Tipps für Allergiker:Den Pollen entkommen

Mit dem lang ersehnten Frühling beginnt für Millionen Pollenallergiker wieder das Leid. Was Sie tun können, um das Schlimmste zu vermeiden: Tipps gegen Heuschnupfen - von Akupunktur bis Zigarette.

Berit Uhlmann

Mindestens zwölf Millionen Deutsche leiden an Heuschnupfen - Tendenz steigend. Mittlerweile entfalten Pollen fast das ganze Jahr über ihre gefürchtete Wirkung. Völlig entkommen können Sie den Allergenen nicht, doch durch einige einfache Tricks lässt sich die Belastung auch jenseits von Medikamenten reduzieren. Ein Überblick:

Ambrosiapflanzen sind Allergie-Auslöser und werden vernichtet

Ambrosiapflanzen bereiten nicht nur Allergikern Probleme. Auch Naturschützer halten wenig von der eingeschleppten Pflanze.

(Foto: dpa)

Anfang: Eine Allergie beginnt nicht zwangsläufig schon in jungen Jahren; sie kann auch im höheren Alter neu oder wieder auftreten. Einen ersten Anhaltspunkt, ob einen ein banaler Schnupfen oder eine Allergie plagt, bietet der Juckreiz. Wenn Nase und Augen nicht nur triefen und tränen, sondern auch jucken, hat man mit höherer Wahrscheinlichkeit keine Erkältung, sondern eine Allergie. Auch farbloser, wässriger Nasenschleim spricht eher dafür, ebenso, wenn die Beschwerden länger als eine Woche anhalten. Es ist wichtig, dann ärztlichen Rat einzuholen, denn eine unbehandelte Pollenallergie kann zu chronischem Asthma führen.

Ambrosie: Die aus Nordamerika stammende Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) kann schwere Pollenallergien und Asthma hervorrufen. Mittlerweile ist sie in fast ganz Deutschland heimisch. Verbreitet wird sie unter anderem durch Vogelfutter. Allergiker sollten deshalb besonders darauf achten, was sie im Winter verfüttern. Wer eine der etwa 60 bis 120 Zentimeter hohen Pflanzen in Garten oder Umgebung entdeckt, sollte sie am besten vor der Blüte im Juli mitsamt der Wurzel herausreißen und im Hausmüll entsorgen, rät das Bundesamt für Naturschutz.

Akupunktur: Studien kommen zu dem Schluss, dass Akupunktur die Beschwerden bei Heuschnupfen lindern kann. Patienten brauchen weniger Antihistaminika und haben eine höhere Lebensqualität.

Fußboden, Garten, Haare

Fußboden: Durch Luftzug, Kleidung und Schuhe gelangen Pollen in die Wohnung. Am Teppichboden setzen sie sich besser fest, während sie auf glattem Boden stärker aufgewirbelt werden. Andererseits lässt sich Staub vom glatten Boden sehr gut wieder entfernen - indem man etwa alle zwei Tage saugt und feucht wischt. Für welche Art von Fußboden Allergiker sich entscheiden, hängt daher auch davon ab, wie stark die Wohnung verschmutzt wird und wie viel Zeit sie für die Reinigung erübrigen können.

Empfehlenswert für Allergiker sind Staubsauger, die die aufgesammelten Partikel möglichst nicht hinten wieder herausblasen. Stiftung Warentest hat eine Liste von Saugern mit sehr gutem Staubrückhaltevermögen zusammengestellt. Doch egal wie fest die Geräte ihren Inhalt halten, das Putzen allein wirbelt so viel Staub auf, dass Allergiker es nach Möglichkeit anderen überlassen sollten.

Garten: Wer an einer Gräserallergie leidet, sollte überhaupt keinen Rasen haben oder ihn stets sehr kurz halten. Das Rasenmähen sollte aber nicht der Pollenallergiker übernehmen, denn dabei können große Pollenmengen aufgewirbelt werden. Bleibt die Gartenarbeit doch am Allergiker hängen, kann er das Schlimmste vermeiden, indem er den Rasen anfeuchtet oder nach dem Regen mäht und so genannte Mulchrasenmäher verwendet, sagt Helge Masch, Leiter des Botanischen Sondergartens in Hamburg-Wandsbek.

Der Botaniker empfiehlt zugleich, Pflanzen anzuschaffen, die mit dem Etikett "Bienenweide" ausgelobt sind. Sie zielen auf die Bestäubung durch Insekten und nicht durch Wind ab. Das heißt, sie haben weniger und schwerere Pollen, die nicht so stark aufwirbeln.

