Tipps für den Einkauf:Daran erkennen Sie gute Lebkuchen

Lebkuchen Stollen

Sie sehen alle lecker aus - aber wie gut ein Lebkuchen wirklich ist, erschließt sich dem Verbraucher nur bei genauerem Hinsehen. 

(Foto: dpa)

Sie gehören zu Weihnachten dazu: Lebkuchen. Das Angebot ist nahezu unüberschaubar. Doch die Qualitätsunterschiede sind immens. Worauf Verbraucher auf der Suche nach guten Lebkuchen achten sollten - und was die richtige Zimtsorte für die Gesundheit bedeutet.

Von Maria Holzmüller

Mehr als 40.000 Artikel liegen in einem durchschnittlichen deutschen Supermarkt aus. Welche davon taugen etwas? Was nützt, was schadet der Gesundheit? Wie sinnvoll sind Bio-Nahrungsmittel und welche Werbefallen stellt die Lebensmittelindustrie dem Konsumenten? In regelmäßiger Folge bewerten wir hier weit verbreitete Lebensmittel für Sie. Teil 2: Lebkuchen

Die Vorfreude ist jedes Jahr groß, Ungeduldige greifen auch schon im Oktober zu: Lebkuchen schmecken nach Weihnachten, nach Winter und nach fröhlichen Tagen im Kreis der Familie. Und auch wenn sie aufgrund ihres Zucker- und Fettgehalts nicht der gesündeste Snack sind, im Durchschnitt haben sie immer noch weniger Kalorien als Schokolade. Der durchschnittliche Brennwert von Lebkuchen liegt bei 400 Kalorien pro 100 Gramm - die gleiche Menge Vollmilchschokolade bringt es auf mindestens 500 Kalorien.

Je höher der Nuss- oder Vollkornanteil in den Lebkuchen ist, desto länger sättigen diese und versorgen den Körper zudem mit ungesättigten Fettsäuren und wichtigen Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Kalium. Und wie bei allen Weihnachtsnaschereien gilt: In Maßen genossen, wird der Körper auch mit Zucker fertig - erst recht, wenn dazu noch ausreichend Bewegung kommt.

Doch woran erkennt man als Kunde die Qualität eines Lebkuchens? Ein Überblick:

  • "Feine" und "Feinste Lebkuchen" - Was verrät das Etikett?

Lebkuchen sollten vor allem aus Nüssen, Marzipan und Honig bestehen. "Ein Lebkuchen darf maximal zehn Prozent Mehl enthalten", erläutert Manfred Stiefel, Sachverständiger Prüfer des Instituts für Qualitätssicherung von Backwaren. Je qualitativ hochwertiger ein Lebkuchen ist, desto höher ist der Nussanteil - mitunter ist der sogar festgeschrieben. "Die einfachsten Lebkuchen, die sogenannten Oblatenlebkuchen müssen mindestens sieben Prozent Ölsaaten enthalten, davon die Hälfte Haselnüsse, Mandeln oder Walnüsse. Andere Ölsaaten sind zum Beispiel Sesam oder Sonnenblumenkerne. Sogenannte 'Feine Lebkuchen' müssen mindestens 12,5 Prozent Haselnüsse, Walnüsse oder Mandeln enthalten. 'Feinste Lebkuchen', die so genannten Elisenlebkuchen, müssen hingegen aus mindestens 25 Prozent Nüssen und Mandeln bestehen", sagt Stiefel.

Das schlägt sich im Preis nieder. "Die Zutaten, die in einen Lebkuchen hineingehören, sind so teuer, dass es eigentlich unmöglich ist, fünf Stück für zwei oder drei Euro zu verkaufen", sagt Stiefel.

Auch bei der Schokoladenglasur von Lebkuchen gibt es Unterschiede, die sich anhand der Zutatenliste erkennen lassen. Hier ist echte Kuvertüre hochwertiger und gesünder als eine kakaohaltige Fettglasur. Während Kuvertüre ausschließlich Kakaomasse, Kakaobutter und Zucker enthalten darf, wird in der kakaohaltigen Fettglasur die Kakaobutter durch billigere Pflanzenfette ersetzt. Sie darf nur verwendet werden, wenn dies auf der Packung ausreichend kenntlich gemacht ist.

