Süddeutsche Zeitung

Unzuverlässige Fiebermessung:Zwei Grad daneben

Die rektale Methode, Fieber zu messen, ist nach wie vor am genauesten. Das Thermometer unter den Achseln ist nicht zu empfehlen.

Von Berit Uhlmann

Auch wenn es nicht angenehm ist: Die rektale Fiebermessung ist nach wie vor die genaueste Methode für den Heimgebrauch. Bessere Ergebnisse liefern lediglich Instrumente, welche die Temperatur mithilfe von Kathetern tief im Körperinneren erfassen, was beispielsweise auf Intensivstationen geschieht. Verglichen mit deren Präzision sind Thermometer, die unter den Achseln klemmen, eine schlechte Wahl. Solche Messungen weichen um bis zu zwei Grad Celsius vom korrekten Wert ab, wie kanadische Forscher anhand einer Analyse von 75 einzelnen Studien herausfanden (Annals of Internal Medicine).

Die Ergebnisse der rektalen Messungen variieren dagegen um weniger als 0,5 Grad. Ist die Temperaturbestimmung im Rektum nicht möglich, sind elektronische Zungen- oder Ohrthermometer die zweitbeste Option, schreiben die Forscher.

Sie kritisieren außerdem, dass man zu wenig über die Genauigkeit von Infrarot-Thermometern weiß, obwohl sie bereits massenhaft zur Infektionskontrolle an Flughäfen eingesetzt werden. Problematisch sei auch die Funktionsweise der Geräte, die zuverlässige Messungen nur erlauben, wenn ein präziser Abstand zum Körper eingehalten wird. Außerdem muss die Haut schweißfrei sein - eine Bedingung, die gerade bei Fieberpatienten seltsam erscheint.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2015
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