Süddeutsche Zeitung

Studie:Wer sich jung fühlt, lebt länger

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Man ist nur so alt, wie man sich fühlt? Mediziner erkennen, dass dies nicht nur ein abgedroschener Spruch ist: Wer sich jünger fühlt, lebt nämlich tatsächlich auch länger.

Von Werner Bartens

Der Volksmund verkündet in medizinischen Angelegenheiten viel Unsinn. Doch gelegentlich trifft er ins Schwarze. Wie viel an der populären Weisheit dran ist, wonach man so alt ist, wie man sich fühlt, wollten zwei Epidemiologen vom University College London wissen. Im Fachblatt Jama Internal Medicine berichten Isla Rippon und Andrew Steptoe von ihrer Studie mit fast 6500 Senioren, die danach gefragt wurden, wie alt sie sich fühlen und etwa acht Jahre lang begleitet wurden.

Die Teilnehmer waren zu Beginn der Untersuchung im Durchschnitt 65,8 Jahre alt, fühlten sich aber im Mittel erst wie 56,8. Mehr als zwei Drittel der Probanden hatten sich mindestens drei Jahre jünger eingeschätzt, als sie tatsächlich waren. Von ihnen starben in den folgenden acht Jahren lediglich 14,3 Prozent. Unter den Teilnehmern, die sich ungefähr so alt fühlten, wie sie waren, erlebten 18,5 Prozent das Ende der Studie nicht mehr.

Ältere Menschen sind heute biologisch leistungsfähiger

Von den Teilnehmern, die sich zu Beginn für gefühlt mindestens ein Jahr älter hielten, starben immerhin 24,6 Prozent in den kommenden acht Jahren. Obwohl Behinderungen, chronische Krankheiten und ein ungesunder Alltag ein Grund für die Unterschiede in der verbleibenden Lebenserwartung sind und einberechnet wurden, ließ sich damit nicht das erhebliche Ausmaß der Differenzen erklären.

Das Gefühl, das Leben im Griff zu haben und der Wille, unter Jüngeren zu leben und mit ihnen mitzuhalten, spielen nach Ansicht der Wissenschaftler ebenso eine Rolle wie stärkere Widerstandkräfte. "Das gefühlte Alter, das man sich selbst zuschreibt, beeinflusst die tatsächlichen Alterungsvorgänge offenbar positiv", schreiben die Autoren. Mediziner wissen, dass ältere Menschen heute biologisch bis zu zehn Jahre jünger und leistungsfähiger sind als die 65- oder 75-Jährigen in den 1960er- oder 1970er-Jahren.

Wenn die Selbsteinschätzung, jünger zu sein, sich nicht nur gut anfühlt, sondern auch dazu beiträgt, länger zu leben - umso besser.

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Quelle:
SZ vom 16.12.2014
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