Süddeutsche Zeitung

Wenn der Arzt mit der Spritze kommt:Hinsehen oder ablenken?

Lesezeit: 1 min

Viele Eltern scheuen keine Verrenkung, um ihren Kindern den Blick auf die Spritze zu ersparen. Die Frage ist, ob das überhaupt sinnvoll ist.

Soll man sein Kind ablenken oder zum Hinsehen auffordern, wenn der Arzt mit der Spritze kommt? Einer im Fachmagazin Pain veröffentlichten Studie zufolge wird der Schmerz als besonders heftig empfunden, wenn man die Spritze beim Durchbohren der Haut anschaut.

Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und der Berliner Charité haben Versuchspersonen unterschiedlich starke Stromstöße verpasst. Dabei sahen die Probanden auf einem Bildschirm eine Hand, die entweder gestochen wurde, mit einem Wattestäbchen gestreichelt wurde oder unberührt blieb. Der Monitor war so über den Armen der Teilnehmer positioniert, dass der Eindruck entstehen konnte, es sei ihre Hand.

Die Probanden bewerteten den Schmerz am intensivsten und unangenehmsten, wenn sie die Hand mit der Spritze sahen. Gleichzeitig weiteten sich ihre Pupillen stärker, was für eine stärkere Aktivität des autonomen Nervensystems spricht. Die Forscher empfehlen Patienten deshalb, besser wegzuschauen, wenn die Nadel ihre Haut durchdringt.

Allerdings sind britische Wissenschaftler vor rund einem Jahr zu einem anderen Ergebnis gekommen. Ihre Studie deutet eher darauf hin, dass langes Starren auf schnöde Dekoration im Arztzimmer auch nicht unbedingt hilfreich ist.

"Den eigenen Körper anzuschauen, ist schmerzlindernd", hatten Londoner Wissenschaftler geschlussfolgert, nachdem sie die Schmerzgrenze von Versuchspersonen gemessen hatten, die entweder ihre eigene Hand oder einen Holzklotz ansahen und dabei zunehmenden Hitzereizen ausgesetzt waren. Wer seine eigene Haut vor Augen hatte, hielt stärkeren Schmerz aus. Ob das allerdings für nadeldurchstochene Haut galt, ließen die Forscher offen.

Eine neue, simple Methode haben ebenfalls britische Wissenschaftler vor kurzem getestet, um Spritzen für Babys erträglicher zu machen. Sie verpassten den Kleinen während einer Impfung entweder eine Zuckerpille, einen Schnuller oder legten sie für einige Minuten unter eine Wärmelampe. Am schnellsten beruhigten sich die Kinder, die besonders warm gehalten worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1357700
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/beu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.