Mehr als 40.000 Artikel liegen in einem durchschnittlichen deutschen Supermarkt aus. Welche davon taugen etwas? Was nützt, was schadet der Gesundheit? Wie sinnvoll sind Bio-Nahrungsmittel und welche Werbefallen stellt die Lebensmittelindustrie dem Konsumenten? In regelmäßiger Folge bewerten wir hier weit verbreitete Lebensmittel für Sie. Teil 7: Joghurt
Das hatte der Welt gerade noch gefehlt: Im vergangenen Jahr kam der FC-Bayern-Joghurt auf den Markt. Der Hersteller druckte das Klub-Emblem auf seinen Fruchtjoghurt und verkaufte ihn teurer als das Original ohne diesen Aufdruck, wie die Verbraucherzentrale Hamburg bemängelte.
Es wäre kein Wunder, wenn den Firmen die Ideen für neue Sorten ausgehen würden. 2000 verschiedene Joghurts waren allein zwischen 2001 und 2008 auf dem Markt - eine Vielfalt, die kaum ein anderes Lebensmittel erreicht, wie eine Marktstudie der Universtiät Kiel aufführt. Und es wäre auch nicht verwunderlich, wenn die Hersteller selbst mit zweifelhaften Kreationen auf der Welle des immer Neuen weiterreiten. Denn die Vielfalt ist den Kieler Autoren zufolge ein wesentlicher Grund für den seit mindestens 15 Jahren steigenden Absatz des Milchproduktes.
Zweiter großer Erfolgsfaktor sind die vermeintlichen Gesundheitseffekte, die einige Hersteller suggerieren. Doch die meisten dieser Verheißungen sind nicht weniger fragwürdig als Kreationen à la "Märchen-Joghurt" oder "Joghurt Fantasie".
Prinzipiell ist Joghurt auf dem Speiseplan durchaus empfehlenswert. Seine Milch liefert das wichtige Kalzium. Purer, fettarmer Joghurt ist mit 71 Kilokalorien pro 150-Gramm-Becher zudem leichte Kost. Als Harvard-Wissenschaftler im renommierten New England Journal of Medicine eine Art Hitliste der Dickmacher veröffentlichten, stand Joghurt weit unten. Das heißt, Menschen, die viel Joghurt aßen und dafür andere Lebensmittel wegließen, nahmen eher ab.
Allerdings dürfte dies längst nicht für jeden Supermarkt-Joghurt gelten. In einer aktuellen Untersuchung von Öko-Test enthielten alle 20 getesteten Erdbeerjoghurts sehr viel Zucker - bis zu zehn Stück Würfelzucker im 250-Gramm-Becher. Dies sind noch etwa zwei Stück mehr, als 250 Milliliter Cola enthalten.
"Erkennbar ist der Zuckeranteil für den Verbraucher allerdings meist nicht", kritisiert Armin Valet von der Vebraucherzentrale Hamburg. Die Angabe des Zuckeranteils ist erst ab 2014 Pflicht, auf den meisten Produkten findet sie sich allerdings jetzt schon. Doch beim Joghurt drücken sich viele Hersteller noch.