Transplantationen:Wie andere Länder an Spenderorgane kommen

Die Deutschen sollen künftig gründlicher über das Thema Organspende nachdenken. Dabei sind die Neuregelungen des Transplantationsgesetzes vergleichsweise moderat. Andere Länder haben drastischer auf den Mangel an Spenderorganen reagiert. Taugen sie als Vorbilder?

Berit Uhlmann

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LANDESWEITE KAMPAGNE WIRBT FÜR ORGANSPENDE

Quelle: dpa

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Jeden Tag sterben in Deutschland im Schnitt zwei bis drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten. Derzeit diskutiert die Politik über Änderungen am Transplantationsgesetz, mit denen sanfter Druck auf die Deutschen ausgeübt werden soll, sich stärker mit dem Thema auseinanderzusetzen. Viele andere Länder belassen es nicht bei Appellen. Hier einige Beispiele dafür, wie anderswo die Zahl der Organspenden erhöht wird. Hätte Deutschland diesen Beispielen folgen sollen? Stimmen Sie ab!

Neues deutsches Transplantationsgesetzes - Prinzip: Keinen Zwang ausüben

Die Deutschen sollen künftig regelmäßig per Brief befragt werden, ob sie nach ihrem Tod Organe spenden wollen. Aller Voraussicht nach werden den Briefen Organspendeausweise beigelegt, so dass die Empfänger ihren Willen gleich dokumentieren können. Kernidee der Neuregelung: Es soll bei dem sensiblen Thema keinerlei Zwang geben. Die Briefe können auch ungelesen in den Papierkorb wandern.

Halten Sie die Regelung für gut?

Organspende

Quelle: dpa

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In Europa weit verbreitet - Wer nicht will, muss widersprechen

Jedem körperlich geeigneten Toten werden Organe entnommen, es sei denn, der Mensch hat sich zu Lebzeiten ausdrücklich dagegen ausgesprochen. Das ist Realität in vielen west- und mitteleuropäischen Ländern, darunter Spanien, Österreich und Portugal. In diesen Ländern kommen auf eine Million Einwohner durchschnittlich 21 Spender. In den Ländern mit weniger Druck liegt die Rate bei etwa 15 Spendern pro Million Einwohner.

Wie finden sie die sogenannte Widerspruchslösung?

Palliativstation in München, 2011

Quelle: Catherina Hess

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Beispiel Frankreich und Italien - Das letzte Wort haben die Angehörigen

Um dieser Widerspruchslösung ihre Unwideruflichkeit zu nehmen, ist sie in einigen Ländern erweitert worden. Damit können auch Angehörige nach dem Tod des Verwandten ein Veto gegen die Organentnahme einlegen. Diese Regelung gilt in mehreren europäischen Staaten, darunter Italien und Frankreich.

Finden Sie diese Lösung sinnvoll?

Organspende

Quelle: dpa

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Israel - Wer gibt, bekommt auch

In Israel werden Menschen, die sich zur Organspende bereiterklärt haben, bevorzugt, wenn sie selbst oder ihre engsten Angehörigen einmal ein Spenderorgan benötigen. Die durch religiöse Vorbehalte traditionell sehr niedrige Spendenbereitschaft steigt seither an. Auch einige deutsche Gesundheitsökonomen haben sich für eine solche Bonusregelung ausgesprochen. Kritiker befürchten allerdings, dass damit der Weg in die Kommerzialisierung der Organspende geebnet werde.

Was halten Sie von dieser Regelung?

Thema Organspende, Spenderorgane

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Spanien - Prämien für Ärzte

Spanien ist weltweit Spitzenreiter bei der Organspende, die Rate liegt doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt. Eine ganze Reihe von Gründen dürfte für die Spitzenposition verantwortlich sein, unter anderem die intensive Schulung der Ärzte und die Existenz von Spende-Koordinatoren in fast allen Kliniken.

Daneben gibt es aber auch Praktiken, die ethische Bedenken aufwerfen. So bekommen die Mediziner einiger Kliniken Prämien für Organspenden. Das ist umso bedenklicher, da die Spenden-Koordinatoren gleichzeitig als Ärzte Kranke behandeln. Im Extremfall kann es vorkommen, dass ein Intensivmediziner einen Kranken mitbetreut, ihn gleichzeitig als potenziellen Organspender identifiziert, den Ablauf der Spende koordiniert - und dafür einen Bonus erhält.

Wie finden Sie diese Praxis?

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Quelle: AFP

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USA - Gratis-Begräbnis für Organspender

In einigen Regionen der USA erhalten die Angehörigen von Organspendern finanzielle Vergünstigungen. So werden teilweise die Begräbniskosten übernommen. Auch in Großbritannien wurde dieser Vorschlag vor kurzem diskutiert. Diese Praxis ist in Deutschland für so genannte "Körperspenden" üblich: Wer seinen toten Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellt, bekommt von den Forschungseinrichtungen eine kostenlose Bestattung.

Könnte dies auch ein Weg für die Organspende sein?

Intensivstation der Herzchirurgie Universitätsklinik Köln

Quelle: dpa

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Belgien - Organspende nach Sterbehilfe

Was in Belgien erstmals 2005 praktiziert wurde, rührt am stärksten an medizinische Tabus: Ärzte töteten damals eine schwerst kranke Frau auf deren eigenen Wunsch und entnahmen ihr mehrere Spenderorgane. Bislang wurde dieses Vorgehen etwa achtmal in Belgien praktiziert. In jedem Fall hatten die Sterbewilligen die Organspende von allein angesprochen. In Deutschland ist ein solches Vorgehen verboten.

Könnten Sie sich dennoch vorstellen, dass es hierzulande funktionieren könnte?

© Süddeutsche.de/beu/holz/rus
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