Wer genau hinsieht, erkennt Qualitätsunterschiede schon optisch. Qualitätsprüfer Stiefel empfiehlt Verbrauchern einen Blick auf den Schokoladenüberzug. "Hier lässt sich erkennen, ob der Lebkuchen nur hauchdünn mit Schokolade überzogen ist, oder ob ihn eine ordentliche Schokoladenschicht umhüllt. Die ist für den Geschmack wichtig, dient aber auch der Frischhaltung."

Zimt - Unterschätzte Gefahr im Lebkuchen?

Ebenfalls Auswirkungen auf den Preis eines Lebkuchens hat der Zimt, der für die Herstellung verwendet wird. Auch wenn auf der Zutatenliste einfach "Zimt" steht, so gibt es doch große Unterschiede. Die Industrie verwendet vornehmlich den etwas herberen und vor allem günstigeren Cassia-Zimt, während der mildere süßlichere Ceylon-Zimt aus Sri Lanka nur sehr selten verwendet wird.

Ceylon-Zimt ist teurer, aber auch besser verträglich, weil er eine geringere Konzentration des Stoffes Cumarin aufweist, wie der aid Infodienst erläutert. Dieser Stoff kann bei empfindlichen Menschen nach einem Konsum über mehrere Wochen Leberschäden hervorrufen, im schlimmsten Fall führt er zu einer Entzündung der Leber, die sich durch Gelbsucht bemerkbar macht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit halten einen täglichen Verzehr von 0,1 Milligramm Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht selbst für empfindliche Verbraucher für unbedenklich. Das bedeutet aber auch, dass bei Kleinkindern mit einem Gewicht von weniger als 15 Kilogramm der Tageshöchstwert bereits nach einem Konsum von 100 Gramm Lebkuchen überschritten sei, warnt das BfR.

Für Erwachsene sei der Zimtkonsum in Weihnachtsgebäck jedoch nahezu unbedenklich, gibt das BfR an. "Ein Erwachsener mit 60 kg Körpergewicht kann ein Leben lang täglich 6 mg Cumarin aufnehmen, ohne dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist", so das Fazit. Das entspräche ungefähr einem Verzehr von 400 Gramm Lebkuchen. Auch eine kurzzeitige Überschreitung dieses Werts sei unbedenklich.

Ob für die Erstellung von Backwaren Ceylon- oder Cassia-Zimt verwendet wurde, muss bislang nicht angegeben werden. Allerdings weisen Hersteller, die den hochwertigen Ceylon-Zimt verwenden, oft freiwillig darauf hin.

Wie gefährlich ist Acrylamid?

Vor einiger Zeit wurden Verbraucher in der Vorweihnachtszeit vor schädlichem Acrylamid in Backwaren gewarnt. "Dabei handelt es sich um einen chemischen Bestandteil, der bei starker Erhitzung kohlehydratreicher Lebensmittel entsteht", erläutert Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern.

In erhöhter Konzentration könnte Acrylamid Studien zufolge krebserregend sein. Nach Angaben der Verbraucherzentrale Bayern sind die Acrylamid-Werte in industrieller Ware in den vergangenen Jahren jedoch deutlich zurückgegangen und bei Lebkuchen diesbezüglich keine Risiken mehr zu erwarten. Auch die Organisation Foodwatch stellte 2009 einen Rückgang der Acrylamid-Werte fest.

  • Was sagt mir die geografische Angabe im Namen von Lebkuchen?

Nürnberger Lebkuchen sind die besten? Oder können sich Lebkuchen aus der ganzen Welt mit der Bezeichnung schmücken? Nein, beruhigt Verbraucherschützerin Krehl. "Nürnberger Lebkuchen" ist eine geschützte geografische Angabe. Lebkuchen mit diesem Namen müssen auch in der Region Nürnberg hergestellt worden sein."

Woher die Zutaten für den Lebkuchen stammen, weiß der Kunde dadurch aber noch nicht. Dafür wäre eine "geschützte Ursprungsbezeichnung" nötig, wie sie beispielsweise den Parma-Schinken auszeichnet. Der muss nicht nur in der Region Parma hergestellt werden, auch die Schweine müssen von dort stammen.

Bei Lebkuchen lässt sich das allerdings nicht umsetzen. "Dass Mandeln und Zitronat nicht aus der Region Nürnberg stammen können, sollte jedem Verbraucher auch sein klarer Menschenverstand sagen", meint Agrarwissenschaftlerin Britta Klein.

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