Dieselabgase sind gefährlich - das ist seit Jahren bekannt. Doch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt nun, dass die Abgase von Dieselmotoren nicht nur "potenziell krebserregend" seien, wie es seit 1988 hieß. Die WHO stuft sie nun als "für Menschen krebserregend" ein. Damit gehören sie in die Gruppe 1 der Gefahrenstoffe.
Wie die Organisation berichtet, geht die neue Einschätzung auf die Arbeit einer ihrer Expertengruppen zurück, die International Agency for Research on Cancer (IARC). Eine Woche lang hatten die Fachleute in Lyon, Frankreich, getagt. Am Ende ihrer Beratungen stand der Entschluss, Dieselabgase aus der Gruppe 2A (wahrscheinlich krebserregend) herauszunehmen und als noch gefährlicher einzustufen.
Besonders starken Eindruck hatte eine große epidemiologische Studie des amerikanischen National Cancer Institute und des National Institute for Occupational Safety and Health gemacht, die im März 2012 veröffentlicht wurde. Doch schon zuvor waren viele Experten und Umweltgruppen von der großen Gefahr überzeugt, die von den Abgasen ausgeht.
So hatte ein Gutachten des Deutschen Forschungszentrums für Gesundheit und Umwelt (GSF) für das Umweltbundesamt ergeben, dass es allein in Deutschland jährlich zu etwa 10.000 bis 19.000 "vorzeitigen" Todesfällen aufgrund von Feinstaub- und Stickoxidemissionen aus Dieselfahrzeugen kommt.
Die Arbeitsgruppe der WHO kam aufgrund der vorliegenden Studien nun zu dem Schluss, es gebe "ausreichende Hinweise" darauf, dass die Abgase für Menschen krebserregend seien. Das gelte für Lungenkrebs. Für die Auslösung von Blasenkrebs sprächen die Hinweise nur "eingeschränkt", trotzdem gehen die Experten von einem erhöhten Risiko aus.
Für Benzin gilt der WHO zufolge weiterhin die Einschätzung "möglicherweise krebserregend" (Gruppe 2B).
Die unabhängigen Experten, so betont die WHO, hätten die wissenschaftlichen Studien sehr genau analysiert. Deshalb verfügten Politiker nun über eine "vertrauenswürdige Grundlage", um Richtlinien zum Schutz der Menschen und der Umwelt aufzustellen.
Zwar hätten die wichtigsten Untersuchungen sich auf Arbeiter konzentriert, die besonders stark Dieselabgasen ausgesetzt sind, erklärte Kurt Straif, Chef des IARC. Aber man habe anhand von anderen krebserregenden Stoffen gelernt, dass diese Studien auf Risiken für die Allgemeinbevölkerung hinweisen. "Deshalb ist es notwendig, Maßnahmen zu treffen, die die Belastung sowohl von Arbeitern als auch der Bevölkerung verringern", fordert Straif.