Übergewicht:Gewichtiger Schicksalsglaube

A Papa John's International Inc. Location Ahead Of Earnings Data

Im Glauben, ihr Gewicht sei Schicksal, verspeisen viele Menschen Tiefkühlpizza und ähnliche fettreiche Gerichte.

(Foto: Bloomberg)

Menschen, die denken, dass sie ihr Körpergewicht ohnehin nicht beeinflussen können, leben weniger gesund als andere. Dabei gilt: Der Körperumfang ist nicht unverrückbar festgelegt.

Von Werner Bartens

Schwere Knochen, Veranlagung, alles stoffwechselbedingt. Es liegt eben in der Familie - oder etwas moderner ausgedrückt: in der DNA. Erklärungen, warum das Übergewicht wie eine Naturgewalt über einen gekommen ist, gibt es viele. Und gegen diese Fügung kann man natürlich nichts machen. Weil es so aussichtslos erscheint, versuchen viele dickleibige Menschen gar nicht erst, ein paar Kilo zu verlieren, sondern legen sogar noch weiter zu. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung im aktuellen Fachmagazin Health Education and Behavior (online).

"Wenn jemand glaubt, dass er an seinem Gewicht durch bessere Ernährung oder Sport sowieso nichts ändern kann, wird sein Verhalten auf schnellen Lustgewinn abzielen", schreiben die Studienautoren Mike Parent und Jessica Alquist von der Texas Tech University. "Dann wird Süßes und Fettiges gegessen und Bewegung vermieden."

Ärzte und Ernährungsexperten könnten ihre Patienten motivieren und zu gesünderem Verhalten anspornen, indem sie ihnen nahelegen, dass sich das Gewicht durchaus verringern lasse, so die Wissenschaftler. Egal, welche genetischen oder metabolischen Voraussetzungen jemand mitbringt: Ob man zu- oder abnimmt, ist in erster Linie davon abhängig, ob man mehr oder weniger Energie zu sich nimmt, als man verbraucht.

Das Forscherteam analysierte Daten von fast 9000 Erwachsenen, die zusätzlich in Fragebögen Auskunft über ihr Alltagsverhalten gegeben hatten. Dabei zeigte sich, dass die Vermutung, ihr Gewicht lasse sich sowieso nicht ändern, bei den Teilnehmern mit zunehmendem Alter zu einem immer ungesünderen Verhalten führte. Je älter die Probanden, desto weniger hatten sie Obst und Gemüse auf dem Speiseplan oder versuchten, andere gesunde Lebensmittel vorrätig zu haben. Dies galt erstaunlicherweise auch für dünne Erwachsene, die der Überzeugung waren, dass sie sowieso schlank bleiben würden.

In ähnlichem Maße nahm mit dem Alter die Bereitschaft ab, sich ausreichend zu bewegen. Gleichzeitig stieg bei Dicken wie Dünnen der Konsum von Fertiggerichten wie Tiefkühl-Pizza oder anderen vorgekochten Mahlzeiten, die nur aufgewärmt werden mussten. Vermutlich haben ältere Dicke schon etliche frustrierende Versuche abzunehmen hinter sich und deshalb die Hoffnung aufgegeben, an ihrer Leibesfülle etwas ändern zu können.

Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass Frauen eher bereit sind als Männer, ihr Verhalten umzustellen, wenn ihnen die negativen Konsequenzen der Fettleibigkeit aufgezeigt und sie ermutigt werden. In dieser Studie zeigten sich jedoch keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Dabei gilt für Männer wie Frauen gleichermaßen, dass der Körperumfang bei niemandem unverrückbar festgelegt ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: