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Vegane Produkte im Test:Fettig, salzig, intransparent

Immer mehr Menschen mühen sich mit Tofuwürstchen und diversen Pasten ab, um Gesundheit, Figur oder dem Gewissen Gutes zu tun. Doch wer Pech hat, erwischt eines der Produkte, die noch zweifelhafter sind als fleischliche Lebensmittel.

Von Berit Uhlmann

Sie müssen doch gesünder und figurfreundlicher sein. Natürlicher sowieso. Und Moral setzen viele Verbraucher ebenfalls voraus, wenn sie gezielt vegane Lebensmittel in ihren Einkaufskorb packen. Doch nun zeigt ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg, dass diese Erwartungen herb enttäuscht werden können. Die Verbraucherschützer haben 20 vegane verarbeitete Lebensmittel - vor allem Tofuwürstchen, Käsealternativen und Sojagetränke - getestet. Nur bei zwei Produkten hatten sie kaum etwas zu bemängeln.

Dagegen fielen vier der Produkte wegen ihres hohen Fettgehaltes auf. Dazu gehörte ein milchfreier Hirtenkäse, der 40 Prozent mehr Fett enthielt als ein herkömmlicher Feta. In fünf Lebensmitteln fanden die Tester einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die als schädlich für Herz und Kreislauf gelten. Fünfmal stellten die Tester übermäßig viel Salz fest. 100 Gramm von manchem Fleischersatz und Brotaufstrich enthielt ein Drittel der täglich empfohlenen Menge Salz.

Auch die Hoffnung, ein möglichst naturbelassenes Produkt zu kaufen, erfüllen die veganen Speisen nicht immer. "Die Nachahmung von tierischen Produkten geht teilweise mit einem größeren Einsatz von Zusatzstoffen einher, sonst wären die Herstellung oder ein annehmbarer Geschmack in den meisten Fällen gar nicht möglich", urteilt die Verbraucherzentrale. Verdickungsmittel, Farbstoffe und künstliche Aromastoffe gehörten dazu.

Und auch vor den Tricks der Lebensmittelbranche sind zumindest solche Veganer und Vegetarier, die nicht ohnehin auf Fertigprodukte verzichten, nicht unbedingt gefeit. So schmücken sich Produkte mit Phantasienamen wie "Bio-Plus-3". Worum es sich handelt, muss der Kunde erst langwierig im Kleingedruckten erkunden. Ein Cranberry-Riegel enthielt - anders als das Bild von zahlreichen Beeren auf der Verpackung vermuten ließ - hauptsächlich Mandeln, Dattelpaste und Preiselbeeren. Eine Getränkeverpackung zierte ein Abbild des Schweizer Matterhorns, obwohl die Rohstoffe des Drinks aus verschiedenen Ländern Europas stammten. Bei den meisten Produkten konnten Verbraucher aber gar nicht erkennen, woher die Hauptzutaten überhaupt kommen. Wer also regionale Produkte kaufen will, um umweltschädliche Transporte auszuschließen oder die Wirtschaft seiner Umgebung zu stärken, hat als Käufer der veganen Angebote meist Pech.

Transparenz vermisste die Verbraucherzentrale auch im Umgang mit Nachfragen. Nur 40 Prozent der angeschriebenen Firmen haben innerhalb von drei Wochen auf die Fragen der Verbraucherschützer geantwortet. "In den wenigsten Fällen war der Kontakt sehr gut, meistens eher mangelhaft", schreiben die Tester.

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