitik:Abgang eines Unbequemen
Deutschland erlebte ihn streitbar und verzweifelt, pflichtbewusst und desillusioniert. Nun legt Lothar Wieler sein Amt als RKI-Chef nieder. Über einen, der in der Corona-Krise alles gegeben hat.
Das HPI ist ein privat finanziertes Forschungsinstitut, das zu verschiedenen IT-Systemen, Datensicherheit und Software-Entwicklungen forscht. Mitbegründer und Geldgeber ist Hasso Plattner, der Aufsichtsratsvorsitzende des milliardenschweren Konzerns SAP.
Wieler gehört zu den prominentesten Gesichtern der Corona-Pandemie. In den Hochphasen der Krise informierte er als RKI-Präsident im Wochenrhythmus über das Virusgeschehen, meist an der Seite des jeweiligen Gesundheitsministers. Es sei ein Privileg gewesen, teilte er bei der Ankündigung seines Stellenwechsels mit. Doch der 61-jährige Mikrobiologe haderte in dieser plötzlich so öffentlichkeitswirksamen Rolle auch, beispielsweise mit der Berichterstattung der Medien. Zudem waren er und seine Familie Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt. Vor drei Wochen hat Wieler angekündigt, das RKI auf eigenen Wunsch zum 1. April zu verlassen, um sich "neuen Aufgaben in Forschung und Lehre" widmen zu können.