Von ähnlichen Ergebnissen hatten bereits Autoren früherer Studien berichtet. Diese hatten zum Teil allerdings ausschließlich Schwerkranke eingeschlossen. Diese Patienten könnten von einem höheren Gewicht profitieren, da es dem Körper zusätzliche Reserven verschafft, mit deren Hilfe der Körper womöglich besser mit der Krankheit fertig wird.
Einige Experten halten es auch für denkbar, dass sich das Körperfett selbst schützend auf das Herz auswirken könnte. Ähnliches gilt vielleicht auch für gesunde Erwachsene, vermuten die Autoren der aktuellen Studie. Unter deren fast drei Millionen Teilnehmer befanden sich sowohl gesunde als auch kranke Menschen.
Flegal und ihre Kollegen vermuten jedoch nicht, dass ihre Ergebnisse erheblich anders ausgefallen wären, hätten sie sich ausschließlich auf eine der beiden Gruppen beschränkt. Schließlich können auch Menschen ohne chronische Leiden an einer Infektion erkranken oder sich einer Operation unterziehen, die den Körper stark fordern. Als weitere Erklärung führen sie an, dass mollige Menschen vielleicht häufiger einen Arzt aufsuchen und Krankheiten bei ihnen daher eher behandelt werden.
Als Freibrief für ungehemmte Völlerei kann die Studie dennoch nicht dienen. Das liegt vor allem daran, dass die Forscher allein den BMI als Maß für die Körperfülle herangezogen haben. Diese Art der Kategorisierung ist weit verbreitet, vielen Fachleuten zufolge aber wenig aussagekräftig, solange man nicht auch andere Faktoren betrachtet. Die Verteilung des Fettes zum Beispiel. Ein dicker Bauch gilt als riskanter für das Herz als ausladende Hüften - im BMI drückt sich dieser Unterschied jedoch nicht aus. Hinzu kommt, dass auch viele Sportler mit muskulösem Körper es auf einen BMI bringen, der sie übergewichtig erscheinen lässt.
"Den BMI zu bestimmen, ist nur der erste Schritt hin zu einer umfassenden Risikobewertung", schreiben Steven Heymsfield und William Cefalu vom Pennington Biomedical Research Center in Baton Rouge (Louisiana) in einem begleitenden Kommentar.