Tipps für den Einkauf von Knoblauch:Viel Gestank, wenig Wirkung

Tipps für den Einkauf von Knoblauch: Fest geschlossene, unverletzte Hüllen lassen frische Zehen erwarten.

Fest geschlossene, unverletzte Hüllen lassen frische Zehen erwarten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Glauben an die Heilwirkung verschlingen manche Menschen unfreundlich große Knoblauchmengen. Doch viele Leiden dürften trotzdem so hartnäckig an ihnen hängen bleiben wie der Geruch der zerkauten Zehen. Die Ausdünstungen allerdings lassen sich abschwächen.

Von Berit Uhlmann

Bis zu 40.000 Artikel liegen in einem durchschnittlichen deutschen Supermarkt aus. Welche taugen etwas? Was nützt, was schadet der Gesundheit? Wie sinnvoll sind Bio-Nahrungsmittel und welche Werbefallen stellt die Lebensmittelindustrie dem Konsumenten? In dieser Serie bewerten wir weit verbreitete Lebensmittel für Sie. Teil 27: Knoblauch.

Wer je von einer betäubenden Knoblauchfahne in die Flucht geschlagen wurde, glaubt gerne, dass die scharfen Zehen auch allerlei Krankheitserregern und Beschwerden den Garaus machen können. Und doch sind Nachweise rar.

Ermutigend sind allenfalls die Studien zur blutdrucksenkenden Wirkung. Verschiedenen Studien zufolge kann Knoblauch den Blutdruck um etwa vier bis 16 Einheiten (mm Hg) senken. Getestet wurden jedoch in aller Regel Knoblauchpräparate aus der Apotheke. Ob rohe Zehen eine vergleichbare Wirkung haben, ist nicht klar. Ebenso fraglich ist, ob mit der Blutdrucksenkung durch die Dragees letztlich auch dramatische Folgeerkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle vermieden werden.

Einige Studien deuten darauf hin, dass Knoblauch Erkältungen vorbeugen kann. Ist der Infekt erst da, scheinen die Zehen keinen Effekt mehr zu haben. Doch wie bei fast allen Medikamenten und Hausmitteln gegen Erkältungen gilt auch für den Knoblauch: Er ist nicht wirklich gut untersucht, denn letztlich hat die Behandlung von banalem Schnupfen und Husten in der medizinischen Forschung keine sehr hohe Priorität. Die meisten anderen postulierten Wirkungen - etwa, dass Knoblauch Krebs oder Diabetes verhindern soll - sind ebenfalls nicht ausreichend belegt. Ob Knoblauch als Cholesterinsenker taugt, ist umstritten. Studien brachten hier widersprüchliche Ergebnisse.

Dagegen sind ernste Nebenwirkungen kaum zu befürchten. Wer Knoblauch verträgt, kann zugreifen. Die heftigste Nebenwirkung hat dann die Umwelt zu erdulden: den Geruch.

Wie wird man eine Knoblauchfahne los?

Ist nicht irgendein Kraut gegen die Knoblauchfahne gewachsen? Eine ganze Reihe Kräuter und Obst wie Basilikum und Pflaumen wurde schon verhältnismäßig erfolgreich getestet. Allerdings vertreiben sie in erster Linie die Geruchskomponenten, die sich ohnehin sehr schnell verflüchtigen. Sie verziehen sich 30, spätestens 60 Minuten nach dem Knoblauchessen. Die wirklich üblen Stinker sind jene Schwefelverbindungen, die im Darm entstehen und Stunde um Stunde, manchmal tagelang über Mund und Nase entweichen.

2010 kamen US-Forscher mit der erbaulichen Kunde aus ihren Labors heraus, dass Milch den Gestank abmildern kann. Eine Stunde nach dem Knoblauchverzehr hatte das Getränk die langlebigen Schwefelverbindung im Atem von Versuchspersonen um mehr als die Hälfte reduziert. Am besten war das Ergebnis, wenn Milch direkt zur Mahlzeit getrunken wurde.

Vor kurzem fügten Wissenschaftler weitere Lebensmittel auf die Liste der Geruchs-Stopper hinzu: Zehn Gramm frische Minzblätter, ein halber Liter Zitronensaft-Wasser-Gemisch, 100 Gramm frischer Apfel - jeweils direkt nach dem Knoblauch verzehrt - wirkten nach 60 Minuten ähnlich gut wie die Milch.

Doch letztlich wurde das olfaktorische Leiden nur halbiert und nicht gebannt. "Noch ist es nicht möglich, den schlechten Atem nach dem Knoblauchessen komplett zu vermeiden", räumen die Forscher ein. Auch noch so heftiges Zähneputzen, Sprayen oder Kaugummikauen bleibt nur Kosmetik. Denn die Schwefelverbindungen werden auch über die Haut abgegeben. Als Hilfsmaßnahme bleibt daher nur, nahestehende Personen an der Knoblauch-Mahlzeit teilnehmen zu lassen, weil sie das weitgehend immun gegen den Mief macht. Oder Alternativen zu den Zehen suchen.

Vielfältiger als gedacht: Knoblauch-Sorten

Wer das Knoblauch-Aroma mag, braucht nicht zwangsläufig die scharfen Zehen, er braucht unter Umständen überhaupt keine Zehen. Denn zum Knoblauch zählen auch Sorten, von denen nur die Blätter gegessen werden. Die bekannteste ist der Bärlauch.

Im Handel gibt es etwa 80 verschiedene Knoblauchsorten, sagt Michael Keusgen, Pharmazeut an der Universität Marburg: Daneben existieren noch zirka 850 wilde Zwiebel- und Knoblaucharten, von denen sicherlich ein Viertel auch genutzt wird - zumeist lokal. Es kann sich lohnen, auf Wochenmärkten und in Spezialgeschäften zu stöbern.

Die Unterschiede in Schärfe und Geschmack sind groß. Wer eher mildes Aroma bevorzugt, dem empfiehlt der Wissenschaftler Knoblauchsorten, von denen man die Blätter verzehrt. Dazu gehören beispielsweise der chinesische Schnittlauch und der Berliner Bärlauch, der auch Wunderlauch genannt wird. Wem Knoblauch "auf den Magen schlägt, sollte es einmal mit Schnittknoblauch versuchen - oder im Frühjahr mit frischen Bärlauchblättern", rät Keusgen. Mehr Informationen zu den Pflanzen finden Sie in der unten stehenden Bildergalerie.

Wie Sie frischen Knoblauch erkennen

Wer den simplen Knoblauch bevorzugt, kann mit etwas Aufmerksamkeit verhindern, dass er am Ende steinharte, verschrumpelte oder schimmelige Zehen unter der Hülle entdeckt. Hochwertige Zehen sind hell, prall und saftig. Die besten Chancen hat, wer auf folgende Zeichen achtet:

  • Sofern der Stiel an der Knolle noch vorhanden ist, sollte er saftig und grün aussehen. Das ist ein Hinweis auf Frische.
  • Die papierartige Haut sollte den Knoblauch komplett überziehen und keine Risse, Druckstellen oder Verfärbungen haben.
  • Wachsen Keime aus den Zehen heraus, ist dies ein Zeichen, dass der Knoblauch zu alt oder schlecht getrocknet ist.
  • Riecht der Knoblauch modrig, sollte er nicht mehr verwendet werden. Riecht er nach gar nichts, ist alles in Ordnung. Denn den typischen Knoblauchgeruch darf der Kunde nicht erwarten; er entsteht erst, wenn die Zehen durch Messer, Presse oder Zähne verletzt werden.
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