Verletzungen:Extremsport mit Elektroschocks

Elektroschocks beim Tough Mudder

Leitungen unter Hochspannung verpassen den Teilnehmern, die durch Wasser laufen, Stromschläge.

(Foto: Greenberg et al)

Zehntausende Menschen nehmen an Tough-Mudder-Wettbewerben teil. Die Hindernisrennen sind angelehnt an die Trainingsparcours für Elitesoldaten. Wie gefährlich der Sport ist, berichten nun amerikanische Notfallmediziner.

Von Christopher Schrader

Was gefährlich aussieht, ist oft auch gefährlich - so lässt sich eine Studie eines Ärzteteams aus Pennsylvania über Verletzungen bei einem extremen Hindernisrennen zusammenfassen. Im Einzugsbereich ihres Krankenhauses hatte im Juni 2013 einer der sogenannten Tough-Mudder-Wettbewerbe stattgefunden. Sie sind angelehnt an Trainingsparcours für Elitesoldaten.

Die Teilnehmer haben einen Kurs von 16 bis 20 Kilometern Länge zu bewältigen, der mit 20 bis 25 Hindernissen gespickt ist: Sie müssen sich zum Beispiel über Heuballen mit verborgenen Mistgabeln werfen, über Mauern klettern, sich an glitschigen Rohren entlanghangeln, durch Schlamm waten, über Feuer hüpfen und aus großer Höhe in eiskaltes Wasser springen. In vielen Fällen dürfen sich die Teilnehmer gegenseitig helfen.

Das letzte Hindernis ist oft elektrisiert: Die Läufer traben durch Wasser oder robben durch Matsch, während von oben Kabel mit hoher Spannung herunterhängen. Heftige Schocks und Verbrennungen der Haut sind meist die Folge. Zehntausende Menschen nehmen an solchen Rennen teil.

Die Ärzte um Marna Greenberg berichten nun, ihre Notaufnahme habe an jenem Wochenende unerwartet viele Verletzte behandeln müssen. Es gab mehr als einhundert Notrufe bei 22.000 Teilnehmern, die meisten der Betroffenen weigerten sich dann aber nach der Erstversorgung, mit ins Krankenhaus zu kommen. Von insgesamt 38 Patienten in der Klinik hatten viele Probleme mit Bewegungsapparat und Skelett: gebrochene Rippen oder Knöchel, gestauchte Wirbel, ausgekugelte Schultern und Ellenbogen, verrenkte Kniescheiben. Andere Symptome folgten aus der schieren Erschöpfung: von Dehydration bis zum akuten Nierenversagen (Annals of Emergency Medicine, online).

Fünf Fallgeschichten stellen die Ärzte im Detail vor. So hatte sich ein 18-Jähriger durch 13 Elektroschocks eine Entzündung des Herzmuskels zugezogen. Ein 28-Jähriger zeigte nach dem Rennen und den Stromschlägen Bewusstseinsstörungen. Eine 25-Jährige hatte es nach den Schocks ins Ziel geschafft, aber bekam dann Panik, dass ihr Herz versagen könnte: Sie litt jedoch am Flüssigkeitsverlust, und ihre Muskeln hatten begonnen, sich aufzulösen.

Ein 41-Jähriger war nach zwei Elektroschocks ohnmächtig mit dem Gesicht in einen Haufen Geröll gestürzt und hatte an der Stirn die Haut in voller Tiefe verloren. Und ein kerngesunder 31-Jähriger hatte nach Zeugenaussagen vor den letzten beiden Hindernissen so etwas wie einen Krampfanfall erlitten, er war verwirrt und konnte die rechte Seite seines Körpers nicht mehr bewegen. Noch sechs Wochen nach dem Rennen machte ihm sein rechtes Bein Probleme.

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