Haare: In den Haaren können sich Pollen festsetzen. Einen gewissen Schutz bietet eine Kopfbedeckung. Zudem sollten die Haare in der Pollensaison am besten jeden Abend gewaschen werden. Damit verhindern Allergiker, dass sie die Allergene während der Nacht einatmen.

Kleidung, Lüften, Obst

Kleidung: Auch an der Kleidung können Pollen gut haften. Getragene Stücke sollten nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden. Wäsche sollte nicht im Freien aufgehangen werden.

Lüften: Fenster und Türen sollten während der Pollensaison möglichst geschlossen bleiben. Einen gewissen Schutz bieten auch Pollenfilter an den Fenstern. Nach Herstellerangaben halten sie bis zu 90 Prozent der Pollen fern. Viel Sicht hat man dann aber nicht mehr.

Wer keine Filter hat, sollte abends lüften, sofern er auf dem Land wohnt, denn dann ist die Pollenkonzentration niedriger. In Städten sind dagegen am Morgen die wenigsten Pollen in der Luft - und die Zeit für das Lüften ist günstig. Generell sollten die Fenster möglichst bei Windstille geöffnet werden. Auch die Zeit während oder nach einem Regen ist ratsam, denn dann ist die Luft besonders rein.

Luftreiniger: Geräte, die Staub aus der Luft filtern, sind nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes recht effektiv. Allerdings sind manche Geräte sehr laut.

Obst: Viele Allergiker vertragen in der Pollensaison kein Obst. Sogenannte Kreuzallergien sind dafür verantwortlich. Der Allergie- und Asthmabund rät, Früchte zu erhitzen. Nach 30 Sekunden in der Mikrowelle sind Äpfel zwar weniger knackig, ihre Allergene aber inaktiviert. Auch eingewecktes Obst ist eine Alternative.

PKW, Pollenkalender, Urlaub

Pkw: Beim Autofahren sollten Allergiker die Fenster schließen und das Gebläse ausstellen. Viele Hersteller bieten auch spezielle Pollenfilter für die Lüftung oder Klimaanlage an.

Birkenblatt mit Blüte

Birken gehören zu den Pflanzen, die Allergikern Probleme bereiten können. Ein Pollenkalender informiert über die Gefährdung.

(Foto: DPA-SZ)

Pollenkalender: Einen täglich aktualisierten Pollenkalender gibt der Deutsche Wetterdienst heraus. Wird besonders intensiver Pollenflug erwartet, sollten Allergiker anstrengende Tätigkeiten im Freien vermeiden. Denn in diesem Fall atmen sie stärker, und es gelangen mehr Pollen in die Luftwege.

Urlaub: Allergiker können den hohen Pollenkonzentrationen durch geschickte Urlaubsplanung entkommen. Geeignete Ziele sind das Hochgebirge, die Küste und insbesondere Inseln. Es gibt Anbieter und Urlaubsorte, die sich auf Pollenallergiker spezialisiert haben. Eine Garantie auf eine komplett pollenfreie Umgebung gibt es aber in kaum einer gängigen Urlaubsregion.

Wohnort, Wetter, Zigaretten

Wohnort: Pollen haben neueren Studien zufolge ein höheres Allergiepotenzial, wenn sie mit hoher Luftverschmutzung und Ozonbelastung einhergehen. Anwohner von vielbefahrenen Straßen sind damit aggressiveren Pollen ausgesetzt. In den Städten nimmt zudem die Pollenbelastung stärker zu als auf dem Land.

Wetter: Ungünstig für Allergiker sind Kälte, Wind und Starkregen. Kalte Luft reizt die Atemwege und kann so Beschwerden verstärken. Wind wirbelt Pollen auf und starker Regen kann die allergenen Inhaltsstoffe aus den Pollen herausschlagen. Das gilt besonders für Gräser. Günstig ist dagegen die Zeit nach einem schwächerem Niederschlag: Dann fliegen weniger Pollen durch die Luft.

Zigaretten: Allergiker sollten nicht rauchen. Die ständige Reizung der Atemwege durch den Zigarettenrauch erleichtert den Allergenen den Angriff auf die Schleimhäute. Dass Zigaretten einen Schutz vor Allergien bieten, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Eine niederländische Studie an Mäusen deutete zwar in diese Richtung, ob dies aber genauso für Menschen gilt, ist unklar. Zudem wiesen auch die Forscher darauf hin, dass ein möglicher Nutzen für Allergiker gegenüber den Gesundheitsrisiken des Tabakkonsums verschwindend gering sei.

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