Sport in der Schwangerschaft:Positive Erschütterung

Lesezeit: 3 min

WM 2006 - Brasilien - Australien - Fan

Sport - und zwar aktiver Sport - während der Schwangerschaft ist nicht nur gut für die Mutter, sondern auch für das Kind.

(Foto: dpa)

Schonprogramm, nur weil man schwanger ist? Von wegen: Sport in der Schwangerschaft ist nicht nur gut für die Mutter, sondern auch für das Kind.

Christina Berndt

Gleich nach dem positiven Schwangerschaftstest beginnen viele Frauen ihr Schonprogramm. Wer noch nie Spaß an Bewegung hatte, sieht in den anderen Umständen eine willkommene Ausrede. Aber auch sportliche Frauen unterdrücken oft ihren Bewegungsdrang - aus Angst, sie könnten dem Ungeborenen schaden.

Doch wahrscheinlich ist das Gegenteil der Fall: Schwangere, die trotz Müdigkeit und flauem Gefühl in der Magengegend, trotz verlagertem Schwerpunkt und strapazierten Bändern Lust auf Sport haben, sollten diesen unbedingt machen, rät Linda May von der Kansas City University of Medicine. Sie könnten ihrem Baby dadurch nämlich "einen Vorsprung in puncto Herzgesundheit" verschaffen.

Seit vier Jahren leitet die Bewegungsphysiologin May ein umfassendes Studienprogramm zu den Auswirkungen von Sport in der Schwangerschaft auf die Gesundheit des kindlichen Herzens. Neue Daten hat sie auf der Tagung Experimental Biology 2011 in Washington präsentiert. Deren Fazit lautet: Wenn die Mutter trainiert, trainiert das Ungeborene mit.

Für diese Erkenntnis hat May 61 Babys untersucht. Deren Mütter kannte sie schon länger. Die hatte sie bereits als Schwangere dreimal einbestellt, um die Kraft der Babyherzen im Mutterleib zu messen. Knapp die Hälfte der Frauen trieb mindestens dreimal pro Woche Sport, die übrigen pflegten einen eher gemächlichen Lebensstil.

So zeigte sich: Wenn die Mutter sportlich aktiv war, wurde die Herzrate des Föten langsamer und variabler, was als Zeichen für ein gesundes Herz gilt (Early Human Develop ment, Bd.86, S.213, 2010). In ähnlicher Weise verändert sich auf Dauer die Herzrate bei erwachsenen Menschen, wenn sie Sport treiben. Offenbar zeigen also auch die Ungeborenen einen Trainingseffekt - auch wenn es auf den ersten Blick nur die Mütter sind, die sich anstrengen.

Nun hat Linda May die Folgedaten vorgelegt und die Kraft der Babyherzen nach der Geburt vermessen. Dabei erwiesen sich nicht nur die Babys der trainierten Frauen als besonders trainiert. Der Trainingseffekt war umso größer, je mehr sich die Mütter bewegt hatten. Womöglich gelangen Hormone, die beim Sport ausgeschüttet werden, durch die Plazenta ins Babyblut und stimulieren die Herzen der Ungeborenen, sagt May.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema