Stress von Fußball-Zuschauern:Cortisol in der Fan-Kurve

Ein spannendes Fußballspiel lässt den Stresspegel der Fans steigen - allerdings in unterschiedlichem Maße. Wissenschaftler haben nun untersucht, was die Anhänger besonders zum Rasen bringt.

Werner Bartens

Wahrscheinlich haben sich spanische Fußball-Fans schon an die vielen Siege ihres Landes gewöhnt. Oder sie sind wahre Puristen, die sich an der Schönheit des Spiels erfreuen - unabhängig davon, wie es ausgeht. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Cortisol-Werte und andere Stresshormonspiegel der meisten Zuschauer während eines Fußballspiels zwar deutlich erhöht sind, aber kaum ansteigen, wenn das eigene Team siegreich daraus hervorgeht (PLoS, online)?

Spanische Fußballfans feiern WM-Titel in München: Fußball lässt den Stresspegel bei den Fans steigen.

Spanische Fußballfans während der WM 2010: Der Stresspegel steigt bei drohender Niederlage.

(Foto: lok)

Der niederländische Organisationspsychologe Leander van der Meij hatte in Kooperation mit der Universität Valencia 50 spanische Fußballfans untersucht, die sich zu Hause oder beim Public Viewing das Endspiel der WM 2010 ansahen. Bekanntlich gewann Spanien durch ein Tor in der Verlängerung mit 1:0 gegen die Niederlande. Den Probanden wurden direkt vor Anpfiff, in der Halbzeitpause und 20 Minuten nach dem Abpfiff Speichelproben entnommen. Der Testosteron-Wert war zwar erhöht, blieb aber während des Spielverlaufs konstant.

Einzig bei einer Untergruppe junger Männer, die sich als besonders enthusiastische Anhänger der spanischen Nationalmannschaft bezeichneten, stiegen die Stresshormone im Lauf des Spiels an und erreichten um den Abpfiff den Höhepunkt - das Siegtor war kurz vor Schluss in der 116. Minute gefallen.

Für die Hormonforscher ist das ein plausibles Ergebnis, denn wer sich stark mit einer Mannschaft identifiziere, empfinde ein Unentschieden oder eine drohende Niederlage "als Bedrohung für das Selbstwertgefühl". Interessant wäre eine Analyse der Stresshormone während des Champions-League-Rückspiels des FC Bayern in Madrid. Für beide Mannschaften gilt, dass echte Fans kaum ruhig Blut bewahren werden.

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