Urin-Tests:Erfolg der Toiletten-Forschung

Manneken Pis: Wer Wasser lässt, gibt vieles preis. (Foto: Museum van de Stad Brussel/dpa)

Die chemische Struktur des menschlichen Urins ist weitgehend aufgeklärt. Mehr als 3000 Bestandteile haben US-Forscher in siebenjähriger Arbeit identifiziert. Das ist nützlicher als es auf den ersten Blick erscheint.

Knapp 20 Forscher arbeiteten sieben Jahre an dem Projekt. Sie nutzten moderne Analysetechniken wie nukleare Magnetresonanztomografie, Gaschromatografie und Massenspektroskopie. Schließlich durchkämmten sie mit computerbasierten Data-Mining-Techniken mehr als 100 Jahre wissenschaftliche Literatur. Jetzt publizierten sie im Fachmagazin Plos One (online) ihr Ergebnis: das Humane-Urin-Metabolom. Es ist die beste chemische Analyse des menschlichen Urins. Mehr als 3000 Chemikalien oder Metaboliten wurden jetzt dingfest gemacht.

"Urin ist eine unglaublich komplexe Bioflüssigkeit", sagt David Wishart von der University of Alberta, der Hauptautor der Studie. "Wir hatten keine Ahnung, dass derart viele verschiedene Komponenten in unsere Toiletten gespült werden."

In den meisten medizinischen Lehrbüchern werden nur 50 bis 100 Stoffe erwähnt, bei den üblichen klinischen Tests wird nur auf sechs bis sieben Komponenten getestet. Dabei kann die chemische Analyse des Urins sehr aufschlussreich sein, betonen die Studienautoren, etwa um Informationen zu gewinnen über die Gesundheit von Menschen, ihre Ernährungs- und Trinkgewohnheiten, Drogenkonsum sowie Umwelteinflüsse.

Die Wissenschaftler hoffen nun, dass mithilfe ihrer neuen Datenbank, die frei verfügbar sein wird, neue, schnelle und kostengünstige Tests entwickelt werden können, die in vielen Fällen Blutabnahme und Biopsien ersetzen können.

© SZ vom 07.09.2013/cwb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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