Süddeutsche Zeitung

Gesundheit:Wenn die E-Zigarette zur Rohrbombe wird

  • Die amerikanische Gesundheitsbehörde hat einen Leitfaden für den Umgang mit den Batterien der Geräte herausgegeben.
  • Eine große Gefahr sind vor allem ungesicherte Billigprodukte.
  • Immer öfter müssen Menschen wegen Verbrennungen in die Notaufnahme eingeliefert werden.

Von Christian Gschwendtner

Die Gerichtsmediziner haben keinen Zweifel: Es war die Explosion einer E-Zigarette, die einen Mann aus Nordtexas Ende Januar tötete. Der 24-Jährige hatte sich das Gerät, einen sogenannten Vape Pen, erst kurz zuvor besorgt. Beim ersten Gebrauch, im Auto vor dem Geschäft, ging es tragischerweise in die Luft. Im Autopsiebericht heißt es, Splitter hätten die linke Halsschlagader des jungen Mannes durchtrennt und seien in seinen Schädel eingedrungen.

In den USA ist das kein Einzelfall. Im Mai 2018 sorgte ein ähnlicher Unfall in Florida für Schlagzeilen. Feuerwehrleute fanden den 38-jährigen Tallmadge Wakeman D'Elia leblos in seinem brennenden Wohnzimmer in St. Petersburg an der Golfküste. Er hatte an etwa 80 Prozent seines Körpers Verbrennungen erlitten, gestorben war er aber an den Bruchstücken, die sich durch eine Detonation von der E-Zigarette gelöst hatten. Die offizielle Todesursache: "Geschoss-Wunde am Kopf".

Wie es im Detail zu derartigen Explosionen kommen kann, ist offenbar noch unklar. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA schreibt, dass höchstwahrscheinlich die Lithiumbatterie der Auslöser sei. Kürzlich hat sie deswegen einen Leitfaden für den richtigen Umgang mit Akkus herausgegeben. Konsumenten von E-Zigaretten wird geraten, nur das vorgesehene Ladegerät zu benutzen.

Münzen, Schlüssel und eine Ersatzbatterie in der Tasche? Das ist keine gute Idee

Auf keinen Fall sollte ein Gerät mit einer deutlich höheren Spannung angeschlossen werden. Gut sei es auch, auf nächtliches oder unbeaufsichtigtes Aufladen zu verzichten. Zu groß ist sonst die Gefahr, dass eine Explosion erst zu spät bemerkt wird. Nämlich dann, wenn die Wohnung bereits brennt.

Sind die leistungsstarken Batterien der E-Zigaretten generell gefährlicher? Nicht unbedingt, sagt Michal Dobrajc, der Vorsitzende des Verbandes des E-Zigarettenhandels in Deutschland: "Wie beim Akkuschrauber kann jeder Schutzmechanismus einen Defekt haben." Dobrajc kennt auch Fälle, in denen es zu einem Kurzschluss gekommen ist, weil Menschen eine Ersatzbatterie zusammen mit einem Schlüsselbund und Geldmünzen in der Hosentasche mit sich herumtrugen. Ein Unfall, der aber genauso gut mit anderen technischen Geräten hätte passieren können.

Problematisch sind aus seiner Sicht E-Zigaretten ohne eingebauten Schutz vor Überhitzungen oder Kurzschluss. Oftmals handele es sich dabei um Billigprodukte, die aus dem Ausland privat nach Deutschland eingeführt werden. "Kein offizieller Importeur wird sich eine solche Rohrbombe ins Sortiment holen und dann die unbegrenzte Haftung übernehmen", sagt Dobrajc.

Dass unzureichend gesicherte Billiggeräte auch in Deutschland zu einer größeren Gefahr werden können, zeigt eine Studie der University of North Texas. Darin heißt es, dass in den USA zwischen 2015 und 2017 insgesamt 2035 Menschen wegen Verbrennungen durch E-Zigaretten in die Notaufnahme eingeliefert werden mussten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4317168
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.02.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.