Steigende Pflegekosten:Vom Pflege- zum Sozialfall

Etwa ein Drittel aller Heimbewohner kann die steigenden Pflegekosten nicht mehr auffangen und muss Sozialhilfe beantragen. Das ist unwürdig. Krankheit sollte alte Menschen nicht zu Bittstellern machen.

Ein Kommentar von Nina von Hardenberg

Heimpflege ist das ungeliebte Stiefkind der Pflegepolitik. Kein Mensch möchte im Alter in ein Heim umziehen, und so haben auch Politiker zuletzt kaum Anlass gesehen, diesen unpopulären Zweig der Pflegewirtschaft auch noch zu fördern. Die Zahlungen der Krankenkassen für Heimbewohner wurden seit Einführung der Pflegeversicherung fast nicht erhöht. Die steigenden Kosten tragen die alten Menschen alleine. Viele können das nicht mehr.

Die Knauserigkeit bei der Heimpflege war anfangs richtig - schließlich hatte die mächtige Branche 1995 vergleichsweise hohe Sätze für ihre Bewohner erwirkt. Für Pflege zu Hause gab es fast nichts. Zu Recht wurden deshalb zuletzt Dienste gefördert, die Menschen in ihrer vertrauten Umgebung halfen. Die Menschen wollen dort bleiben, und zumindest bei geringer Gebrechlichkeit ist das auch am billigsten. Jeder Umzug führt zu höheren Kosten, etwa für die neue Miete.

Ein Teil der Menschen wird dennoch auch künftig in Heime oder in eine Pflege-WG umziehen müssen. Demenz erzwingt häufig einen solchen Wechsel. Etwa ein Drittel der Bewohner bringt dieser Umzug schon heute in Not. Sie müssen Sozialhilfe beantragen. Das ist unwürdig. Krankheit sollte alte Menschen nicht zu Bittstellern machen. Wenn die Koalition wie geplant die Beiträge zur Pflegeversicherung anhebt, sollte das darum auch den Heimbewohnern zugutekommen.

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